© WEB Windenergie AG- Pressekonferenz im Waldviertel
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Windkraft in Niederösterreich: Probleme knapp vor dem Ziel?

Widmungsstopp für Windkraftanlagen gefährdet Investitionen und Arbeitsplätze im Waldviertel

Obwohl Windkraft die beliebteste Stromerzeugungstechnologie in Niederösterreich ist, plant man in NÖ einen sofortigen Widmungsstopp für alle Windparkprojekte. In der W.E.B stößt diese Entscheidung auf Unverständnis, weil damit auch sehr weit fortgeschrittene Projekte, in die bereits jede Menge Zeit und Geld investiert wurden, knapp vor der Ziellinie zum Absturz gebracht werden.

Am 2. Mai gab Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll bei einer Pressekonferenz die Ausarbeitung einer Windkraft-Zonierung für Niederösterreich bekannt. Damit diese umgesetzt werden kann, wurde als "Sofortmaßnahme" ein Widmungsstopp für alle noch nicht gewidmeten Projekte auferlegt.

"Wir waren immer und sind gute Partner der Landesregierung, haben gut gearbeitet und einen behutsamen Ausbau der Windenergie im Waldviertel perfekt aufbereitet", ist W.E.B-Vorstandsvorsitzender Andreas Dangl überzeugt. Perfekt aufbereitet heißt auch, dass durchaus kontroversiell diskutiert wurde und Bürgerbefragungen unterstützt wurden.

Grundsätzlich begrüßt die W.E.B einen Zonierungsplan gegen einen Windrad-Wildwuchs. Die W.E.B steht nach wie vor zur Linie eines schrittweisen Windkraftausbaus im Waldviertel mit vorerst einem Windpark pro Bezirk (in einer Maximalvariante - wenn gewünscht - von 3 Windparks pro Bezirk in den kommenden Jahren). "Das ist manchmal das Los des Pioniers: Wir haben alles richtig gemacht, die Wünsche der Landesregierung umgesetzt, das Einvernehmen mit der Bevölkerung hergestellt und nur weil sich andere Betreiber nicht an den behutsamen Ausbau halten wollten, werden wir jetzt drei Millimeter vor der Ziellinie gestoppt. Die Menschen in den betroffenen Regionen verstehen diese Vorgangsweise überhaupt nicht", so Dangl weiter.

Konkret geht es um diese vier W.E.B-Projekte im Waldviertel, die kurz vor der Flächenwidmung stehen und von einem Widmungsstopp massiv betroffen wären:

- Grafenschlag und Großgöttfritz (Bezirk Zwettl) 5 Windkraftanlagen, Anschlussleistung 15 MW

- Irnfritz-Messern (Bezirk Horn) 6 Windkraftanlagen, Anschlussleistung 18 MW

- Amaliendorf-Aalfang und Heidenreichstein (Bezirk Gmünd) 5 Windkraftanlagen, Anschlussleistung 15 MW

- Groß-Siegharts (Projekt Predigtstuhl) (Bezirk Waidhofen a.d. Thaya) 5 Windkraftanlagen, Anschlussleistung 15 MW



Durch dieses Damoklesschwert des Widmungsstopps ist auch ein geplantes Techologie-Kompetenzzentrum am W.E.B-Standort Pfaffenschlag gefährdet, das weitere Investitionen und Arbeitsplätze - nicht nur für Ingenieure und Service-Techniker - in die Region gebracht hätte. Und das alles zu einem Zeitpunkt, zu dem eine brandneue Karmasin-Studie 84% der betroffenen Bevölkerung als Windkraftbefürworter ausweist.

Das Wirtschaftsforum Waldviertel, die Gemeinden sowie die WEB Windenergie AG fordern daher eine Übergangsregelung, die die Durchführung bereits projektierter und entwickelter Projekte sichert.


Zitate aus der Pressekonferenz:

Christof Kastner, Obmann Wirtschaftsforum Waldviertel:

"Wir haben dazu eine klare Meinung: Wir wollen einen behutsamen Ausbau der Windkraft im Waldviertel, mit einem Deckel drauf! Das heißt drei Windparks pro Bezirk mit dem 40/40/20-Verteilungsschlüssel."

"52 Gemeinden haben den Windpakt unterschrieben (inkl. Gemeinderatsbeschluss). Wir wollen Wertschöpfung für die Region, deshalb haben wir uns mit der W.E.B den stärksten Partner in der Region gesucht, der nach dem Prinzip der Bürgerbeteiligung funktioniert."

"Wir wollen einen Beitrag zur Energiewende leisten, aber auch die Bedenken der Bürger ernst nehmen. Oft bin ich allerdings von der Vehemenz der Gegner überrascht. Für mich ist das Windrad Symbol für saubere Energie und gegen Atomkraft."

Andreas Dangl, Vorstandsvorsitzender W.E.B

"Wenn etwas neu ist, muss man den Menschen Zeit geben, sich damit auseinanderzusetzen. Deshalb sind auch wir für einen behutsamen Ausbau."

"Die Energiewende und die dezentrale Energieerzeugung bringt fraglos Wertschöpfung in die Region. Die geplanten W.E.B-Projekte würden die größte Investition bedeuten, die auf einmal im Waldviertel getätigt wurde. Deshalb versteht auch die Bevölkerung die Vorgehensweise der Landesregierung nicht. Eine neue Karmasin-Studie zeigt, dass 84% der Waldviertler Bevölkerung für den Ausbau der Windkraft in der Region sind."

"Man kann nun die W.E.B nicht zum Sündenbock dafür machen, dass es kein Regulativ gibt und die Branche versucht, Projekte umzusetzen. Es gibt nur wenige, aber dafür lautstarke Argumente dagegen. Wir haben große Sorge, dass das Waldviertel wieder einmal zum Verlierer wird und hoffen auf eine professionelle und umsichtige Umsetzung des angekündigten Zonierungsplanes."

Zu den Abstandsgrenzen: "Die bestehenden 1.200 Meter sind seinerzeit bereits mit Zukunftsblick und Puffer verordnet worden. NÖ hat mit die strengsten Regelungen in ganz Europa. Die jetzige Diskussion hat strategische Gründe. Das hat sich jemand sehr genau angesehen. Mit der Forderung auf 2.000 Meter würde man den Großteil der Projekte kippen. Hier wollen sich die Gegner über die Abstandsregelung der meisten geplanten Windparks entledigen."

Robert Hafner, Bürgermeister von Grafenschlag

"Wir haben bei uns die Bürger von Anfang an eingebunden, alle Beschlüsse im Gemeinderat waren einstimmig, wir haben keine Gegnerschaft. Die Einspruchsfrist gegen den neuen Widmungsplan verlief ohne eine einzige Beeinspruchung. Ich werde von der Bevölkerung gefragt, wann wir endlich mit dem Bauen beginnen."

"Für jede Energieform muss man bauen und Bauwerke wird man immer sehen. Wir müssen aus klimatechnischen Gründen die Energiewende schaffen, jede Verzögerung wäre schlecht."



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /