© EWS Sonnenfeld / Agri-PV macht sinnvolle Doppelnutzung möglich
© EWS Sonnenfeld / Agri-PV macht sinnvolle Doppelnutzung möglich

Agrar-Photovoltaik ist Teillösung in der Energiewende

Für das Erreichen der Klimaziele ist Agrar-Photovoltaik notwendig. Doppelnutzung möglich!

Trotz Photovoltaik-Boom kommen derzeit nur knapp sechs Prozent des in Österreich produzierten Stroms aus der Solarenergie. Für das erklärte Ziel der Klimaneutralität bis 2040 wären aber laut Prognosen von Photovoltaic Austria mindestens 40 Terawattstunden aus Photovoltaik notwendig. Ein Teil des benötigten Aufkommens kann und soll auch aus der Agrar-Photovoltaik kommen. Dabei werden landwirtschaftliche Fläche doppelt genutzt - zur Lebensmittel- und zur Energieproduktion. Wie die derzeitigen Hürden überwunden werden können, stand am Freitag im Mittelpunkt eines Workshops des Ökosozialen Forums.

"Wien hat das Ziel, bis 2040 klimaneutral zu sein. Dafür setzen wir alle Hebel in Bewegung. Einer der großen Hebel ist der Ausbau der Photovoltaik. Für diesen Weg braucht es alle Partner*innen, insbesondere unsere österreichischen Landwirtschaftsbetriebe. Sie bringen nicht nur gesunde und frische Lebensmittel vom Acker auf den Teller, sondern könnten schon bald auch als Lieferanten für klima- und umweltfreundlichen Strom - vom Acker bis ins Wohnzimmer - wirken. Veranstaltungen und Initiativen wie die des Ökosozialen Forums zur Agrar-Photovoltaik sind deshalb von so großem Wert, weil sie der Vernetzung, dem Austausch und Wissenstransfer zwischen Expert*innen und Stakeholdern dienen. Gemeinsam können wir die Energie- und Klimawende schaffen", sagt Josef Taucher, Vizepräsident des Ökosozialen Forums.

"Agrar-Photovoltaik kann im Idealfall eine dreifachte Ernte einfahren - gute Lebensmittel, sauberen Strom und höhere Biodiversität. Und das in unmittelbarer Nähe zu den Menschen, die dies alles brauchen", so der Generalsekretär des Ökosozialen Forums, Hans Mayrhofer. Auch hob er den Aspekt der Versorgungssicherheit hervor: "Wenn wir Lebensmittel und Strom erzeugen und das im Einklang mit der Umwelt, sichern wir dauerhaft die Versorgung und stärken damit die heimische Wirtschaft und sichern Arbeitsplätze. Wir brauchen begleitend aber auch den Netz- und Speicherausbau, um die Energie zu den Menschen zu bringen und sie dann zur Verfügung zu haben, wenn wir sie brauchen. Das macht uns unabhängiger von Energielieferungen", betont Mayrhofer.

"Für die Klimaneutralität müsste rund ein Drittel des heimischen Strombedarfs durch Photovoltaik gedeckt werden. Das entspricht der Stromerzeugung, die aktuell durch Wasserkraft geleistet wird. Allein bis 2030 brauchen wir 21 TWh PV-Strom, wenn wir die Klimaneutralität ernst meinen", fordert Vera Immitzer, Geschäftsführerin, des Bundesverbands Photovoltaic Austria, vermehrte Anstrengungen im Photovoltaik-Ausbau und ein klares politische Bekenntnis zu Agri-PV und Flächen abseits von Gebäuden: "Um die vorhandenen vielfältigen Synergieeffekte der unterschiedlichen Konzepte für Landwirtschaft und Energiewende auch nutzen zu können, müssen Anreize für Photovoltaikanlagen im Agrarsektor geschaffen und erhalten werden."

Darüber hinaus braucht es dringend einen weiteren Bürokratieabbau für die Errichtung dieser Anlagen. Dies betrifft unter anderem Erleichterungen bei Umwidmungen für Photovoltaik-Flächen oder ein erleichterter Netzanschluss. Durch die Schaffung eines "Sonderfördertopfes" kann die Umsetzung von (Pilot-)Anlagen vorangetrieben und weitere wichtige Ergebnisse zur optimalen Integration in die Landwirtschaft sowie zu weiteren Synergien geliefert werden.

Auch der Umweltschutz kann massiv von Agri-PV-Anlagen profitieren: "Die Intensivierung der Landnutzung hat dazu geführt, dass seit dem Jahr 1998 fast die Hälfte der Feld- und Wiesenvögel aus Österreichs Kulturlandschaft verschwunden sind. Agri-Photovoltaik bietet mit begleitenden Maßnahmen, wie z. B. Blumenwiesen, die Chance, Raum für Natur zu schaffen", spricht sich Bernadette Strohmaier, Naturschutz-Expertin von BirdLife Österreich für die Mehrfachnutzung landwirtschaftlicher Flächen aus.

Beim Agri-PV-Workshop erarbeiteten Expertinnen und Experten auf Einladung des Ökosozialen Forums Empfehlungen, um eine sozial- und umweltverträgliche sowie wirtschaftliche Agri-Photovoltaik zu forcieren. Die Ergebnisse werden zu Jahresende in einer Publikation veröffentlicht.

Quelle: Ökosoziales Forum Österreich & Europa



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Weitere Infos: Ökosoziales Forum Österreich

Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /