Gemeinsamer Widerstand gegen den Ausbau von Temelin

OÖ. Umweltlandesrat will Bundesregierung in die Pflicht nehmen: "Hat Oberösterreich in der Anti-Atompolitik seit Jahren im Stich gelassen"

Tschechien und Linz - Völlig überraschend hat der tschechische Atomkonzern CEZ am vergangenen Freitag Nachmittag in Prag einen Antrag für eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) für einen Ausbau des Risiko-AKW Temelin um einen 3. und 4.Reaktorblock eingereicht. Die internationale Anti-Atombewegung hat rasch reagiert: neun NGOs aus Tschechien und Oberösterreich haben sich am Mittwoch Nachmittag auf Einladung von Umweltlandesrat Rudi Anschober zu einem ersten Koordinationsgespräch in Linz getroffen, fünf weitere habe ihr Interesse an einer Mitarbeit angemeldet. Anschober: "Grundkonsens ist ein grenzübergreifender Widerstand, ein gemeinsames Vorgehen der tschechischen und österreichischen Initiativen." Im Mittelpunkt des Treffens stand eine erste Analyse der Planungen von CEZ. Anschober: "CEZ hat vier Reaktortypen eingereicht, die allesamt noch nicht erprobt sind - einen aus Russland, einen aus den USA, einen aus Frankreich und einen aus Japan. Dass kein konkretes Projekt, sondern vier Varianten eingereicht wurden, ist mehr als ungewöhnlich. Bedenklich ist, dass sie bislang allesamt keine Betriebserfahrung besitzen." Der erste Teil der UVP ist nun eine Art Stellungnahmeverfahren etwa bis Jahresende. Dabei wollen die AtomgegnerInnen vor allem erreichen, dass die Untersuchung der Nullvariante, also der Verzicht auf einen Ausbau sowie die auch in Tschechien völlig ungelöste Endlagerfrage ein zentraler Bestandteil der Umweltverträglichkeitsprüfung wird. Anschober: "An diesen Entscheidungen werden wir erkennen können, ob es sich um eine Alibi-UVP handelt oder um eine echte Prüfung der Umweltverträglichkeit. Sollte die UVP seriös werden, dann wird in weiteren Phasen der UVP auch eine umfassende Beteiligung der Bevölkerung der hauptbetroffenen Regionen Sinn machen." Anschober will nach dieser dramatischen Entwicklung vor allem aber auch die Bundesregierung in die Pflicht nehmen: "Sie und auch die Vorgängerregierung haben Oberösterreich in der Anti-Atompolitik völlig im Stich gelassen. Ihr Versagen beim Engagement gegen Reaktorblock 1 und 2, bei der Durchsetzung der Nachrüstungsmaßnahmen hat die tschechische Atomlobby erst ermutigt, nun einen weiteren Atomausbau besonders offensiv zu betreiben. Wir brauchen jetzt endlich die Zusage der Bundesregierung, einen Anti-Atomgipfel einzuberufen - mit den zuständigen Regierungsmitgliedern, dem Land Oberösterreich und den NGOs. Nach der Einreichung der UVP herrscht für uns AtomgegnerInnen Alarmstufe rot, das muss endlich auch ein Weckruf für Wien sein."

Quelle: Büro Landesrat Rudi Anschober



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /