Diskussion um neue AKW-Blöcke in Cz soll vor Problem der teuren Überkapazitäten ablenken.

Angeschlagene Nuklearindustrie sucht verzweifelt nach weiteren staatlichen Zuschüssen - keine konkreten Projekte vorhanden.

Linz/Prag, 18. November 2003. "Die Meldungen über den baldigen Baubeginn neuer AKW-Blöcke in Temelin besitzen keine reale Grundlage", erklärt Radko Pavlovec, Beauftragter des Landes Oberösterreich für grenznahe Atomanlagen. "Die tschechische Atomlobby versucht in erster Linie, vom aktuellen Problem der Milliardenverluste in Temelin und der Problematik der teuren Überkapazitäten abzulenken".Die Berichte über den angeblich geplanten Baubeginn neuer Temelin-Blöcke im Jahr 2004 entstammen einem gestern erschienen Artikel der tschechischen Wochenzeitschrift Tyden. Martin Pecina, im Industrieministerium für die Energiepolitik zuständig, sprach von der Notwendigkeit der Errichtung neuer AKW Blöcke. Der richtige Zeitpunkt für eine solche Diskussion wird seiner Meinung nach in der zweiten Hälfte 2004 kommen, der Bewilligungsprozeß würde etwa 6-7 Jahre in Anspruch nehmen. Einen raschen Baubeschluß vorausgesetzt, könnte der Bau demnach frühestens nach 2010 beginnen. Die Firma CEZ teilte mit, ihr aktueller Geschäftsplan würde keine Errichtung von neuen AKW-Blöcken vorsehen. Pecina gibt auch zu, dass derzeit keine konkreten Vorstellungen über die angeblich geplanten Kernkraftwerke vorhanden sind: "Falls in Temelin tatsächlich gebaut werden sollte, dann ist es klar, dass es nicht die gleichen Hybridreaktoren wie die derzeitigen sein werden. Es könnte auch ein schneller Brüter, oder ein Reaktor mit flüssigem Nuklearbrennstoff sein...", so Pecina gegenüber Tyden. Tyden setzt sich auch kritisch mit der ökonomischen Situation der tschechischen Energiewirtschaft auseinander und bezweifelt, ob CEZ die Finanzierung eines neuen AKW-Projektes bewältigen könnte. "Die schwierigste Aufgabe wird es sein, die Regierung und vor allem die Öffentlichkeit zu überzeugen, dass so ein riskantes Projekt Erfolgsaussichten hätte", so Tyden. Den eigentlichen Hintergrund für die aktuelle Diskussion stellen die Existenzsorgen der Nuklearindustrie in Tschechien und der Slowakei dar. Nach Temelin und Mochovce haben die Firmen keine Aufträge mehr, ihr Niedergang ist vorprogrammiert. So versuchen sie verzweifelt, an staatliche Aufträge heranzukommen. Die wichtigste Frage wird es allerdings sein, ob die tschechische Öffentlichkeit einer weiteren massiven Subventionierung der Kernenergie zustimmen wird. "Die entscheidende Auseinandersetzung um die weitere Nutzung der Kernenergie in Mitteleuropa hat bereits begonnen", erklärt Pavlovec. "Oberösterreich hat mit den bisherigen umfangreichen Informationsaktivitäten in Tschechien bereits einen sehr wichtigen Beitrag im Rahmen dieser Diskussion geliefert. Dies stellt eine wichtige Grundlage für weitere Bemühungen dar, der tschechischen Öffentlichkeit die gravierenden Nachteile der Kernenergienutzung transparent zu machen", so Pavlovec abschließend.Weitere Informationen: Radko Pavlovec, Tel. 0664 / 421 74 91.

Quelle: Radko Pavlovec
erschienen: 19.11.2003



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Diese Meldung wurde von der OÖ Stop Temelin Vereinigung zur Verfügung gestellt.

Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /