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Tesla Rückruf zeigt Vorteile softwaredefinierter Fahrzeuge

Der jüngste Rückruf von Tesla hätte Milliarden kosten können, stattdessen war nur ein drahtloses Software-Update erforderlich, um ein Problem zu beheben, das über 2 Millionen Fahrzeuge betraf.

Traditionell würde ein Massenrückruf erfordern, dass jedes Fahrzeug zur Reparatur in eine Werkstatt fährt, was für den Autohersteller mit erheblichen Kosten verbunden ist. Selbst ein Softwareproblem, beispielsweise ein Sicherheitsproblem mit einem Batteriemanagementsystem, kann einen Rückruf erforderlich machen.

Tesla nutzte jedoch die integrierte 4G-Konnektivität und die softwaredefinierte Natur seiner Fahrzeuge, um ein Sicherheitsproblem mit dem Autopilot zu beheben, das über 2 Millionen Tesla- Fahrzeuge oder fast jeden je in den USA verkauften Tesla betraf. IDTechEx prognostiziert in seinem Bericht „Connected and Software-Defined Vehicle“, dass mit zunehmender Vernetzung und Software-Definition von Fahrzeugen kritische Probleme, für die der Besitzer in der Vergangenheit zu einem Händler fahren musste um sein Auto reparieren zu lassen, zunehmend über ein Einfaches Remote-Software-Update behoben werden kann.

Mithilfe von Over-the-Air-Updates können Autohersteller Softwarefehler und Motorprobleme beheben oder sogar neue Funktionen hinzufügen, genau wie bei der Aktualisierung eines Smartphones. Dank Over-the-Air-Updates und anderen Softwarefunktionen wie z.B. Over-the-Air-Diagnose können vernetzte und softwaredefinierte Fahrzeuge den Besitz eines neuen Fahrzeugs komfortabler und stressfreier machen.

Was ist ein Software-Defined Vehicle (SDV)?

Ein softwaredefiniertes Fahrzeug ist jedes Fahrzeug, bei dem die Software einen erheblichen Einfluss auf das Benutzererlebnis bei der Interaktion mit dem Fahrzeug hat. Moderne Teslas verfügen über eine integrierte 4G-Konnektivität, die es ihnen ermöglicht, sich mit demselben Mobilfunknetz zu verbinden, das auch Smartphones nutzen. Sie verfügen außerdem über vernetzte Hardware mit einem leistungsstarken zentralen Rechensystem, das in Kombination mit 4G-Konnektivität eine Reparatur und Aktualisierung über ein „Over-the-Air“-Update ermöglicht. Laut dem Bericht von IDTechEx „Connected and Software-Defined Vehicles 2024-2034: Markets, Forecasts, Technologies“ gehört das Tesla Model 3 2023 zu den Spitzenreitern in Bezug auf den Software-Defined Vehicle Level. IDTechEx hat sein Verständnis von softwaredefinierten Fahrzeugen in einem sechsstufigen SDV Level Guide zusammengefasst, der die Software und softwarekritische Hardware von Fahrzeugen vergleicht. Dies umfasst Funktionen wie Konnektivität, Rechenleistung, die Anzeigen und das Softwaresystem eines Fahrzeugs, sodass Fahrzeuge zu Vergleichszwecken einer einfachen Ebene zugeordnet werden können.

Fahrzeuge der SDV-Stufe 0 sind nicht in der Lage, Software auszuführen. SDVs der höheren Stufe bieten eine bessere Konnektivität (3G und 4G), eine leistungsfähigere Rechenleistung und größere Displays. Hochmoderne Fahrzeuge der Stufe 4, wie z.B. der Chevrolet Escalade 2024, verfügen über 5G-Konnektivität der nächsten Generation und bieten schnellere Datenraten und geringere Latenz. Diese Konnektivität schafft in Kombination mit der starken Rechenleistung und mehreren Bildschirmen im Fahrzeug ein viel stärker softwaredefiniertes Erlebnis für Fahrer und Passagiere. Futuristische Fahrzeuge der Stufe 5 könnten möglicherweise über 6G-Konnektivität, Bildschirme für jeden Passagier und biometrisch verknüpfte Zahlungen im Fahrzeug verfügen. Diese Softwarefunktionen sind nicht auf Premiumfahrzeuge beschränkt. IDTechEx prognostiziert, dass innerhalb von 10 Jahren fast jedes neue Fahrzeug über die Funktionalität von Smartphone-ähnlichen Over-the-Air-Updates verfügen und sicherer, intelligenter und softwaredefiniert werden wird.

Mehr Wert für OEMs

Da OEMs versuchen, softwaredefinierte Fahrzeuge zu monetarisieren, ist ein wichtiger Trend das zunehmende Angebot von Abonnementpaketen. OEMs erwirtschaften Einnahmen aus Bereichen wie Konnektivität, der Erschließung des Mobilfunkdatenmarktes oder Autonomie als Service und verlangen für das „Selbstfahren“ oft fixe Beträge pro Monat.

Das Wachstum des Marktes für vernetzte und softwaredefinierte Fahrzeuge birgt einige potenzielle Herausforderungen. Insbesondere müssen zukünftige Verbraucher bereit sein, ihre Autofixkosten jedes Monat um gewisse Beträge aufzustocken, um diese Softwarefunktionen zu erwerben. In diesem Bereich gab es bereits einige Kontroversen, sow wurde BMW dafür kritisiert, weil es den Verbrauchern eine monatliche Gebühr für beheizte Lenkräder in Rechnung stellen wollte. Dieser Plan wurde schließlich auf der IAA 2023 unter Berufung auf Verbraucherbedenken fallen gelassen. BMW erkundet aber weiterhin andere Abo-Dienste über sein Connected Drive-Portal.

IDTechEx prognostiziert bis 2034 eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate (CAGR) von 35 % bei den softwarebezogenen Einnahmen im Automobilbereich, wobei die softwarebezogenen Einnahmen bis 2034 einen jährlichen Wert von mehr als 700 Milliarden US-Dollar (USA, Preise von 2023) haben werden. IDTechEx prognostiziert, dass der durchschnittliche Neuwagenkäufer bis 2034 etwa 70 US-Dollar pro Monat für Softwarefunktionen zahlen wird.



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /