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Größtes Öko-Bürohaus Österreichs entsteht in Wien

ENERGYbase: 50 % weniger Energieverbrauch, Solar Cooling, Photovoltaik und innovative Lichtsysteme

"Mit einer Investition von 14 Millionen Euro errichten wir auf den Paukergründen in Wien-Floridsdorf das ENERGYbase, Österreichs größtes Öko-Bürohaus in Passivhausbauweise und gleichzeitig Wiens erstes Technologie-, Forschungs- und Kompetenzzentrum speziell für Unternehmen sowie Forschungs- und Bildungseinrichtungen aus dem Bereich 'Erneuerbare Energie'", erklärte Finanz- und Wirtschaftsstadtrat Vizebürgermeister Dr. Sepp Rieder bei einem Pressegespräch am Dienstag im Rathaus. Rieder stellte das ENERGYbase gemeinsam mit DI Dr. Bernd Rießland, dem Geschäftsführer des Wiener Wirtschaftsförderungsfonds (WWFF), und Architektin Dipl. Ing. Ursula Schneider vom Team der "pos architekten", den Planern des ENERGYbase, vor.

Das ENERGYbase wird in Passivhausbauweise errichtet. Ökologische Baumaterialien, optimale Wärmedämmung, modernste Technik für einen effizienten Energieeinsatz - von der solaren Kühlung bis zur Photovoltaik - sowie innovative Systeme für Raumklima und Lichttechnik reduzieren im ENERGYbase den Energieverbrauch für Heizung, Kühlung und Beleuchtung um 50 Prozent im Vergleich zu herkömmlichen Büroimmobilien. 30 Prozent des Energiebedarfes werden durch umweltschonende und erneuerbare Energien, wie Erdwärme und Sonnenenergie vor Ort erzeugt. Als Baubeginn ist das Frühjahr 2007 vorgesehen, die ersten Mieter sollen Ende 2008 einziehen. Das ENERGYbase soll bis zu 20 Unternehmen mit rund 300 Arbeitsplätzen beherbergen.

"Mit diesem Pilotprojekt leiten wir eine neue Ära bei der Entwicklung und Errichtung von modernen, ökologisch nachhaltigen Büro- und Gewerbeimmobilien ein. Die Erfahrungen, die wir im ENERGYbase sammeln, sollen dazu beitragen, Kennzahlen und Einsparungspotenziale zu ermitteln, die in die Planung von wirtschaftlich effizienten Passivbürohäusern einfließen. Denn ähnlich wie im Wiener Wohnbau wollen wir in Zukunft den Passivhausstandard auch bei Gewerbeimmobilien in größeren Dimensionen anwenden, zum Beispiel bei Projekten im neuen Stadtteil auf dem Flugfeld Aspern", so Rieder.

"Das ENERGYbase ist Teil der Wiener Wirtschaftspolitik, die sich auch als Motor für eine wirkungsvolle Umwelt- und Ökologiepolitik versteht." Erfolgreiche Beispiele dafür seien das neue Wiener Biomassekraftwerk, das High-Tech-Kleinwasserkraftwerk in Nussdorf oder der massive Ausbau des Wiener U-Bahnnetzes mit der Verlängerung der U1 und U2 oder die Hauptkläranlage. Allein diese genannten Projekte haben bzw. hatten ein Investvolumen von insgesamt fast 2,1 Milliarden Euro. Zur nachhaltigen Wirtschaftpolitik der Stadt Wien gehören aber auch Projekte, wie derÖkobusinessPlan Wien, mit dem seit 1998 insgesamt 527 Wiener Unternehmen in Sachen Umweltschutz und Ökologie auf Vordermann gebracht wurden oder auch die erst unlängst beschlossene Aufstockung der Wiener Solarförderung auf eine Rekordsumme von einer Million Euro", so Rieder.

Das ENERGYbase ist auch ein wichtiger Baustein bei der Umsetzung einer ökologisch nachhaltigen Energiepolitik der Stadt Wien, wie sie im KliP-Klima-schutzprogramm (Ziel: 14 % weniger Treibhausgase bis 2010) und auch im Städtischen Energiespar-Programm (SEP) festgelegt wurde. Ziel des SEP ist es, den Anstieg des Energieverbrauchs in Wien bis 2015 von erwarteten 12 Prozent auf sieben Prozent zu senken. Das ENERGYbase ist außerdem eines jener 33 Projekte, das die Wiener SPÖ und die Grünen für die aktuelle Legislaturperiode vereinbart haben.

ENERGYbase: Wiens Kompetenzzentrum für Erneuerbare Energie

Mit dem ENERGYbase auf den Paukergründen im 21. Bezirk schafft der Wiener Wirtschaftsförderungsfonds nicht nur Österreichs größtes Passivbürohaus, sondern auch den notwendigen Raum und die Infrastruktur, um in Wien ein Kompetenzzentrum für Erneuerbare Energie zu etablieren. "Durch die Vernetzung von Wirtschaft, Forschung und moderner Ausbildung wird das ENERGYbase zu einem Innovationsmotor für diesen Wirtschaftszweig und die gesamte Wiener Wirtschaft. Unternehmen sowie Forschungs- und Bildungseinrichtungen aus dem Bereich 'Erneuerbare Energie' können in dem neuen Hightech-Zentrum ihre Kompetenzen in diesem zukunftsorientierten Bereich bündeln und ihr Know-how erweitern. Gespräche mit potenziellen Mietern und Interessenten laufen bereits. Unter anderem soll ein neuer Fachhochschullehrgang zum Thema Erneuerbare Energie im ENERGYbase untergebracht werden", berichtet WWFF Geschäftsführer DI Dr. Bernd Rießland.

Die Gesamtkosten für das ENERGYbase betragen rund 14 Millionen Euro. Das Gebäude hat eine Gesamtnutzfläche von 7.500 Quadratmetern, die sich auf ein Erdgeschoß und vier darüber liegende Stockwerke verteilen. Im Vergleich zu einem herkömmlichen Bürogebäude in gleicher Größe liegen die Errichtungskosten um rund 2 Millionen Euro höher. Die Mehrkosten werden großteils über Förderungen abgedeckt. Unterstützt wird das Projekt aus Mitteln der Europäischen Union sowie über die Programmlinie "Haus der Zukunft", einer Kooperation des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie und des FFG.

Insgesamt ist der Energiebedarf des ENERGYbase um 50 Prozent niedriger, verglichen mit einem Bürogebäude in normaler Bauweise und gleicher Größe. 30 Prozent der benötigten Energie wird aus Erdwärme und Photovoltaik im ENERGYbase selbst erzeugt. Nur 20 Prozent der Energie (Strom) muss zugekauft werden. Entsprechend gering sind auch die Energiekosten. Sie liegen bei 18.000 Euro für Heizen, Kühlen und Beleuchten pro Jahr. In einem Bürogebäude in "normaler" Bauweise würden sie 90.000 Euro betragen. Positiv sind auch die Effekte auf den Klimaschutz. 180 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr werden eingespart.

Im Erdgeschoß des ENERGYbase ist die Unterbringung eines neuen Fachhochschullehrganges für Erneuerbare Energie samt Werkshalle, Seminarräumen, Sekretariat sowie Räumen für Lehrpersonal und Studierende vorgesehen. Je Geschoß können rund 1.400 Quadratmeter Bürofläche flexibel in bis zu vier Mieteinheiten unterteilt werden. Damit kann die Raumkonfiguration sehr individuell auf die Bedürfnisse jeder Unternehmensstruktur angepasst werden. Neben einer Tiefgarage mit 63 Stellplätzen und barrierefreiem Zugang ins High-Tech-Zentrum verfügt das ENERGYbase auch über einen Free-Bike-Port für 40 Fahrräder.


Auf dem Areal der ehemaligen Paukergründe ist in den letzten Jahren ein von innovativen und technologieorientierten Einrichtungen und Unternehmen geprägtes Umfeld entstanden, das optimale Netzwerke und Kooperationen zwischen Forschung, Unternehmen und Ausbildung ermöglicht. Direkter Nachbar des ENERGYbase ist das TECHbase Vienna. In diesem Ende 2005 eröffneten Technologiezentrum arbeitet das Forschungsinstitut arsenal research mit rund 175 hoch qualifizierten ForscherInnen in den Bereichen Mobilität und Energie. Vor allem der Energieaspekt der arsenal-Forschung lässt sich mit der thematischen Ausrichtung des ENERGYbase optimal verknüpfen. Ebenfalls im TECHbase untergebracht sind der Automotive Cluster Vienna Region (ACVR), ein Gründerzentrum für Jungunternehmen sowie zwei Fachhochschullehrgänge zu den Themenbereichen Logistik/Transportmanagement bzw. Mechatronik/Robotik.

Ein weiterer Nachbar des ENERGYbase ist der weltgrößte Klima-Wind-Kanal, in dem Schienen- und Straßenfahrzeuge, neue Transportsysteme und technische Einrichtungen unter extremen klimatischen Bedingungen (Kälte, Hitze, Winde bis 300 km/h) getestet werden können. Und der Technologiekonzern Siemens erweitert seinen nahe gelegenen Standort bis 2010 zur Siemens-City, der 13.000 Beschäftigte aus allen Siemens-Bereichen zusammenfasst.

Das Gebäudekonzept des ENERGYbase baut auf den Ergebnissen des Forschungsprojekts "Sunny Research" der arsenal research und des Architekturbüros "pos architekten" auf (einem Haus der Zukunft- Forschungsprojekt) Letztere sind auch für die Planung des ENERGYbase verantwortlich. Dabei ging es um die Entwicklung eines neuartigen Gebäudekonzepts für Büroimmobilien unter dem Aspekt von Energie-effizienz und dem Einsatz erneuerbarer Energieträger bei höchstem Komfort für die Mieter. So sorgt der Passivhausstandard für höchste Energieeffizienz, mit dem Resultat, dass der Energiebedarf auf ein Mindestmaß reduziert wird. Dafür sind drei Kriterien ausschlaggebend: Ein ausgezeichneter Wärmeschutz (Dämmung), Luftdichtheit und Lüftung mit Wärmerückgewinnung. Der niedrige Energiebedarf wird durch erneuerbare und damit umweltschonende Energieträger gedeckt - hauptsächlich durch Erdwärme. Dabei entnimmt eine Wärmepumpe für die Heizung und Kühlung des Gebäudes dem Grundwasser ausreichend Erdwärme. Das System basiert auf der sogenannten Bauteilaktivierung - eine moderne Form der Gebäudeklimatisierung. Dabei werden beim Bau des Gebäudes Wasserrohre in den Beton eingelegt, die je nach Bedarf Wärme abgeben bzw. kühlen. So kann das ganze Jahr ein optimales Raumklima garantiert und auf energieintensive Klimaanlagen verzichtet werden.

Solar Cooling: Österreichweit erstmals in dieser Dimension

Die solare Kühlung ("Solar Cooling"), die im ENERGYbase Anwendung findet, kommt in Österreich erstmals bei einem Bauvorhaben in dieser Größenordnung zum Einsatz. Darunter versteht man den Einsatz von Solarenergie zur Kühlung der Luft. Während der Sommermonate, in denen der Kühl- und damit der Energiebedarf am höchsten sind, liefert die thermische Solaranlage die meiste Energie. Während des Winters kann die mit der Solaranlage gewonnene thermische Energie zur Beheizung des Gebäudes verwendet werden. An der Südfassade des Gebäudes ist eine rund 400 Quadratmeter große Solarstromanlage angebracht. Sie deckt mit einer Jahresleistung von rund 42.000 kWh einen wichtigen Teil des Energiebedarfs.

Pflanzen sorgen für behagliches Raumklima und hohen Arbeitsplatz-Komfort

Besonders interessant ist auch die Nutzung von Pflanzen zur natürlichen Befeuchtung und Konditionierung der Raumluft während der Wintermonate, das Konzept der Nutzung von Bepflanzung wurde auch beim Biohof Achleitner, einem weiteren im Rahmen der Programmlinie "Haus der Zukunft" als Demoprojekt unterstütztem Gebäude, angewandt.

Das Architekturbüro "pos architekten" hat speziell für das ENERGbase viergeschossige Pflanzenpufferräume entwickelt, die als abgeschlossene Feuchtgeneratoren präzise steuerbar und absolut ökologisch Feuchte ins haustechnische System speisen und Schadstoffe aus der Luft filtern. 500 Pflanzen einer speziell für die Luftbefeuchtung gezüchteten Art des Zyperngrases befeuchten im Winter und in der Übergangszeit die Luft, ehe sie über das Gebäude verteilt wird und für ein besonders behagliches Raumklima sorgt und gleichzeitig ein gesünderes Arbeitsumfeld möglich macht.

Die spezielle "Faltung" der Südfassade ermöglicht einen sehr hohen Verglasungsanteil bei gleichzeitig optimaler Verwertung des solaren Ertrags. Im Winter kann die Wärme der tiefer stehenden Sonne besser eingefangen und durch eine spezielle Luftführung in den Norden des Gebäudes verteilt werden. Im Sommer verschattet sich die Fassade von selbst, sodass die gesamte Sonneneinstrahlung direkt von den auf der Fassade angebrachten Photovoltaik-Modulen verwertet werden kann. Der indirekte Teil der Sonnenstrahlung gelangt als Beleuchtung in die Räume.

Während in gewöhnlichen Büroimmobilien rund 40 Prozent der Fläche ausschließlich mit Kunstlicht beleuchtet werden müssen, macht im ENERGYbase die Grundrissgestaltung sowie eine intelligente Lichtsteuerung eine komplette Versorgung des Gebäudes mit Tageslicht möglich. So genannte Lichtlenk-Jalousien leiten das Tageslicht mit Hilfe hoch reflektierender Lamellen in die Tiefe des Raumes, um die Räumlichkeiten tagsüber möglichst lange mit ausreichend Helligkeit zu versorgen. Der minimale Einsatz von Kunstlicht ist ein weiterer Grund für den geringen Energiebedarf. Und auch die Mitarbeiter profitieren. Denn Augenbrennen, Ermüdung der Augen, verschlechtertes Sehvermögen und Kopfweh sind häufige Folgen schlechter Lichtverhältnisse am Arbeitsplatz.

* FACTBOX ENERGYbase:

ENERGYbase ist die größte Passiv-Büro- und Gewerbeimmobilie Österreichs Projektentwickler: Wiener Wirtschaftsförderungsfonds (WWFF)
Investitionsvolumen: 14 Millionen Euro

Adresse: Giefinggasse 6, 1210 Wien, (ehemalige Paukergründe)
Nutzfläche: 7.500 m2

Nutzung: Büro / F & E / Bildung speziell im Bereich Erneuerbare Energie Unternehmen/Arbeitsplätze: bis 20 Betriebe mit insges. rund 300 Arbeitsplätzen Im Umfeld: Techbase Vienna, Klima-Windkanal, ab 2010 Siemens City

Erneuerbare Energie: Erdwärme und Solarenergie Pflanzenpuffer: biologische Gebäudeklimatisierung
Solar Cooling: Kühlung mittels Sonnenenergie Photovoltaikanlage: 42.000 kWh pro Jahr Solarstrom durch 400 m2 Kollektoren Energieverbrauch: sinkt um 50 %, 30 % des Energiebedarfes vor Ort erneuerbare erzeugt

Energiekosten: 18.000 Euro jährlich statt 90.000 Euro

Weitere Informationen unter www.energybase.at
sowie unter www.hausderzukunft.at



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /