© City of LA / Bürgermeisterin Karen Watts über wichtige Schritte für ein umweltfreundlicheres Los Angeles
© City of LA / Bürgermeisterin Karen Watts über wichtige Schritte für ein umweltfreundlicheres Los Angeles

Los Angeles: Wie eine Großstadt E-Mobilität voranbringen will

Laden an Laternenmasten und umfassendes Service von Ladeinfrastruktur als Beispiele - Integration von E-Fahrzeugen ins Netz als Speicher und Ausbau der Solarflächen

Los Angeles - Historisch gesehen hat Los Angeles dank vieler Autobahnen und starker Zersiedelung eine besonders schlechte Luftqualität. Nun ist die Stadt führend bei der Einführung von E-Fahrzeugen und verfolgt dazu seit längerem ehrgeizige Ziele: 10 % der Fahrzeuge sollen bis 2025 und 25 % bis 2035 elektrisch sein. Nehr als 25 % der im Los Angeles County verkauften Neuwagen waren im Vorjahr bereits Elektrofahrzeuge. Mehr als 100.000 Elektrofahrzeuge rollen nun schon auf den Straßen von LA. Es gibt weltweit keine weitere Stadt mit mehr privaten Elektroautos. LA hat 2017 begonnen, seinen eigenen Fuhrpark auf Elektrofahrzeuge umzustellen und mehr als 100 Ladestationen, darunter mehrere Schnelllader, sind bei eigenen Gebäuden installiert. Seit August des Vorjahres ist der erste vollelektrischen E-LKW der USA, der als Straßenkehrmaschine zum Einsatz kommt, in LA unterwegs . Im "Masterplan Elektrofahrzeuge“ wurde von der Stadtverwaltung die Elektrifizierung von mehr als 10.000 Fahrzeugen der eigenen Flotte beschlossen. In diesem Plan wurde auch die Installation von Ladestationen auf den mehr als 600 Grundstücken des Department of General Services fixiert, da die Stadtverwaltung annimmt, dass bis 2030 rund 97.000 Ladestationen benötigt werden.

Bereits seit einiger Zeit werden Lichtmasten mit Lademöglichkeiten ausgebaut, weil an diesen Stellen bereits elektrische Infrastruktur vorhanden ist. Miguel Sangalang, Director des Bureau of Street Lighting, ist von der Idee überzeugt. Denn es müssten höchstens Sicherungen getauscht oder bauliche Nachrüstungen durchgeführt werdem, damit die Ladestationen angebracht werden können. Manchmal auch die gesamte Leitung zu tauschen sei eigentlich kein Problem, da gleichzeitig das elektrische System selbst damit verbessert wird.
Bisher wurden mehr als 700 Ladestationen an Lichtmasten installiert, und man ist überzeugt, problemlos über bestehende Straßenlaternen 3.000 bis 4.000 weitere Lademöglichkeiten schaffen zu können. Eigentümer bleibt die Stadt selbst und die Standorte werden nicht, so wie bei kommerziellen Unternehmen, großteils nur in den schicksten Bezirken der Stadt installiert, sondern die Stadt denkt an alle und wählt Standorte aus, die für Firmen derzeit noch nicht im Fokus sind. Vorrang hat die Idee, für alle Zugang zu Ladeinfrastruktur zu schaffen. Dazu ein Blick auf die aktuellen Daten: Das National Renewable Energy Laboratory schätzt, dass die USA bis 2030 zusätzlich zu allen privaten Ladeoptionen in Haushalten und Büros 1,2 Millionen öffentlich zugängliche Ladestationen brauchen wird. Das ist ein gewaltiger Ausbau: Denn derzeit sind es erst etwas mehr als 160.000 Ladestationen.

Eine weitere kluge Idee, die ebenfalls in Los Angeles umgesetzt wird, setzt auf verbesserte Wartung von öffentlichen Ladestationen, denn auch bei diesen gibt es manchmal Ausfälle oder notwendige Reparaturen. ChargerHelp, gegründet in Los Angeles, bietet genau dieses Service an. Die Firma hat sich auf die Wartung einer Vielzahl von Ladestationen von unterschiedlichen Anbietern von Ladeinfrastruktur spezialisiert. ChargerHelp überprüft außerdem Ladestationen vor Ort stichprobenartig und gibt oft sogar Probleme weiter, die den Eigentümern nicht bewusst sind. Allein 2023 hat ChargerHelp 18.000 Ladestationen gewartet. Alle Servicedaten werden in einer Datenbank protokolliert, sodass Techniker aus den Meldungen der Probleme davor lernen und gleichzeitig die Anzahl der Fahrten reduzieren können, um so die Stationen mäöglichst rund um die Uhr in Betrieb zu halten. Das Unternehmen füllt eine Marktlücke, um die Masseneinführung von Elektrofahrzeugen zu fördern. Zusätzlich engagiert sich ChargerHelp für die Weiterbildung von Arbeitskräften im Bereich nachhaltiger Mobilität und schafft damit neue Jobs – teils Techniker, teils Elektriker, teils IT-Support. ChargerHelp will auch für Gerechtigkeit am Arbeitsplatz sorgen, garantiert Lohngarantien, 40-Stunden-Woche und viele Zusatzleistungen. Eine Priorität von ChargerHelp ist auch die Integration von Frauen in technischen Berufen. Unternehmensgründerin Kameale Terry ist selbst eine schwarze Frau. Sie begab sich auf ihre elektrisierende Mission, um die Luftqualität in ihrer Gemeinde durch mehr E-Fahrzeuge zu verbessern. Die Idee zu ChargerHelp entstand, weil es sehr oft Ladestationen gab, die nicht funktionierten. In der Zwischenzeit ist ChargerHelp in 18 Bundesstaaten präsent und arbeitet in Gremien der US-Regierung mit, um eine möglichst gute Verfügbarkeit von bestehender Ladeinfrastruktur zu gewährleisten.

Zum Mobilitätsplan gehört auch eine "E-Bike-Bibliothek": Der LA CleanTech Incubator (LACI) wird eine kostenlose/kostengünstige Elektrofahrrad-Bibliothek umsetzen, um den Bewohnern von South LA Zugang zu E-Bikes für längere Check-out-Zeiten zu ermöglichen, samt E-Bikes für Menschen mit Behinderungen und Lasten-E-Fahrrädern.

Umgesetzt wird außerdem ein On-Demand-Community-Elektro-Shuttle Service, um Lücken bei notwendigen Kurzstreckenfahrten zu schließen und Transfers aus anderen Regionen der Stadt überflüssig zu machen.

Gearbeitet wird zusätzlich am Ausbau des öffentlichen Verkehrs, die Buslinien werden nach und nach auf Elektrobetrieb umgestellt, bessere Geh- und Radwegverbindungen gehören ebenfalls zum Gesamtverkerhskonzept, um Wege in der Stadt einfach insgesamt nachhaltiger und sauberer möglich zu machen.

Wege zum Betrieb mit 100 % sauberem Strom

LADWP, der Energieversorger der Stadt, war der erste kommunale Energieversorger der USA, der wissenschaftlich fundierte Ziele für die Reduzierung von Treibhausgasen (THG) festgelegt hat. Rund 825 Millionen US-Dollar an Bundesmitteln sollen dafür eingesetzt werden, die Ziele im Bereich sauberer Energie voranzutreiben, das Transportsystem weiter zu elektrifizieren, die Stromerzeugung zu dekarbonisieren und die Treibhausgasemissionen von Gewerbe- und Wohngebäuden zu reduzieren.
Allein 2023 hat Los Angeles 35 Megawatt Solarstrom auf Dächern hinzugefügt, was nun 665 Megawatt installierter Solarenergie entspricht – 77.000 Haushalte und Unternehmen, nehmen an LADWP-Solarprogrammen teil.
LADWP hat das Pilotprojekt „Commercial Energy Storage 2 Grid“ (CES2G) gestartet, das es großen Energiespeichern und Besitzern von E-Fahrzeugen ermöglicht, Energiespeicherdienste anzubieten.

LADWP arbeitet auch am Green Meadows-Projekt, das als Resilienzzentrum für die Gemeinde Watts dienen wird. Das Projekt wird über Solaranlagen, Energiespeicher und Ladegeräte für Elektrofahrzeuge verfügen und für Netzstabilität und ein Kühlzentrum bei Hitzestürmen sorgen.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /