© Stadt Wien/Martin VOTAVA / Die PV-Fassade versorgt die Wärmepumpe mit der benötigten Energie
© Stadt Wien/Martin VOTAVA / Die PV-Fassade versorgt die Wärmepumpe mit der benötigten Energie

Historisches Mehrfamilienhaus in Hietzing auf 100% erneuerbare Wärmeversorgung umgestellt

Durch landesgeförderte Sanierung konnte die Lebensqualität erhöht, der Wärmebedarf mehr als halbiert und der ökologische Fußabdruck reduziert werden.

Wien hat ein klares Ziel: Bis 2040 sollen klimaschädliche fossile Energieformen der Vergangenheit angehören und durch zukunftsfreundliche Alternativen ersetzt werden. Die Devise lautet: Anpacken, unterstützen und motivieren. Die Stadt packt an, indem sie die (künftig dekarbonisierte) Fernwärme ausbaut. Sie unterstützt den Gasausstieg finanziell mit Mitteln für die thermische Sanierung. Und sie motiviert die Wienerinnen und Wiener dazu, selbst tätig zu werden.

"Vorzeigeprojekte wie jenes in der Volkgasse sind deshalb so wichtig, weil sie deutlich machen, dass der Gasausstieg keine Illusion ist, sondern vielerorts schon passiert. Wir holen Projekte vor den Vorhang, um Zweifel an der Machbarkeit des Gasausstiegs aus dem Weg zu schaffen. Wir wollen die Wiener*innen davon überzeugen, dass es sehr wohl gänzlich ohne Gas und Öl geht und dass klimafreundliche Alternativen sogar viele Vorteile mitbringen. In Wien haben wir die Energiewende bereits eingeläutet, jetzt geht es darum, unser Missionsziel zu erreichen: Die Klimaneutralität 2040. Das schaffen wir nur, wenn wir alle - dem Beispiel Volkgasse folgend - den notwendigen Enthusiasmus dafür an den Tag legen.", sagt Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky.

"Der Weg zur klimaneutralen Stadt kann nur gemeinsam begangen werden. Alle Wienerinnen und Wiener sind eingeladen ihr privates Lebensumfeld nachhaltig zu gestalten und gleichzeitig die Lebensqualität zu erhöhen. Die Stadt weitet aktuell die Fördermöglichkeiten für "Raus aus Gas"-Sanierungen massiv aus. In der Sanierungsberatungsstelle "Hauskunft" beraten Expert*innen der Stadt über Sanierungsformen und Fördermöglichkeiten. Im Zentrum der Wohnpolitik der Stadt Wien steht immer der Mensch. Die Frage der nachhaltigen Energieversorgung ist auch eine soziale Frage. Diesen Weg müssen wir gemeinsam gehen, denn in Wien wird niemand zurückgelassen." so Vizebürgermeisterin und Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal.

Motivation ist wesentlich, denn der Gasausstieg ist Gemeinschaftssache. Zieht die ganze Stadt an einem Strang, lässt sich das Ziel wesentlich leichter erreichen. Es gilt daher, Zweifel an der Umsetzbarkeit des Ausstiegs zu minimieren und stattdessen die Motivation zum Mitmachen zu erhöhen. Dazu ist Überzeugungsarbeit nötig. Bis 2025 holt die Stadt Wien deshalb 100 Beispielprojekte vor den Vorhang, die allesamt verdeutlichen, dass der Gasausstieg im Gebäudebestand bereits jetzt funktioniert; dass es für jedes Haus auch abseits der Fernwärme eine Lösung gibt und dass die Stadt beim Umstieg breite Unterstützung anbietet.

Bei einem dieser Beispielprojekte handelt es sich um ein historisches Mehrfamilienhaus in der Hietzinger Volkgasse. Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky und Vizebürgermeisterin und Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal haben sich bei einem Besuch jüngst selbst ein Bild vom gelungenen Umstieg machen können.

Umstieg mit messbarem Vorteil

In dem 124 Jahre alten Gebäude ist fossile Energie seit kurzem passé, stattdessen wird es nun vollständig mittels Erdwärme und Photovoltaik versorgt. Im Garten wurden in bis zu 130 Metern Tiefe 14 Erdsonden verlegt, welche die im Keller gelegene Hochtemperatur-Wärmepumpe versorgen. Die am Dach und an der Fassade angebrachten Sonnenstrom-Module beliefern die Wärmepumpe wiederum mit der benötigen Energie.

Mit messbarem Vorteil für seine Bewohner*innen, denn der Heizwärmebedarf konnte durch die Umstellung auf moderne Heiztechnik sowie durch die vorangegangene thermische Sanierung um 55 Prozent reduziert werden. Ein Vorzeigebeispiel ist das Objekt auch wegen des guten Einvernehmens zwischen Eigentümer und Mieter*innen, das den gesamten Umstiegsprozess geprägt hat.

"Mehrfach wurde ich bereits gefragt, ob ich die Umstellung auf eine umweltverträgliche Heizungs- und Warmwasserversorgung rückblickend ein weiteres Mal in Angriff nehmen würde. Darauf kann ich mit einem klaren ‚Ja!‘ antworten. Vieles ist im Nachhinein sehr positiv zu bewerten, dazu zählt die Förderung der Stadt Wien, aber genauso die zustimmende Haltung der Altmieter. Bei der Abwicklung sehe ich allerdings Verbesserungspotenzial, das betrifft etwa die Abstimmung zwischen den Behörden oder der Reduzierung des bürokratischen Aufwands. Ich denke und hoffe, dass in Zukunft umgekehrt alle Mieter von den reduzierten Energiekosten profitieren werden", sagt der Eigentümer, Felix Kontrus, über sein Projekt.

Thermische Sanierung als wichtiger Baustein

Im Zuge eines Dachgeschoßausbaus und der Anbringung von Balkonen an der Gartenrückseite wurde das Mehrfamilienhaus nicht nur architektonisch aufgewertet, sondern auch energetisch modernisiert. Mit dem Austausch der Fenster und der Dämmung der ungegliederten Fassadenteile wurde eine wichtige Grundlage für die folgende Umstellung des Heizsystems gelegt. Die thermische Sanierung des Hauses bildete die Grundlage für die Umstellung von dezentralen Gasetagenheizungen auf eine zentrale Erdwärmepumpenlösung in Kombination mit Photovoltaik.

Die Stadt Wien förderte das Projekt durch den wohnfonds_Wien im Rahmen einer Thewosan-Sanierung mit rund 150.000 Euro. Durch die aktuelle Sanierungs- und Dekarbonisierungsverordnung, die mit 1. März in Kraft tritt, werden die Budgetmittel für Sanierungen und Dekarbonisierungen um 112 Millionen auf 260 Millionen Euro ausgeweitet. Neben einem umfangreichen Ausbau von Förderungen im thermisch-energetischen Bereich kommt es durch die Verordnung zukünftig auch zu klaren Vereinfachungen bei der Förderabwicklung und einer Erweiterung des Bezieher*innenkreises ab 1. März.

Innovative Heizsystem-Kombi

Die innovative Heizungs- und Warmwasserversorgung wird durch 14 Erdsonden im Garten ermöglicht, die bis zu 130 Meter in die Tiefe reichen. Eine leistungsstarke Hochtemperatur-Wärmepumpe mit 70 Kilowatt (kW) im Keller nutzt diese Erdsonden, um das gesamte Haus emissionsfrei mit Heizwärme und Warmwasser zu versorgen. Die bestehenden Radiatoren wurden beibehalten und die Gasthermen durch moderne Wärmeübergabestationen ersetzt. In ausgewählten Wohnungen und dem Geschäftslokal bietet eine Fußbodenheizung zusätzlichen Komfort und Möglichkeit zur passiven Kühlung. Darüber hinaus wurde das Haus mit Photovoltaikmodulen ausgestattet, die auf verschiedenen Dachflächen und an der südseitigen Fassade angebracht sind. Die Gesamtleistung der Anlage beträgt etwa 25 Kilowattpeak (kWp) und trägt nicht nur zur Energieversorgung der Wärmepumpe bei, sondern soll zukünftig auch für das Laden von Elektro-Fahrzeugen im Vorgarten genutzt werden.

100 Projekte Raus aus Gas - jetzt mitmachen!

Die Stadt Wien lädt Eigentümer*innen ein, ihre Umstellungsprojekte einzureichen: Egal, ob Sie noch ganz am Anfang stehen, sich bereits in der Planung befinden, in der Umsetzung vor Hürden stehen oder Ihr Gebäude schon fertiggestellt ist. Melden Sie sich bei der Klima- und Innovationsagentur der Stadt Wien und werden Sie Teil der Initiative "100 Projekte Raus aus Gas".

Weiterführende Informationen zur Initiative "100 Projekte Raus aus Gas" und weitere "Raus aus Gas"-Vorzeigeprojekte sind hier zu finden


Beratung durch die Klima- und Innovationsagentur der Stadt Wien

Die Klima- und Innovationsagentur der Stadt Wien berät Immobilieneigentümer*innen, Hausverwaltungen, Wiener Betriebe sowie alle Wienerinnen und Wiener kostenlos und individuell beim Umstieg auf erneuerbare Energieanlagen und bietet maßgeschneiderte Informationen:

Klima- und Innovationsagentur der Stadt Wien

www.erneuerbare-energie.urbaninnovation.at



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /