© Tuxyso
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PR eines Stromnetzbetreibers auf dem Prüfstand

Was stimmt von dem, was man uns erzählt?

Nachfolgend eine Presseaussendung der APG, dem österreichischen Übertragungsnetzbetreiber, der zu 100 % im Eigentum der Verbund AG steht, welche zu über 50 % der Republik gehört. Dazwischen finden Sie die jeweiligen >>oekonews-Kommentare<<, gekennzeichnet mit Doppelpfeilen:

01.03.2024, 09:10 | OTS0026 | Austrian Power Grid AG

APG: Österreich erstmals seit 2003 im Jänner Exportland
APG-Factbox zeigt im Jänner dank außergewöhnlich hoher erneuerbarer Produktion seit über 20 Jahren erstmals wieder mehr Exporte als Importe.

(Wien/OTS) – Normalerweise geht die Stromproduktion aus Erneuerbaren, vor allem Wasserkraft, in den Wintermonaten stark zurück.
>>Das ist unrichtig, weil gerade die zweitwichtigste erneuerbare Energie, die Windkraft dadurch gekennzeichnet ist, dass sie ca. 2/3 der Jahresstromproduktion im Winter-Halbjahr liefert. Sie ergänzt optimal das geringere Winterangebot von Wasserkraft und Photovoltaik (PV).<<

Die ersten Wochen des Jahres 2024 (KW 1 – KW 4) wurden allerdings durch hohe Niederschlagsmengen und zeitweise warme Temperaturen im gesamten Bundesgebiet geprägt. Daraus resultierte eine saisonuntypische und außergewöhnlich hohe Produktion aus Wasserkraft. Die erneuerbaren Energien konnten im Jänner gesamt 4.419 GWh (Gigawattstunden) Strom erzeugen und damit rund 86 Prozent des österreichischen Strombedarfs (5.130 GWh) decken. Allein die Wasserkraft konnte mit 3.124 GWh rund 71 Prozent der erneuerbaren Energien erzeugen, die Windkraft trug mit 1.068 GWh rund 24 Prozent zu den Erneuerbaren bei.
Durch die Änderung des Klimas, die steigenden Temperaturen und die Zunahme an Niederschlägen in Form von Regen in den Wintermonaten gewinnt die Wasserkraft in dieser Zeit zunehmend an Gewicht. Im Vergleich zum Jänner des Vorjahres konnte die Wasserkraft um rd. 52 Prozent mehr Strom produzieren. Auch die Windkraft konnte sich im Vergleich zum Vorjahr um 42 Prozent steigern.
>>Nichts wird hier zur Photovoltaik gesagt. Ihre installierte Leistung hat sich im Jahresabstand ca. verdoppelt. Aber viele Batterien bei PV-Anlagen und der örtliche Eigenstromverbrauch der Besitzer führen dazu, dass nicht annähernd jene Strommenge ins Netz fließt, die photovoltaisch produziert wurde und wird (https://www.energie-bau.at/strom-steuerung/4751-heimspeicher-senkt-stromverbrauch-um-70-prozent ).<<

„Um auch die geplanten Zuwachsraten im Bereich der Erneuerbaren in den nächsten Jahren uneingeschränkt nutzen zu können benötigt es eine kapazitätsstarke Strominfrastruktur, Speicher sowie digitale Intelligenz innerhalb des Stromsystems. Das 9 Milliarden Euro schwere Investitionsprogramm der APG bis 2034 ist somit zentral für das Gelingen der versorgungssicheren Energiewende,“ betont Gerhard Christiner, technischer Vorstand der APG.
>>Die APG verschweigt hier, dass ein großer Teil der 9 Mrd. Euro in Leitungen gesteckt wird, die wesentlich dem für sie lukrativen Stromtransit gewidmet sind. Denn die APG ist EU-rechtlich verpflichtet, 70 % ihrer Netzkapazität für Transit, Import und Export zu frei zu halten.<<

Österreich ist im Jänner seit über 20 Jahren erstmals wieder Exportland
Die außergewöhnlich gute Stromerzeugung aus Erneuerbaren sorgte dafür, dass Österreich im Jänner bilanziell an 20 Tagen Strom ins Ausland exportieren konnte. In diesem Monat ist Österreich in der Regel stark von Importen abhängig, da die tiefen Temperaturen in Verbindung mit Niederschlägen in Form von Schnee die Produktion aus Wasserkraft in Normaljahren limitiert.
„Im Saldo konnte Österreich 310 GWh Strom exportieren. Durch die gute erneuerbare Produktion war es das erste Mal seit über 20 Jahren möglich, dass Österreich im Jänner wieder zum Exportland wurde. Davor war 2003 der letzte Jänner, in dem Österreich mehr Exporte als Importe verzeichnen konnte,“ erklärt Christiner.
>>Österreich benötigte entgegen dem Trend in diversen EU-Staaten ca. 20 Jahre lang ständig mehr Strom. Das ist neben dem vergleichsweise schleppenden Ausbau von Windkraft und PV einer der Hauptgründe für den Importüberschuss seit dem Jahr 2000. Hätte man seither wie in der BRD die Erneuerbaren forciert (von 8 % auf über 50 %), wäre man ohne oder mit nur geringen Importen ausgekommen.<<

Bedarf an Redispatch zeigt bestehende Defizite auf
Um den volatilen, erneuerbaren Strom verwendbar zu machen, braucht es ein starkes Stromnetz, das den Strom dorthin transportiert, wo er gebraucht wird.
>>Wie volatil Erdgasstrom ist, zeigt uns Wladimir Putin seit 2009, als er zum ersten Mal – im Jänner – den Gashahn zugedreht hatte.
Atomkraftwerke sind ebenso volatil, weil sie in immer häufigeren Sommer-Dürrezeiten wegen Kühlwassermangels um bis um 80 % gedrosselt werden müssen. Gut, dass dann die Photovoltaik Strom liefert.<<

Um dabei Überlastungen im Stromnetz zu verhindern und um die sichere Stromversorgung zu gewährleisten, wird mit sogenannten Redispatch-Maßnahmen der Stromfluss gesteuert. Darunter versteht man den gezielten und kontrollierten Einsatz thermischer und hydraulischer Kraftwerke.
>>Aber auch Abschaltungen von Windparks werden vorgenommen, bleibt hier unerwähnt.<<

„Im Jänner 2024 waren derartige Eingriffe an 15 Tagen notwendig. Dies entspricht in etwa dem durchschnittlichen Redispatch-Bedarf pro Monat im Jahr 2023. Da für diese Maßnahmen auch Gaskraftwerke verwendet werden müssen steigen nicht nur die Kosten für den Stromkunden, sondern auch die CO2 Belastung,“ betont Thomas Karall, kaufmännischer Vorstand der APG.
>>Weiters wurde das reine Redispatch per Wind, PV und Batterien auch schon als gangbare Methode erfolgreich in der BRD ausprobiert.<<

Nur ein ausgebautes, leistungsstarkes Stromnetz bringt eine Reduktion der Systemkosten, der CO2 Belastung, verbessert die Versorgungssicherheit und macht eine Integration aller erneuerbaren Anlagen bzw. aller Akteure des Stromsystems in Zukunft möglich. Der unmittelbare Ausbau der Netzinfrastruktur hat daher oberste Priorität.
>>Das ist nur dann sachlich richtig, wenn das Netz von der untersten Ebene „7“ nach oben geplant und ertüchtigt wird. Allein das Übertragungsnetz der APG groß auszubauen und viele andere, oft viel billigere Maßnahen in den Verteilnetzebenen (regelbare Ortsnetztrafos, Digitalisierung, Flexibilisierung, Sektorkoppelung, etc.) außen vor zu lassen, würde nur in unnötiger Geldvernichtung münden.<<

Energieaustausch innerhalb Österreichs
Über das regionale Stromnetz der APG wird auch der Energieaustausch innerhalb des Landes ermöglicht.
>>Das passiert aber auch mittels APG-Höchstspannungsnetz (220 und 380 kVA), in dem 30 % der Kapazität für den nationalen Stromaustausch und für Überschussstrom aus unteren Netzebenen verfügbar bleiben müssen. Und zudem gibt es auch regionale Übertragungsnetze (110 kVA) im Besitz der regionalen Verteilnetzbetreiber.<<

Stromüberschüsse der einzelnen Bundesländer können dadurch österreichweit verteilt und Defizite kompensiert werden.
Im Jänner konnten die windstarken Bundesländer Niederösterreich (524 GWh) und Burgenland (280 GWh) den höchsten Energieüberschuss erzeugen und über das APG-Netz österreichweit zur Verfügung stellen. Dies zeigt die Bedeutung eines starken überregionalen Stromnetzes, da der regionale Verbrauch in Niederösterreich bzw. Burgenland aufgrund von z.B. wenig industrieller Produktion sehr gering ist. In der Steiermark ist beispielsweise der gegenteilige Effekt festzustellen: das traditionelle Industrieland musste mit 181 GWh, neben Kärnten (166 GWh), am meisten Strom aus dem Netz beziehen.
>>Die Situation wäre besonders in Kärnten viel entspannter, hätte nicht die Landespolitik Jahrzehnte verhindert, was auf denselben Bergen steiermarkseitig zu einigen stattlichen Windparks geführt hatte.<<

Verantwortungsvoller Stromverbrauch
Im Jänner (KW 1 – KW 4) wurde in Österreich 5.130 GWh Strom aus dem öffentlichen Netz verbraucht – dies entspricht etwa dem Verbrauch des Jänners 2023 (5.124 GWh).
Es ist wichtig verantwortungsvoll beim Stromverbrauch zu agieren. Mit jeder Stromeinsparung werden auch CO2 und gesamtsystemische Kosten reduziert und damit ein wesentlicher Beitrag zur Erhöhung der Systemsicherheit geleistet. Der Trend CO2 zu reduzieren, muss weiter vorangetrieben werden. Dazu zählt auch eigenverbrauchter PV-Strom.
Allein 2023 wurden rund 2.400 MW PV in Österreich zusätzlich angeschlossen. Diese erfreuliche Tendenz ist ausdrücklich zu begrüßen, bringt jedoch große betriebliche Herausforderungen: Die vermehrte Eigenproduktion aus PV-Anlagen bringt massive Rückspeisungen von regionalen Stromüberschüssen aus den Verteilnetzen in das Übertragungsnetz der APG.
>>Am verantwortungsvollsten wäre es, das Stromentz von unten nach oben stromwende-fit zu machen! Die Verteilnetzbetreiber UND die APG hätten angesichts des seit über 6 Jahren von der damals schwarz-blauen Bundesregierung festgelegten, allseits bekannten und höchst notwendigen PV- und Windkraftausbaus handeln müssen. Inzwischen beklagen bereits Landesnetzbetreiber die mangelnden Trafo-Kapazitäten im Übertragungsnetz der APG, um (Wind/PV-)Stromüberschüsse nach oben ableiten zu können.<<

Gleichzeitig geht durch den erhöhten Eigenverbrauch auch die Datentransparenz über die lokalen Verbrauchsdaten aufgrund des fehlenden Digitalisierungsgrades verloren. Die gewohnte Verbrauchsspitze zu Mittag gibt es an sonnigen Tagen nicht mehr: Der Stromfluss dreht sich vollständig und die regionalen Stromüberschüsse müssen über das Übertragungsnetz abtransportiert werden. Das verändert auch die Strompreiskurve und führt gerade an verbrauchsschwachen Wochenenden zur Mittagzeit sogar zu negativen Marktpreisen.
Durch die mangelhafte Datentransparenz in den lokalen Verbrauchsdaten sind die aktuellen Stromverbrauchsdaten Österreichs nicht voll aussagekräftig. Der tatsächliche Stromverbrauch Österreichs kann erst mit einer durchgehend transparenten Digitalisierung aller Teile des Stromsystems festgestellt werden. Dies bedeutet, dass im Jänner 2024 mit Sicherheit mehr Strom verbraucht wurde als im Vergleichsmonat des Vorjahres. Die exakten Zahlen sind aus den aktuellen lokalen und regionalen Daten jedoch noch nicht verfügbar.
>>Das hier angesprochene Digitalisierungsdefizit ist wohl eher ein Kommunikationsproblem zwischen der APG und den Landesnetzbetreibern, das längst hätte behoben werden können – wenn man gewollt hätte. Denn die Daten selbst existieren weitgehend: Über 95 % aller PV-Anlagen und geschätzte 85 % aller österreichischen Stromkunden haben elektronische Smart Meter, sind also wahrlich gläserne Kunden.<<

Tipps zum Stromsparen finden Sie unter www.apg.at/stromspartipps. Mit dem APG Powermonitor ist es der österreichischen Bevölkerung möglich, die effektivsten Stromsparstunden zu sehen und somit einen aktiven Beitrag zur CO2 Reduktion und zur Systemsicherheit zu leisten. Den APG Powermonitor finden Sie unter: www.apg-powermonitor.at/.
>>Im „Powermonitor“ der APG liest man sachlich Fragwürdiges:<<
„Sie helfen mit, das Stromsystem zu entlasten und den Gasverbrauch zu reduzieren, wenn Sie Tätigkeiten mit Stromverbrauch von den Hochlaststunden in den grünen Normallastbereich legen, z.B. Waschmaschine, Trockner, Geschirrspüler, Auto aufladen usw. Dafür günstig sind Wochenenden, Feiertage und an Werktagen jedenfalls vor 8:00 Uhr bzw. nach 14:00 Uhr.“
>>Tatsächlich helfe ich dem Stromnetz, wenn ich die Jahreszeit mitberücksichtige; ein Beispiel: Wenn im Hochsommer PV-Anlagen (90 % von ihnen speisen in die unterste Netzebene 7 ein) Stromüberschuss produzieren und man zugleich in derselben Netzebene 7 (= zuhause oder in der Firma) E-Autos damit ladet, muss dieser Strom nicht – vielleicht bis ins Übertragungsnetz (= Netzebene 1 bis 3) - abgeleitet werden. Im Winter dauert die PV-Leistungsspitze ca. von 11:00 bis 13:30 und erspart gesichertermaßen fossil-atomaren Strom. Diesen auch ökonomischen Vorteil sollte die steigende Zahl der PV-Besitzer ausnützen.<<

APG verfolgt laufend die Entwicklung der heimischen E-Wirtschaft und veröffentlicht unter www.apg.at/infografiken regelmäßig Grafiken zu den Themen: Energieaustausch, Stromverbrauch Österreich, Stromerzeugung Erneuerbare, Import/Export, Strompreis u.v.a.m.

>>FAZIT:
Seien wir also auf der Hut und informieren wir uns immer aus mehreren Quellen. Stromnetzbetreiber haben nämlich, wie man sieht, ihre sehr spezielle Sicht der Dinge. Welche zudem zwischen Übertragungs- und Verteilnetzbetreibern deutlich unterschiedlich ausfallen kann.<<

HIER die unkommentierte Presseaussendung der APG im Original


Fritz Binder-Krieglstein
renewable.at



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Artikel Online geschaltet von: / Dr. Fritz Binder-Krieglstein /