© Erich Westendarp auf Pixabay
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Österreich: Mehr Tonnenkilometer durch Lkw-Transit als durch Inlandverkehr

VCÖ: Lkw-Kontrolldichte in Österreich mit 0,4 Prozent niedrig

Wien - Der Lkw-Transit verursacht in Österreich mittlerweile bereits mehr Tonnenkilometer als der Lkw-Inlandverkehr, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Ein einziger typischer Transit-Lkw nutzt die Straße so stark ab wie 60.000 durchschnittliche Pkw. Für die Verkehrssicherheit wiederum bereiten Verstöße gegen Lenk- und Ruhezeiten, schlechte Arbeitsbedingungen bei Lkw-Lenkenden sowie technische Mängel bei Fahrzeugen große Probleme. Den zuletzt pro Jahr insgesamt fast 41 Millionen beladenen Lkw-Fahrten in Österreich stehen aber nicht einmal 143.000 technische Unterwegskontrollen gegenüber

Mit 20,3 Milliarden Tonnenkilometer verursacht der Lkw-Transit in Österreich mehr Verkehrsaufwand als der Lkw-Inlandverkehr mit rund 18,6 Milliarden Tonnenkilometer. Im Jahr 2015 war es noch umgekehrt, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Während die Verkehrsleistung des Lkw-Inlandverkehr seit dem Jahr 2015 um 18 Prozent zugenommen hat, war die Zunahme beim Transitverkehr mit 35 Prozent fast doppelt so hoch.

Allein im Jahr 2022 gab es in Österreich insgesamt rund 41 Millionen beladene Lkw-Fahrten. Dem gegenüber standen lediglich 142.600 Kontrollen, bei denen Lkw auf technische Mängel untersucht wurden. Die Kontrolldichte ist mit 0,4 Prozent niedrig. "Wie wichtig die Lkw-Kontrollen für die Verkehrssicherheit sind, verdeutlichen die Ergebnisse. Mehr als 13.700 Lkw wiesen so schwere Mängel auf, dass sie nicht mehr weiterfahren durften. Umso wichtiger ist es, die Kapazitäten der Kontrollbehörden zu erhöhen, damit mehr Kontrollen durchgeführt werden können", betont VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky. Zusätzlich wurde bei über 30.000 Lkw Überladung festgestellt und mehr als 80.000 Verstöße gegen Lenk- und Ruhezeiten.

Österreich liegt zwar bei den Kontrollen über den Vorgaben der EU, diese richten sich aber nach den im Land gemeldeten Lkw, was im Transitland Österreich wenig relevant ist. Bereits zwei Drittel der Verkehrsleistung des Straßengüterverkehrs in Österreich entfallen auf Fahrzeuge aus dem Ausland.

Ausflaggen, neben erlaubter auch illegale Kabotage, Lohn- und Sozialdumping, technische Mängel bei den Lkw, überschreiten von Lenk- und Ruhezeiten führen zu Wettbewerbsverzerrungen, nicht nur gegenüber der Schiene, sondern auch gegenüber allen Frächtern, die sich an die Regeln und Vorschriften halten. Die Schweiz ist auch bei der Anzahl der Lkw-Kontrollen ein Vorbild. So werden beim Schweizer Schwerverkehrszentrum Uri fünf Prozent der hier passierenden Schwerfahrzeuge kontrolliert. Bei jedem dritten Fahrzeug wird ein Verstoß registriert. Die Zahl der Unfälle hat nach der Eröffnung des Kontrollzentrums abgenommen.

Auch das Tempolimit wird in der Schweiz besser kontrolliert und es gibt keine großzügigen Toleranzgrenzen wie in Österreich. Statt der erlaubten 80 km/h fahren auf Österreichs Autobahnen Lkw im Schnitt 88 km/h, etliche Lkw sind mit mehr als 90 km/h unterwegs. "Mit der Geschwindigkeit nehmen Unfallrisiko, Lärm, Schadstoff- und CO2-Ausstoß zu", weist Jaschinsky auf die Folgen hin.

Zur Vermeidung von Straßenschäden ist die Reduktion der Lkw-Belastung und eine stärkere Verlagerung auf die Schiene ebenfalls wichtig: Ein einziger typischer Transit-Lkw nutzt die Straße so stark ab wie 60.000 durchschnittliche Pkw, verdeutlicht der VCÖ. Die Zunahme des Lkw-Verkehrs verursacht verstärkte Straßenschäden, was letztlich wiederum zu mehr Baustellen und Staus führt.

In Österreich bereits mehr Tonnenkilometer durch Lkw-Transit als durch Inlandverkehr

(Tonnenkilometer durch Lkw-Transit / durch Inlandverkehr auf Österreichs Straßen)

Jahr 2022: 20,3 Milliarden tkm / 18,3 Milliarden tkm
Jahr 2021: 20,3 Milliarden tkm / 18,9 Milliarden tkm
Jahr 2020: 18,4 Milliarden tkm / 18,1 Milliarden tkm
Jahr 2019: 19,0 Milliarden tkm / 18,0 Milliarden tkm
Jahr 2018: 18,1 Milliarden tkm / 17,8 Milliarden tkm
Jahr 2017: 17,1 Milliarden tkm / 17,5 Milliarden tkm
Jahr 2016: 15,7 Milliarden tkm / 16,9 Milliarden tkm
Jahr 2015: 15,1 Milliarden tkm / 15,7 Milliarden tkm
Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2024


VCÖ: Bei fast 41 Millionen Lkw-Fahrten wurden 142.600 Lkw technisch kontrolliert Lkw-Kontrollen in Österreich im Jahr 2022 und geahndete Vergehen, gerundet

Nicht Einhaltung von Lenk- und Ruhezeiten: 86.000

Überladung: 30.800

Schwere technische Mängel / Gefahr Verzug (keine Weiterfahrt erlaubt): 13.700

Mangelnde Ladungssicherheit: 5.800

Quelle: BMI, BMK, VCÖ 2024


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /