© Wiener Zeitung / Thomas Seifert
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Wiener Zeitung: Leitartikel von Thomas Seifert: "Homo Hydrocarbonensis"

"Das Zeitalter der Steinzeit ist nicht aus Mangel an Steinen zu Ende gegangen, das Ölzeitalter wird nicht erst zu Ende gehen, wenn der letzte Tropfen Öl gefördert worden ist",

sagte einst der Scheich Ahmed Zaki Yamani, der als Ölminister Saudi-Arabiens von 1962 bis 1986 die zentrale Figur des internationalen Erdölgeschäfts war. Das Ölzeitalter könnte in den nächsten Jahrzehnten tatsächlich zu Ende gehen und Yamani am Ende recht behalten. Denn das Bessere ist der Feind des Guten und so folgte vor über 4300 Jahren auf die Steinzeit die Bronzezeit. Auch dieses Mal wird der Homo Sapiens Hydrocarbonensis den nächsten Evolutionsschritt nehmen, denn die Zukunft liegt in der Elektro-Mobilität. Elektromotoren haben einen hervorragenden Wirkungsgrad, sind emissionsfrei und leise und Elektrizität kann aus den verschiedensten Energieträgern generiert werden. In Chinas Städten verstopfen Elektrofahrräder und Elektroroller bereits die Fahrradwege, Hybridfahrzeuge konnten weltweit Marktanteile erobern und langsam finden auch Elektroautos in Japan, den USA und Europa Abnehmer.

Zudem ist dieser Schritt eine schlichte Überlebensnotwendigkeit. Der Kohlendioxidgehalt der Erdatmosphäre beträgt heute rund 400 ppm (parts per million), 1958 waren es noch 315 ppm. Das letzte Mal waren die Kohlendioxidwerte im Pliozän, vor zwei bis vier Millionen Jahren, auf dem heutigen Niveau. Eine Stabilisierung der Kohlendioxid-Emissionen ist also unbedingt notwendig, um einen katastrophalen Klimawandel abzuwenden.

Der Shift von einem kohlenstoffbasierten Energieregime in ein neues wird weitreichende Folgen haben: Die erdölproduzierenden Länder werden sich nach Alternativen Einnahmequellen umsehen müssen. Wenn in Zukunft elektrische Energie und nicht mehr Rohöl die Energie-Leitwährung ist, dann bringt das einen gravierenden Bedeutungsverlust für die arabische Halbinsel und den Persischen Golf mit sich. Wer auch immer die Technologien dieser neuen Energie-Epoche beherrscht, wird die globale Vormachtstellung beanspruchen können.

Es ist kein Zufall, dass die Kohle-Imperien Großbritannien, Deutschland und Frankreich von den Öl-Imperien USA und Sowjetunion abgelöst wurden. Die gute Nachricht: Elektrische Energie kann aus erneuerbaren Quellen dezentral erzeugt werden, was bedeutet, dass es in so einer schönen neuen Welt weniger Kriege um Energiequellen geben könnte. Ein Aufbruch in eine konfliktärmere, sauberere Zukunft? Man wird ja noch träumen dürfen.

Rückfragehinweis: Wiener Zeitung


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OTS0162 2013-08-08/18:11



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /