Erneuerbare Energieträger, eine Chance für Europa

Fischler fordert: Energiewende für sichere, wettbewerbsfähige und umweltverträgliche Energie

Das Thema Energie ist hot. Der Ölpreis hat die 75 Dollar-Marke gesprengt, die Versorgungssicherheit durch Erdgas ist dem Medium entsprechend leicht flüchtig, Kohle und Kernenergie werden wieder aus der untersten Schublade geholt. Am Jahrestag der Tschernobyl-Katastrophe, dem 26. April, veranstaltete das Ökosoziale Forum im Europäischen Parlament in Brüssel einen "Energietag", bei dem Auswege aus der Energiekrise auf Basis erneuerbarer Energieträger präsentiert wurden. Neueste Entwicklungen aus Schweden, Deutschland und Österreich waren das Thema dieser hochkarätig besetzten Tagung mit Franz Fischler an der Spitze.

"Eine nachhaltige Europäische Energiepolitik muss drei Hauptziele verfolgen: Versorgungssicherheit, Wettbewerbsfähigkeit und Umweltverträglichkeit", fordert der Präsident des Ökosozialen Forums im Einklang mit den Zielsetzungen der Europäischen Kommission und des Rates bei seiner Eröffnungsrede. "Nur so können wir den Problemen unserer Energieversorgung erfolgreich begegnen." Die Lösung für den wachsenden Energieverbrauch, die steigende Importabhängigkeit, für die Verknappung der fossilen Ressourcen und den damit verbundenen rasanten Preisanstieg sowie für die Klimabelastung könne nur heißen: Energie sparen und erneuerbare Energie ausbauen.

Versorgunsgsicherheit durch Diversifizierung der Energiequellen

"Es reicht nicht, wenn wir in Rohstoffe investieren, die auf absehbare Zeit nicht mehr oder nur zu sehr hohen Preisen verfügbar sein werden. Es reicht nicht, wenn wir jetzt neue Gaspipelines in den Mittleren Osten bauen, in eine der instabilsten Regionen der Welt. Es reicht nicht, wenn wir neue Verträge mit dem größten Gaslieferanten der Union schließen und damit unsere Abhängigkeit noch verstärken", warnt Fischler. "Die Energieversorgung Europas muss auf vielen Beinen stehen, der Anteil der Erneuerbaren von derzeit rund 6 % ist kein kräftiges Bein und liegt weit unter unseren Möglichkeiten."

Erneuerbare Energieträger zur Marktreife führen

Im Wärmebereich sind Heizöl oder Erdgas bereits jetzt teurer als Holzbrennstoffe, im Strom- und Verkehrssektor müssen vernünftige gesetzliche Rahmenbedingungen den erneuerbaren Energiequellen die Chance geben, zur Marktreife entwickelt zu werden. Gerade in diesen beiden Bereichen besteht hoher Handlungsbedarf: Der Verkehr wächst weiterhin wie kein anderer Energieverbrauchssektor, die Abhängigkeit von Erdöl beträgt praktisch 100 %. Der Wärmemarkt bietet die erfolgversprechendste Chance für einen raschen Wechsel von fossil auf erneuerbar, noch dazu zu wettbewerbsfähigen Kosten.

Energieeffizienz oberste Priorität

Neben dem dringlichen Ausbau der erneuerbaren Energieträger sieht der Ex-Agrarkommissar im Energiesparen das größte Potenzial der "Energiegewinnung", räumt gleichzeitig aber ein: "Mit dem Ziel, bis 2015 den Energieverbrauch jährlich um ein Prozent zu senken, werden wir das von der Kommission geschätzte Potenzial von 20 % Verbrauchsreduktion bis 2020 nicht ausschöpfen können."

Kernenergie weder versorgungssicher noch umweltverträglich

Kernenergie ist bei den heutigen technologischen Voraussetzungen vor allem ein Problem der Importabhängigkeit beim Rohstoff Uran, und nach wie vor ist die Entsorgung des radioaktiven Abfalls nur unzureichend gelöst. Im globalen energiewirtschaftlichen Zusammenhang ist der Beitrag der Kernenergie mit etwa 2 % unbedeutend. "Bei der Kernenergiefrage ist für mich die Grenze der nationalen Souveränität bei der Entscheidung des Energiemixes erreicht", so Fischler. "Ich begrüße sehr die Bestrebungen, eine Europäische Energieaußenpolitik zu etablieren, ich plädiere aber gerade angesichts der aufflammenden Atomkraftdiskussion sehr für mehr gemeinschaftliche Energieinnenpolitik. Wir brauchen eine Energiewende und die kann nur gemeinsam gelingen!"

Rückfragehinweis: Ökosoziales Forum Europa



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