© Katharina Schiffl / ÖGUT Jahresempfang und Umweltpreisverleihung
© Katharina Schiffl / ÖGUT Jahresempfang und Umweltpreisverleihung

ÖGUT-Umweltpreis: Auszeichnung für nachhaltige Projekte und Vorbilder

Die Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik (ÖGUT) zeichnete bereits zum 36. Mal spannende und innovative Projekte und Vorbilder aus.

© Katharina Schiffl/ Der ÖGUT Umweltpreis  ging auch an LOBAU BLEIBT
© Katharina Schiffl/ Der ÖGUT Umweltpreis ging auch an LOBAU BLEIBT

Wien - "„All together now – Veränderungen aus der Mitte der Gesellschaft“ war der große Fokus, unter dem der ÖGUT-Jahresempfang, an dem auch die Preisträger:innen des ÖGUT Umweltpreis bekannt gegeben werden, stand. ÖGUT-Präsidentin Andrea Reithmayer, ÖGUT-Generalsekretärin Monika Auer sowie Vertreter:innen der Sponsor:innen der einzelnen Preiskategorien überreichten am Donnerstagabend in der TU Wien die Auszeichnungen. Die Preisträger:innen können sich über ein Preisgeld von insgesamt 27.000 Euro freuen.

ÖGUT-Präsidentin Andrea Reithmayer freute sich, rund 180 Besucher:innen aus Wirtschaft, Verwaltung, Zivilgesellschaft und Wissenschaft zur Vergabe des ÖGUT-Umweltpreises begrüßen zu dürfen. „Die Welt steht vor der Herausforderung, eine positive Zukunft als Antwort auf die Klimakrise zu entwerfen und diesen Entwurf schnell in konkretes Handeln zu übersetzen,“ betonte Reithmayer. Sie ist sich sicher, dass „Veränderung aus der Mitte der Gesellschaft kommen muss – es braucht `all together now.“

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler sprach in ihrer Videobotschaft über die Notwendigkeit, für die Bewältigung der Klimakrise oder der Ressourcenübernutzung auf interdisziplinäre Lösungen zu setzen – systemisch, sektoren- und branchenübergreifend. Sie erinnerte dabei an den Gründungsauftrag der ÖGUT: „Kooperation, Abstimmung, sich mit fremden Sichtweisen auseinanderzusetzen – das ist in der DNA der ÖGUT festgeschrieben und wir als BMK dürfen diese multidimensionale Arbeitsweise bereits in vielen Bereichen nutzen“.

Unzählige spannende Projekte wurden beim Umweltpreis eingereicht. ÖGUT-Generalsekretärin Monika Auer sagte: „Wir brauchen Vorreiter:innen und Best Practices in Wirtschaft, Verwaltung, Politik und Gesellschaft. UND wir brauchen jede:n einzelne:n, damit Innovationen, Know-how und Vorbilder in der Praxis breit wirksam werden können.“

In einem Fokus-Talk zeigte sich die Wichtigkeit von mehr Partizipation: Drei Mitglieder des Klimarats der Bürger und Bürgerinnen - Edith Siebenstich, Scarlett Voit und Werner Fischer- sprachen mit Roswitha Reisinger von businessart darüber, was notwendig ist, damit viele unterschiedliche Menschen zu einem zukunftsweisenden Ergebnis zu Energie- und Umweltfragen kommen. Dieses Ziel wurde auch beim Klimarat erreicht. Die Klimarät:innen hoben u.a. die Wichtigkeit und Bedeutung des "Dialogs auf Augenhöhe" und die respektvolle Atmosphäre hervor, die den Klimarat geprägt haben. Damit wird Klimaschutz nicht mehr als Zumutung und ungewollte Veränderung empfunden, sondern als Herausforderung, die man gerne annimmt. Veränderung aus der Mitte der Gesellschaft wird dadurch möglich, das es gegenseitiges Vertrauen gibt, was dabei hilft, sich gemeinsam für die notwendige Veränderung einzusetzen.

Ausführliche Informationen zu den Nominierten und Preisträger:innen finden Sie hier


Drei unabhängige Expert:innen-Jurys aus Wirtschaft, Verwaltung und Umwelt wählten aus 138 Einreichungen die Preisträger:innen in sechs Kategorien:

yb>Kategorie „Frauen in der Umwelttechnik“

Die angewandte umweltbezogene Forschung und Technologieentwicklung kann von Diversität enorm profitieren. Diverse Teams auf allen Ebenen erzeugen bessere, resilientere Lösungen – auch im Bereich der Nachhaltigkeit! Der ÖGUT-Umweltpreis für „Frauen in der Umwelttechnik" wird an Expertinnen in Österreich vergeben, die Role Models für Karrieren in diesem Bereich sind.

Preisträgerin ist DIin Magdalena Teufner-Kabas, MSc (Geschäftsführende Partnerin kleinkraft OG).

Magdalena Teufner-Kabas arbeitet als geschäftsführende Partnerin in dem von ihr 2015 gegründeten Ingenieursbüro kleinkraft OG im Bereich Energieeffizienz, Erneuerbare Energien und Nachhaltigkeits-Reporting. Ihre Arbeit reicht dabei unter anderem von der Abwärmenutzung mit Wärmerückgewinnungen, Kälteanlagen und Dampferzeugung bis hin zur Optimierung von spezifischen Produktionsprozessen. Gemeinsam mit ihren Kund:innen, die hauptsächlich produzierende Industriebetriebe sind, trägt sie so zur Energiewende bei. Anfang 2023 hat sie ein Patent für ein Verfahren im Bereich der Nutzung von CO2 zur Produktion von Chemikalien eingereicht.

Nominiert waren außerdem DIin Elena Just-Moczygemba (Holding Graz - Kommunale Dienstleistungen GmbH) und Dr.in Elisa Mayrhofer (OFI Österreichisches Forschungsinstitut für Chemie und Technik).

Das Preisgeld von insgesamt 5.000 Euro wurde vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie gestellt.

Kategorie „Nachhaltige Kommune“

Preisträgerin ist die Marktgemeinde Fels am Wagram mit ihrem umfassenden Energie- und Umweltprogramm.

Die Jury war beeindruckt, wie langfristig, vielfältig und auf verschiedensten Ebenen die Gemeinde konsequent Klima- und Bodenschutz verfolgt. Sie hob in der Begründung besonders die Änderungen im Flächenwidmungsplan und die PV-Fläche am Deponierand hervor, wodurch 82 % des Gemeindegebiets Freifläche sind. Außerdem überzeugte auch die stetige Einbindung der Bevölkerung, u.a. durch Information, Bürger:innenbeteiligung, Energiegemeinschaften und die unbürokratische Förderung von privaten Klimaschutzmaßnahmen.

Das Preisgeld von 5.000 Euro wurde vom Österreichischen Städtebund zur Verfügung gestellt.

Kategorie „Partizipation und zivilgesellschaftliches Engagement“

Zwei Projekte freuen sich über Preise in dieser Kategorie.

Das Bündnis „Lobau bleibt“ gewann mit „Lobau bleibt“ in der Kategorie „zivilgesellschaftliches Engagement (bottom-up)“

Die Jury begründete die Entscheidung damit, dass die Initiative „Lobau bleibt“ den Anstoß für eine breite Diskussion rund um die Mobilitätswende geschaffen hat. „Hervorzuheben ist der Erfolg bei der Aktivierung und die große Öffentlichkeitswirksamkeit der Initiative. Gleichzeitig liegt ein starker Fokus auf Diversität und Inklusion. „Lobau bleibt“ war bereits letztes Jahr für den ÖGUT-Umweltpreis nominiert. Die nochmalige Nominierung gründet auf der Tatsache, dass es seither eine wesentliche Weiterentwicklung und nachhaltige Verankerung der Bewegung gab“, so die Jury.

Der Preis für „Partizipation (top-down)“ geht an die Stadtgemeinde Gmunden für die Klimastrategie Gmunden 2023.

Die Jury überzeugte die Verbindung von bottom-up und top-down Maßnahmen und die Verbindlichkeit der Klimastrategie. Auch die Art und Weise, mit der Gmunden auf die gesellschaftliche Herausforderung und eine Protestbewegung „von unten" reagiert, war Grund für die Nominierung. Damit kann die Stadt Gmunden für andere Gemeinden eine Vorbildrolle einnehmen.

Die Preisgelder in der Höhe von je 2.500 Euro wurden vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie zur Verfügung gestellt.

Kategorie „Mit Forschung und Innovation zur Kreislaufwirtschaft“

Den ÖGUT-Umweltpreis in der Kategorie „Mit Forschung & Innovation zur Kreislaufwirtschaft“ gewann das Kompetenzzentrum Holz GmbH für SusBind.

Im Projekt SUSBIND wurde ein bio-basierter Fructose-HMF-BHT-Klebstoff für Möbelspannplatten entwickelt, der das herkömmliche formaldehydbasierte Bindemittel ersetzen kann. Insbesondere die gute industrielle Einsatzbarkeit und Integration in laufende Prozesse sowie die relevanten Produktionsmengen konnten die Jury überzeugen. „Damit leistet das Projekt einen wichtigen Beitrag zur Bioökonomie, Green Chemistry und zu einer risikominimierten Kreislaufwirtschaft“, so die Jury.

Das Preisgeld von 5.000 Euro wurde vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie gestellt.

Kategorie „Klimaneutrale Stadt“

WBV-GPA, Schöberl&Pöll GmbH gewannen mit „1140 Wien, Käthe-Dorsch-Gasse 17: 100 % erneuerbare Wärme- und Kälteversorgung im sozialen Wohnbau“.

Das Projekt bietet eine Gesamtlösung an, um auch großvolumige Gebäude klimaneutral mit Wärme und Kälte zu versorgen. Es ist ein Leuchtturmprojekt und bietet ein hohes Verwertungspotenzial für Bauträger:innen, Bauunternehmer:innen oder Planungsbüros. Die Jury hob die intelligente Systemintegration innovativer Komponenten zur Gesamtlösung in ihrer Begründung hervor, die insbesondere auch für großvolumige Wohnbauten geeignet sind. Ganz besonders betonte die Jury auch, dass dieses Projekt eine Antwort auf DIE große städtische Herausforderung „Raus aus Gas" liefert.

Das Preisgeld von 5.000 Euro wurde vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie zur Verfügung gestellt.

Kategorie „World without waste“

Mit den nachhaltige Kühlversandverpackung aus recyceltem Altpapier konnte die SUPASO GmbH die Jury überzeugen.

Für die gängigen Isolierverpackungen für den Frischeverband werden bisher entweder Styroporboxen (EPS, XPS) oder beschichtete Materialen verwendet, die schwer oder gar nicht recycelt werden können. SUPASO hat hier einen Ausweg gefunden und sowohl eine nachhaltige Verpackungslösung aus recyceltem Altpapier als auch eine Prototypenanlage als Machine-as-a-Service-Modell entwickelt. Die Jury war neben den innovativen Versandverpackungen auch vom Machine-as-a-Service-Modell begeistert. Weiters überzeugte die Jury auch der potenziell große Anwendungsbereich nicht nur für Lebensmittel, sondern auch für pharmazeutische Erzeugnisse und andere temperaturempfindliche Waren.

Das Preisgeld von 2.000 Euro wurde von Coca-Cola Österreich Verfügung gestellt.

Sonderpreise der Magazine BUSINESSART und LEBENSART
Alle Einreichungen gingen auch an den Start für die Auszeichnung mit den Sonderpreisen LEBENSART und BUSINESSART, dotiert mit einem Medienpaket der beiden renommierten Nachhaltigkeitsmagazine.

Den BUSINESSART-Sonderpreis bekommt Ermafa Environmental Technologies GmbH für REDREC, einem Verfahren zur Gewinnung von Eisen(III)-Oxid und Aluminiumoxid aus Rotschlamm. Somit können diese Stoffe wieder nutzbar gemacht und in den Kreislauf zurückgeführt werden.

LEBENSART zeichnete dieses Jahr gleich zwei Preisträger:innen aus:

Eigensinn mit „Meidlinger L – Skalierbare Klimawandelanpassungen im baulichen Bestand an der Schnittstelle von öffentlichem und privatem Raum“: Gesamtheitlicher Ansatz zur Reduktion von Hitzeinseln im Grätzl: ein modulares Balkon-Rankregal für die Vertikalbegrünung von Bestandsgebäuden sowie ein partizipativer Musterprozess mit lokaler Community und der Stadt Wien.

HOB Installateur mit „Zentralisierung im mehrgeschoßigen Wohnbau“: Entwicklung neuer Ansätze der Wärmeverteilung über stillgelegte Kamine sowie Weitergabe von Know How an interessierte Installateur:innen, Wohnbauträger, Planungsbüros und Bewohner:innen.
BUSINESSART/LEBENSART stellen für die Sonderpreise ein Medienpaket zur Verfügung.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /