Mehr Kostenwahrheit, weniger LKW-Verkehr?

Nur wenn den Verkehrsträgern tatsächlich die von ihnen verursachten Kosten angelastet werden, besteht eine Chance auf einen fairen Wettbewerb

LKW-Verkehr: heiß umfehdet, wild umstritten, quert er tagtäglich unser Land. Die lang diskutierte und für nächstes Jahr angesagte LKW-Maut soll Abhilfe schaffen. Bringt mehr Kostenwahrheit weniger LKW-Verkehr?

von Mag. Sylvia Leodolter

Mehr Kostenwahrheit im Verkehr ist seit Jahren eine zentrale Forderung der AK. Nur wenn den Verkehrsträgern tatsächlich die von ihnen verursachten Kosten angelastet werden, besteht eine Chance auf einen fairen Wettbewerb zwischen Bahn, Straße und Binnenschifffahrt. Nur dann werden Transportentscheidungen letztlich auch gesamtwirtschaftlich effizient getroffen. Das gilt im Prinzip für alle Verkehrsarten, für den Personenverkehr genauso wie für den Gütertransport. Mangelnde Kostenwahrheit führt zu Wettbewerbsvorteilen für den Schwerverkehr auf der Straße zu Lasten der Bahn. Sie führt auch dazu, dass Umwelt-, Unfall- und Gesundheitskosten, die durch Emissionen des Straßenverkehrs oder durch Verkehrsunfälle entstehen, von der Gesellschaft, vom Steuerzahler bzw. vom Einzelnen bezahlt werden müssen statt vom Verursacher LKW-Verkehr. Jeder Schritt in Richtung mehr Kostenwahrheit ist daher sowohl verkehrs- als auch umweltpolitisch sinnvoll und zu begrüßen.

Fakt ist, dass der LKW-Verkehr die von ihm verursachten Kosten nicht trägt: Die offizielle österreichische Wegekostenrechnung (WKR) 2000 geht von einem Kostendeckungsgrad von 74 Prozent im hochrangigen Straßennetz und von einem Gesamtkostendeckungsgrad im gesamten Straßennetz von nur 41 Prozent aus. Andere Berechnungen wie jene des VCÖ geben einen weit niedrigeren Kostendeckungsgrad von 21 Prozent an. Die Einführung des LKW-Road-Pricing ab 1. Jänner 2004 erhöht jedenfalls den Kostendeckungsgrad des LKW-Verkehrs und trägt damit zu mehr Kostenwahrheit bei. Dadurch wird der Straßengütertransport teurer, Anreize in Richtung Verlagerung auf die Schiene, Vermeidung von Leerfahrten, effizienterer Einsatz der Fahrzeuge und Verkehrsvermeidung sind zu erwarten. Wie stark diese Anreize sein werden, hängt dabei natürlich von der Höhe der Maut und vorhandenen Ausweichmöglichkeiten ab. Die AK plädiert für einen deutlich höheren Mautsatz – mindestens 29 Cent – und eine Ausdehnung auf alle Straßen nach dem Modell der Schweiz. Dazu ist aber auch eine Änderung und Ökologisierung der EU-Wegekostenrichtlinie erforderlich. In der Schweiz hat eine deutlich höhere flächendeckende LKW-Maut (LSVA) jedenfalls die rasante Zunahme des LKW-Verkehrs innerhalb von zwei Jahren gebremst.

Die Transporteure versuchen seit Jahren, die LKW-Maut zu verhindern und argumentieren mit steigenden Konsumentenpreisen. Aber Achtung: Durch die LKW-Maut werden zwar die Kosten für die Transportwirtschaft steigen, aber die Auswirkungen auf die Endpreise werden nur gering sein. Die AK hat berechnet, dass die Preise im Groß- und Einzelhandel im Schnitt nur um 0,04 Prozent, gesamtwirtschaftlich um 0,2 Prozent steigen werden.
Kostenwahrheit bedeutet aus Arbeitnehmersicht aber auch faire Bezahlung und Verbesserung der oft unmenschlichen Arbeitsbedingungen für die LKW-Lenker: AK-Studien (www.akwien.at/Verkehr) zeigen, dass bei Einhaltung nur der wichtigsten gesetzlichen Bestimmungen wie Lenk- und Ruhezeiten, Geschwindigkeit oder Beladung die Transportpreise um 50 Prozent höher sein müssten! Dabei sind andere ungesetzliche Praktiken wie illegale Beschäftigungs- oder Entlohnungsformen nicht berücksichtigt. Mehr Kostenwahrheit erfordert daher strenge Kontrollen und die strafrechtliche Verfolgung von Sozialbetrug, damit nicht die Lenker, die Umwelt und die Verkehrssicherheit auf der Strecke bleiben.


Mag. Sylvia Leodolter ist Volkswirtin und Leiterin der Abteilung Umwelt und Verkehr der AK Wien



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Dieser Artikel erschien leicht gekürzt in Wirtschaft&Umwelt. Zeitschrift für Umweltpolitik der Arbeiterkammer Wien


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