© Thomas Breitsprecher
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Grünbuch Energieffizienz: Die nicht verbrauchte Kilowattstunde ist die effizienteste

Entwurf für "Grünbuch Energieeffizienz" wurde vorgestellt - Klimaschutz und Energieeffizienz als zentrale Herausforderung - alle Möglichkeiten müssen genützt werden

"Die nicht verbrauchte Kilowattstunde ist die effizienteste Kilowattstunde. Wir müssen uns daher mit Energieeffizienz auseinandersetzen, denn die ist im Kontext der möglichen und wichtigen Klimaschutzmaßnahmen eine der Top-Prioritäten. Steigerungen bei der Energieeffizienz ergeben sehr oft Win-win-Situationen: es drohen keine Benachteiligungen oder sonstige Unannehmlichkeiten und sie nützen dem Klima.", sagte Energieminister Martin Bartenstein zu dem von der E-Control im Auftrag des Wirtschaftsministeriums erstellten Entwurf für ein "Grünbuch Energieeffizienz", dessen Eckpunkte heute von Minister Bartenstein gemeinsam mit E-Control-Geschäftsführer Walter Boltz und dem früheren deutschen Bundesumweltminister Klaus Töpfer vorgestellt wurden.

Steigerungen der Energieeffizienz seien notwendig, wenn auch nicht leicht zu erzielen, wobei die hohen und immer noch steigenden Energiepreise die Umsetzung unterstützen würden, erklärte Bartenstein.

Erschwerend sei in Österreich vor allem die Kompetenzlage: Der Großteil der im Grünbuch aufgezählten 28 Maßnahmen falle in den Zuständigkeitsbereich der Länder. Aber, so der Minister: "Es gibt in der Energiepolitik keine Einzellösungen, kein Entweder-Oder, sondern man muss an allen Rädern drehen, die zur Verfügung stehen."

Wir müssen handeln, das ist klar. Internationale Energieperspektiven zeigen auf: ohne Gegenmaßnahmen ist bis zum Jahr 2050 ein Anwachsen der CO2-Emissionen um 130 Prozent auf 62 Milliarden Tonnen zu erwarten. Dann wird weniger als ein Drittel der CO2-Emissionen aus den OECD-Ländern kommen. Es wird notwendig sein, dass sich auch die Schwellenländer aktiv am Klimaschutz beteiligen. Energieeffizienz sei eine der zentralen Herausforderung unserer Zeit, so Bartenstein. Weltweit werde daher der Fokus auf mehr Energieeffizienz, stärkeren Einsatz von erneuerbaren Energieträgern und die Diversifizierung von Lieferländern gelenkt. Energieeffizienz werde daher auch ein Schwerpunkt der aktuellen französischen Präsidentschaft und beim informellen Energie-Rat am 4. und 5. Juli in Paris sein, gleichzeitig auch beim Treffen der Energieminister der G8 und beim G8-Gipfel. Die Bedeutung der erneuerbarer Energieträger sei daran zu erkennen, dass im Vorjahr insgesamt 150 Milliarden Dollar investiert worden seien. Bartenstein: "Die Finanzmärkte dieser Welt reagieren bereits und lassen Geld in diese Sparte fließen, weil dort Geld zu verdienen sein wird."

Gleichzeitig müsse man sich jedoch auch bewusst sein dass im internationalen Zusammenhang Kernkraft wieder eine größere Rolle spiele. Diese sei aber, so Bartenstein, sicher keine Option für Österreich. Dennoch müsse kritisch beobachtet werden, was rund um Österreich vorgehe, da die G8-Staaten vermehrt auf diese aus österreichischer Sicht nicht nachhaltige Energie setzen.

Der Bruttoenergieverbrauch in Österreich, so Bartenstein, sei seit 1990 um 36 Prozent gestiegen. Dieser Zuwachs sei aber lediglich zu 27 Prozent durch erneuerbare Energieträger abgedeckt worden. Österreich habe gut ein Viertel dieses Zuwachses durch erneuerbare Energieträger abdecken können, in den 15 "alten" EU-Ländern sei dieser Anteil nur bei rund 15 Prozent gewesen.

Ein besonders großes Effizienz-Potenzial sieht Bartenstein im Bereich der Raumwärme, der rund dreißig Prozent des Endverbrauches ausmache, aber auch bei der privaten Mobilität und bei den Privathaushalten.

Es gehe aber, so die Ansicht des Ministers, auch um den Abbau von Umwandlungsverlusten im Stromnetz durch die Schließung der Lücken im 380 kV-Netz, den Ausbau der Fernwärmeversorgung und die Errichtung von Kraft-Wärme-Kopplungen.

Eine deutliche Absage kam vom Minister an eine Produktionsverlagerung von energieintensiven Produkten in andere Staaten: "Das wäre doppelt sinnlos, eine Lose-lose-Situation statt einer Win-win-Situation. Und wir werden uns daher mit unseren Bündnispartnern in der Europäischen Union stark dafür machen, das nicht zu tun. Wenn wir energieintensive Industrien aus Europa vertreiben, verlieren wir Arbeitsplätze und Standortqualität, und die Produktion derselben Menge Stahl oder Zement in anderen Ländern dieser Welt würde deutlich mehr CO2-Ausstoß ergeben, bei Stahl in China etwa doppelt so viel wie aus einem sauberen europäischen Werk, etwa in Linz."

Vorschläge mit einer Steuersenkung zum Ausgleich für die steigenden Energiepreise zu reagieren, hält Bartenstein für kontraproduktiv. Das sei ein falsches Signal und auch gar nicht leistbar. Er spreche sich vielmehr für Hilfsmaßnahmen für jene Menschen aus, die steigenden Energiekosten und die hohe Inflation in besonderem Maß treffen: sozial Schwache und jene, die beruflich auf einen PKW angewiesen sind.

Das "Grünbuch Energieeffizienz" - weitere Inputs sind erwünscht

Nach der heutigen Präsentation und Diskussion des Entwurfs für ein "Grünbuch Energieeffizienz" soll die Endabstimmung dafür öffentlich über den Sommer möglich sein. Alle Stakeholder sind eingeladen, noch weitere Inputs zu leisten. Ziel ist umfassender Leitfaden, der Maßnahmenbündel für die wichtigen Bereiche beinhaltet und eine Grundlage für die Umsetzung der Energie-Effizienz in Bund, Ländern und Gemeinden liefert.

Weitere Details:
Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit- Maßnahmenempfehlung der E-Control



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /