© Whirlphoto /Die Impulsveranstaltung in St.Pölten zeigte, wie Wandel umgesetzt werden kann
© Whirlphoto /Die Impulsveranstaltung in St.Pölten zeigte, wie Wandel umgesetzt werden kann

Zukunftsfähig wirtschaften - Eine notwendige Transformation der Wirtschaft

Am 24. Jänner 2023 stellten Unternehmer*innen mit Vertreter*innen aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft die Frage, wie eine Veränderung im eigenen Unternehmen und eine Transformation der Wirtschaft gelingen kann.

Wie sieht Gemeinwohl- Ökonomie in der Praxis aus? „Wir haben eine offene lernende Gesellschaft, die Beteiligung einfordert“, so Daniela Allmeier, Expertin bei Raumposition für Stadtplanung und Stadtentwicklung, in ihrer Keynote. „Die aktuelle Klimakrise lässt uns nochmals verstärkt den Fokus auf das Gemeinwohl richten.“

Unternehmensberaterin und Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) Referentin Renate Hagmann initiierte das Event im Neubau „raiffeisen corner st. pölten“, das mit dem vorbildlichen klimaaktiv Gold Standard errichtet wurde. „Die Transformation und die Neuausrichtung der Bank spiegeln sich in unserem Gebäude wider“, so Dir. Gerhard Buchinger von der Raiffeisenbank Region St. Pölten. „Gleichzeitig wollen wir den Wandel zur grünen Veranlagung auch an unsere Töchter weitergeben. Das Interesse wächst. Das betrifft bereits 80% aller Veranlagungen.“

Die Raiffeisenbank Region St. Pölten ist eines von 18 Unternehmen, die im Rahmen eines inspirierenden Praxisaustausch mit Unternehmens-Netzwerk-Leiterin und Gemeinwohlberaterin Sabine Lehner eine Urkunde anlässlich ihrer Gemeinwohl-Bilanzierung erhalten haben. Axel Puntigam, Obmann des GWÖ-Gründungsvereins überreichte die Urkunden. Ausgezeichnet wurde auch die erste gemeinwohlbilanzierte Gemeinde Niederösterreichs: „Mit der Gemeinwohl-Bilanz haben wir ein wertvolles Tool erhalten, das uns ermöglicht, all unser Tun für das Gemeinwohl sichtbar zu machen. Das unterstützt unsere Arbeit in der Marktgemeinde Ober-Grafendorf sehr“, so Sonja Kadanka.

„Erfolg hängt von vielen Aspekten ab und gerade die Gemeinwohl-Ökonomie hilft in vielen Dimensionen. Der ecoplus Bau.Energie.Umwelt Cluster Niederösterreich als Teil der der Wirtschaftsagentur des Landes Niederösterreich begleitet Unternehmen bei innovativen Projekten. Impulse dazu kommen auch direkt von den Unternehmen. So inspirierte uns das Familienunternehmen Kollar GmbH zum Prozess der „gemeinsamen Gemeinwohlbilanzierung“ in einer Unternehmensgruppe. Dieses Setting war nicht nur spannend und inspirierend, sondern erleichterte den beteiligten Unternehmen auch den Bilanzierungs-Prozess. Daher starten wir Anfang Februar ein weiteres Kooperationsprojekt: Gemeinsam zur Gemeinwohlbilanz“, so Martin Huber.

„Medien spielen eine wichtige Rolle in einer Demokratie. Sie sollten die Basis für eine fundierte Meinungsbildung bieten und den gesellschaftlichen Diskurs in einer konstruktiven Art abbilden. Diese Verantwortung wird leider zu wenig wahrgenommen“, meint Roswitha Reisinger vom Verlag Lebensart, der auf lösungsorientierten Journalismus spezialisiert ist. Reisinger ist Herausgeberin des Magazins BUSINESSART und Initiatorin der Auszeichnung „Nachhaltige Gestalter*innen des Jahres“, die Christian Felber bereits 2010 erhalten hat, just in dem Jahr, in dem der Spiegel-Bestseller „Gemeinwohl-Ökonomie“ erstmalig erschienen ist.

„Ernst Gugler war Impulsgeber für dieses Buch, er schlug 2008 eine schlanke, leicht lesbare Version der Vision vor. Das war 2010. Zeitgleich entstand der Wunsch einer Unternehmens-Gruppe initiativ zu werden. Wir organisierten nach zwei Jahren Entwicklungsarbeit ein Auftaktevent im Oktober 2010, um zu sehen, ob es genügend Interesse gebe. Über 100 Teilnehmende motivierten uns, die Bewegung der Gemeinwohl-Ökonomie ins Leben zu rufen. Bereits 2011 legte die erste Unternehmensgruppe eine Gemeinwohl-Bilanz in der ersten Version vor. Aktuell wird die Version 5.0 mit der kommenden EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) in Einklang gebracht“, so Christian Felber über die stetig wachsende Bewegung.

Weltweit haben bereits über 1.000 Unternehmen eine Gemeinwohl-Bilanz erstellt. Neben dieser gibt es mittlerweile 10 Prototypen wie beispielsweise das Gemeinwohl-Konto oder das Gemeinwohl-Produkt als Alternative zum bestehenden BIP.

Bei der Überreichung der Urkunden im Anschluss an die Diskussion wurde sichtbar, wie Gemeinwohl-Ökonomie bereits heute gelebt und zukunftsfähiges Wirtschaften von innovativen Unternehmen in der Praxis umgesetzt wird. Ein kraftvolles, starkes Zeichen, dass die notwendige Transformation gelingen kann.

Urkundenüberreichung an 18 Unternehmen und einer Gemeinde

Im Rahmen der Veranstaltung wurden Urkunden an 18 Unternehmen und eine Gemeinde überreicht, die als Vorreiter gelten: ALPENLAND Gemeinnützige Bau-, Wohn- und Siedlungsgenossenschaft, baukult ZT GmbH, ConPlusUltra GmbH, da-ka hausbetreuungs GmbH, Christian Felber, Gemeinde Ober-Grafendorf, GreenWebspace, Gugler GmbH, Henriette Stadthotel, IMPROVE-Bildung mit Zukunft, Kollar GmbH, Lux Bau GmbH, mehrWerte Unternehmensentwicklung, OeAD Wohnraumverwaltungs GmbH, Raiffeisenbank Region St. Pölten eGen, Schöberl & Pöll GmbH, SONNENTOR Kräuterhandelsgesellschaft mbH, Unternehmensberatung Hagmann, Windkraft Simonsfeld AG

"Eine nachhaltige Gemeinde arbeitet nicht für, sondern mit den Bürgerinnen und Bürgern an der Weiterentwicklung. So kann die Bevölkerung sehen, dass ihre Steuern sinnvoll eingesetzt werden und das Gemeinwohl tatsächlich gesteigert wird. Regionales empathischen Handeln für die Gemeindebevölkerung in all ihren unterschiedlichen und komplexen Bereichen wird an Wert gewinnen und der Wert, für zukünftige Gemeindebürgerinnen und Gemeindebürger, eine Gemeinde vorzufinden, die regional autark in all ihren Facetten für sie funktioniert, wird in einigen Jahrzehnten unschätzbar sein." so der Bürgermeister von Obergrafendorf, DI(FH) Rainer Handlfinger.

"Wir wollen nicht die ganze Welt verändern. Aber das kleine Stückchen Welt um uns herum, das schon." meint Georg Pastuszyn, Stadthotel Henriette in Wien.

Der Klimawandel, globale Ungleichheit, starke Veränderungen durch die Coronakrise und die Energiekreise zeigen immer mehr auf, wie sehr ein Wandel notwendig ist. So rückt Gemeinwohl-Ökonomie immer sichtbarer als eine Möglichkeit zu wirtschaften in die Mitte der Gesellschaft, das konnte bei der Veranstaltung in St. Pölten erlebt werden.

Mag. Christian Felber, GWÖ-Init


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /