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UN-Klimabericht: Treibhauseffekt wird Megatrend des 21. Jahrhunderts

WWF: Bundesregierung muss Klimapolitik radikal neu überdenken

Der Weltklimabericht der UNO, der heute Abend auf der Konferenz des UN-Umweltausschusses (IPCC) in Paris präsentiert werden soll, zeigt, dass sich die Erderwärmung noch schneller vollzieht als im letzten Bericht vor sechs Jahren berechnet. Der Anteil an Treibhausgasen in der Atmosphäre ist heute höher als in den letzten 650.000 Jahren. Die Erde hat sich in den letzten Hundert Jahren vor allem durch den Menschen um 0,74 Grad erwärmt und ein weiterer Temperaturanstieg bis zum Ende des Jahrhunderts zwischen einem und 6,3 Grad wird erwartet. Eine Erderwärmung um 1,3 Grad seit Beginn des Industriezeitalters ist nicht mehr zu verhindern, so der IPCC-Bericht. "Wir haben nur mehr 0,7 Grad Spielraum bevor die kritische Grenze von zwei Grad Temperaturanstieg überschritten wird. Dieser Megatrend wird das Leben im 21. Jahrhundert wesentlich prägen", so WWF-Klimaexperte Markus Niedermair und fordert von derösterreichischen Bundesregierung einen sofortigen nationalen Klimagipfel und verstärkten Einsatz in der EU für die Kyoto-Nachfolgeperiode im nächsten Jahrzehnt.

Bereits jetzt sind die arktischen Temperaturen um das Doppelte angestiegen, das arktische Eis schmilzt in einer Rate von drei Grad pro Jahrzehnt. Auch das Eis in Grönland und in der Antarktis schmilzt schneller als bisher vermutet. Der Permafrostboden hat allein seit 1990 um sieben Prozent abgenommen. In den Mittelmeerregionen, in der Sahelzone und in Südafrika sind verstärkte Trockenzeiten zu beobachten während in Europa, in Nord- und Südamerika sowie in Zentralasien die Niederschläge zunehmen. Extreme Wetterereignisse wie Stürme und Hitzewellen nehmen an Häufigkeit und Intensität zu. Für die nächsten zwei Jahrzehnte sagen die Wissenschaftler einen weiteren globalen Temperaturanstieg von 0,2 Grad Celsius voraus. Für die Alpenregion und auch für Österreich bedeutet diese Entwicklung unabsehbare Folgen.

Die EU-Staats- und Regierungschefs - darunter auch Ex-Bundeskanzler Wolfgang Schüssel - haben sich bereits zum Ziel bekannt, den Klimawandel unterhalb der gefährlichen Marke von zwei Grad zu stoppen, um so die schlimmsten Folgen zu verhindern. Die neue Bundesregierung in Österreich muss nun rasch handeln. Das bedeutet, dass nicht nur die EU sondern auch Österreich bis 2020 den Treibhausgasausstoß um 30 Prozent reduzieren muss. Dieses Ziel muss im Regierungsprogramm verankert und umgesetzt werden. "Österreich liegt derzeit 30 Prozent hinter dem Kyoto-Ziel und ist damit einer der schlimmsten Klimasünder in der EU", so Niedermair. Die Erderwärmung zeigt sich in Österreich noch stärker als in anderen Ländern: "1,8 Grad Temperaturanstieg in Österreich sind mehr als doppelt so viel wie der weltweite Durchschnitt", warnt Niedermair und weist darauf hin, dass bereits die Hälfte der Alpengletscher abgeschmolzen sind.

Österreich als eines der reichsten Länder der Erde hat großen Einfluss auf die Verhandlungen in der EU um sich für die Einhaltung des Kyoto-Ziels einzusetzen. Bei einem Pro-Kopf-Ausstoß von CO2 inÖsterreich von 11,4 Tonnen pro Jahr müssen wir vor allem zuerst im eigenen Land beginnen, den CO2-Ausstoß massiv reduzieren Das kann nur geschehen, indem der Anteil an erneuerbaren Energien rasch ausgebaut und die Energieeffizienz massiv verstärkt wird. "Zum Schutz unserer Alpengletscher und einzigartigen Naturlandschaften sind wir auch auf die Mithilfe der EU angewiesen", so Niedermair und appelliert an die Bundesregierung, ihren Einsatz gegen den Klimawandel für die Kyoto-Nachfolgeperiode im nächsten Jahrzehnt zu verstärken.



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