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60 Jahre Marshall Plan – Grund zur Freude und zur Trauer

Wir brauchen nicht nur einen Rückblick, sondern einen neuen globalen Marshall Plan

‘In der heutigen Welt, in der noch immer täglich 100 000 Menschen an Hunger zu Grunde gehen, brauchen wir einen globalen Marshall Plan’, meint Franz Fischler, Präsident des Ökosozialen Forums, anlässlich des 60. Jahrestages der Rede des US-amerikanische Außenministers George Marshall, in der er die europäische Wiederaufbauhilfe angekündigt hat. Deshalb auch der Name ‘Marshallplan’. Ca. 1,4 % ihres Bruttoinlandsprodukts haben die USA über vier Jahre hinweg in Westeuropa investiert – nicht ohne Eigennutz. Der Marshallplan hat beiden Seiten etwas gebracht: für Europa war es der Beginn des europäischen Wirtschaftswunders und den USA diente er militärischen und wirtschaftlichen Interessen.

Das, was heute an Entwicklungshilfe geleistet wird, war und ist nach Einschätzung vieler Experten zu wenig, um tatsächlich eine Änderung des Elends in den Entwicklungsländern herbeizuführen. Aktuell sind die Entwicklungszusammenarbeitsausgaben sogar wieder rückläufig. Vom Uraltversprechen der Industrieländer, 0,7 % des Bruttonationaleinkommens für den ‘Süden’ aufzuwenden, sind diese mit aktuell 0,3 % weit entfernt – geschweige denn von den 1,4 %, die die USA in den Marshall Plan investiert haben. Fischler: ‘Zur Beendigung des weltweiten Elends genügt es nicht, in die Marktkräfte und in den freien Handel zu vertrauen, denn Handelsliberalisierung führt nicht automatisch zu mehr Wirtschaftswachstum, wie unter anderem Nobelpreisträger Joseph Stiglitz nachweisen konnte. Keines der erfolgreichen Schwellenländer hat den Schritt aus der Armutsfalle durch eine freie Marktwirtschaft geschafft.’

Fischler weiters: ‘Beim G8-Gipfel diese Woche in Heiligendamm hätten die mächtigsten Regierungschefs der Welt die Chance, es George Marshall gleich zu tun und einen neuen, einen globalen Marshall Plan einzuleiten. Sie werden es leider wieder nicht tun, denn die USA kehren lieber den Marshall bei ihren Feinden hervor, statt sich mit einem globalen Marshall Plan neue Freunde zu schaffen.’ Angela Merkel will zwar Afrika auf die G8-Agenda setzen und der ‘Globalisierung ein menschliches Gesicht’ geben. Sie verlangt auch, dass ‘vom Gipfel ... ein starkes Signal für die Beachtung sozialer und ökologischer Standards ausgehen’ soll. ‘Ich bin mir sicher, dass die Proteste der Demonstranten lauter sein werden als dieses Signal. Kann man es den Gegnern verübeln, dass sie skeptisch sind? Weder die versprochenen Handelsverbesserungen, noch die zugesagten finanziellen Mitteln, um diese Länder überhaupt in die Lage zu versetzen, auch nur minimale Standards einzuführen, sind bisher zustande gekommen,’ so Fischler.


Linktipp: www.globalmarshallplan.org , www.ecosocialforum.org



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Weitere Infos: Ökosoziales Forum Österreich

Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /