© Brustmann/ Die Photovoltaikanlage am Dach macht Sinn
© Brustmann/ Die Photovoltaikanlage am Dach macht Sinn

WWF: Niederösterreich erreicht nur oberes Mittelfeld bei Energiewende

BEX: Detailergebnisse und Empfehlungen des WWF

Mit knapp 49 von 100 möglichen Punkten erreicht Niederösterreich im Vergleich zu den anderen Bundesländern einen guten dritten Platz im Energiewende-Index (BEX) des WWF. Das Land liegt aber abgeschlagen hinter Vorarlberg und Wien nur im oberen Mittelfeld, das aus fünf Bundesländern besteht. "Positiv bewerten wir die Bemühungen in der Energiepolitik, vor allem bei der Planung der Energieeffizienz und den Ausbau erneuerbarer Energien. Problematisch sehen wir aber die Verkehrssituation, die den Straßenbau zu sehr betont statt die öffentlichen Verkehrsmittel zu favorisieren", analysiert WWF-Experte Karl Schellmann die Ergebnisse für das flächenmäßig größte Bundesland.

Österreichweit erreicht das Land den guten zweiten Platz bei den politischen Vorhaben zum Ausbau der erneuerbaren Energien, bei den Planungen zur Erhöhung der Energieeffizienz den dritten Platz. Der WWF lobt insbesondere die konkreten Ziele und Umsetzungsstrategien, die sinnvoll in der Verwaltung verankert sind. Sehr positiv sieht der WWF auch die Mittelverteilung der Wohnbauförderungsausgaben um den Gebäudealtbestand zu sanieren.

Beim gegenwärtigen Stand der Energieeffizienz hält das Land jedoch weit abgeschlagen auf dem vorletzten Platz, moniert die Umweltorganisation. Der Endenergieverbrauch steigt langfristig stetig an, so stark wie sonst nur in Kärnten, das hier den letzten Platz einnimmt. Das Bundesland legte dafür beim Ausbau von Windenergie und Photovoltaik stark zu. Leider werden diese Anstrengungen durch den steigenden Stromverbrauch wieder zunichte gemacht, weil sich der Anteil der Erneuerbaren am Gesamtstromverbrauch dadurch nur wenig erhöht. Beim effektiven Energieeinsatz - also bei der Energieintensität der Wirtschaft und im Verkehr - liegt Niederösterreich im hinteren Mittelfeld.

Der WWF kritisiert an Niederösterreich, dass der Gebäudebestand noch weit von den notwendigen Klimaschutzanforderungen entfernt ist. Die Häuser sind im Vergleich sehr CO2-intensiv, wohl auch durch den bundesweit höchsten Anteil von neu gebauten Ein- und Zweifamilienhäusern. Vor dem letzten Platz rettet nur die günstige Mittelverteilung in der Wohnbauförderung, die im Bundesländervergleich relativ stark auf die Gebäudesanierung ausgerichtet ist. Grobe Defizite ortet der WWF im Verkehr. "Niederösterreich scheint der Autosucht verfallen. Die Budgetmittel für den Straßenbau im Vergleich zu den Ausgaben für den öffentlichen Verkehr sind so hoch, dass hier NÖ das bundesweite Schlusslicht ist", kritisiert Schellmann

Der WWF rät der Landesregierung dringend, die hohen Ziele für die Energiewende auch rasch auf der gesamten Fläche umzusetzen. Verkehr, Gebäudepolitik und Raumordnung brauchen eine viel stärkere Fokussierung auf die Einsparung von Energie und anderen Ressourcen. Denn die heutigen Investitionen werden sich auch noch in den kommenden Jahrzehnten auswirken. "Besonderes Augenmerk sollte die Politik auf eine nachhaltige Raumordnung richten, in der die Wege verkürzt, die Treibhausgase minimiert werden und der Energieverbrauch gesenkt wird", so Schellmann. Abschließend schlägt der WWF-Energieexperte eine Offensive zum Energiesparen in allen Sektoren vor.

Die Ergebnisse für Niederösterreich sind Teil einer Studie, die die Bemühungen und Erfolge der neun Bundesländer bei der Energiewende miteinander vergleichbar macht. Für den BEX wurden mehr als 40 Einzelfaktoren analysiert und in 20 Indikatoren bewertet. Die Ergebnisse wurden in fünf Bereichen zusammengefasst: Energieeffizienz, Gebäude, Verkehr, Energiepolitik und erneuerbare Energien.

Die Detailergebnisse für die verbleibenden vier Bundesländer (Tirol, Oberösterreich, Salzburg, Steiermark) werden in den nächsten Wochen präsentiert. Die Studie erstellte der WWF im Rahmen der laufenden Kampagne der Umweltorganisation für klare Ziele Österreichs zu Energie und Klimaschutz im Vorfeld der UN-Klimakonferenz in Paris. In einer Petition, die von allen Österreichern unterschrieben werden kann, richtet sich der WWF direkt an die Bundesregierung: (www.wwf.at/klimapetition).



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Weitere Infos: WWF Österreich

Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /