© Photo: Rettet-die-Lobau, Hertenberger
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Lobautunnel: Studie liegt vor

Tunnel wäre Umweltsünde – Maßnahmen gegen Blechlawinen liegen auf dem Tisch - Studie von TU und von Experten mit unterschiedlichem Ergebnis

Heute wurden von der Wiener Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) zwei Studien zum Thema Lobautunnel mit unterschiedlichen Ergebnissen vorgestellt. Die TU Wien spricht sich klar gegen den Tunnelbau aus, der andere Experte meint, dass es keine Alternative zum Tunnel gibt,
Die Studie, die von Vassilakou 2016 beauftragt worden ist, sollte auch Alternativen zum Lobautunnel prüfen. Die Experten meinen, dass aufgrund der Stadt- bzw. Siedlungsentwicklung, die in der Zwischenzeit weitergegegangen ist, alle anderen Varianten heute nicht mehr durchführbar wäre. Eine mögliche Variante ist nur noch kein Tunnel, einen andere Alternative zur geplanten Tunnelführung gibt es nicht, so der Experte aus dem Institut für Raumplanung.

Große Einigkeit herrscht jedoch bei beiden Studien, dass ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Reduktion des motorisierten Verkehrs notwendig ist, ganz egal, ob der Tunnel bzw. der S1-Lückenschluss nun kommt oder nicht. In diesem Paket schlagen die Experten beispielsweise den weiteren Ausbau des öffentlichen Verkehrs in großem Stil, eine Beruhigung der überlasteten Ortskerne in der Donaustadt sowie eine Parkraumbewirtschaftung vor.

Weiterhin umweltschädlich, zu teuer und nicht stadtverträglich

Der Umweltsprecher der Grünen Wien, Rüdiger Maresch: "Wir Grüne halten das Milliardenprojekt Autobahntunnel unter dem Nationalpark Lobau weiterhin für umweltschädlich, zu teuer und nicht stadtverträglich“. Die Erkenntnisse der Studien zeigen klar, dass aus verkehrspolitischer Sicht an anderen Stellen einfach dringender Handlungsbedarf besteht. Einstimmig empfehlen die ExpertInnen der Studien ein umfangreiches und unmittelbar umzusetzendes Maßnahmenpaket zur Reduktion des Autoverkehrs, unabhängig davon, ob der Lobautunnel nun kommt oder nicht. „Wenn es die notwendigen, von den Experten vorgeschlagenen Schritte nicht gibt, wird die Donaustadt im Verkehr ersticken – mit oder ohne Lobautunnel“, so Maresch.

Es braucht Mut, sich von überholtem Konzept Lobauautobahn zu verabschieden

Die Umweltorganisation VIRUS fordert Mindesstandards für eine qualitätsvolle Diskussion und rasch ein Maßnahmenpaket. Sprecher Wolfgang Rehm sagt: "Die Donaustadt ist Entwicklungsland beim öffentlichen Verkehr und Parkraumbewirtschaftung - ein Ausbau ist alternativlos. Es braucht weiters Mut, sich vom überholtem Uralt-Konzept S1-Lobauautobahn zu verabschieden.“

Zu begrüßen sei die nunmehrige Vorlage von Berichten als Ausgangspunkt für die längst fällige Diskussion. „Dann erwarte ich mir allerdings, dass sich Mitwirkende auch informieren, bevor sie ihre Wortspenden in den Äther blasen, im Gegensatz zu vielen Politikern die immer wieder die selben Stereotypen aussenden lassen arbeiten wir seit Jahren mit den Projektunterlagen zur Lobauautobahn", so Rehm. Wiederholt in laut VIRUS "pseudoreligöser Weise" vorgebrachte Forderungen nach Bekenntnissen zu Lobauautobahn seien sinnlos, weil es in Wien nichts direkt zu entscheiden gibt. Dies habe ja auch vor kurzem Bürgermeister Häupl gegenüber einer Tageszeitung betont. „Allenfalls könnte Stadträtin Sima dafür sorgen dass ihre Behörden die für einen Teil der kommenden Materienverfahren zuständig sind, frei von politischer Einflussnahme arbeiten können und ohne Kuratel des Verkehrsministeriums das verlangen, was geboten ist," fordert Rehm.

Die präsentierten Berichte bedürften nun der gründlichen Analyse. Nach kurzer Durchsicht sei aber bereits auffällig, dass der Expertenbericht vom ebenfalls beigezogenen Univ. Prof Dr. Knoflacher ohne Anmerkung oder Minderheitenfeststellung nicht mitgetragen wird. Weiters sei der Bericht auch in sich widersprüchlich. "Da wir an den Verfahren zu drei der genannten Stadtentwicklungsprojekte beteiligt sind, wissen wir, dass deren Verknüpfung mit dem Straßensystem Lobauautobahn lediglich einreichtechnisch hergestellt, aber deren Erfordernis niemals überprüft wurde - auch im Bericht an dem nicht nur Externe sondern auch Rathausbeamte mitgewirkt und wohl mitgesteuert haben, werden lediglich Behauptungen aufgestellt," kritisiert Rehm. Und so würden sich einige der beigezogenen Personen einerseits an das S1-Projekt klammern und komme andererseits der Bedarf nach weitreichenden Maßnahmen klar hervor, die bis hin zu Umweltzonen und City Maut reichen würden. "Diese müssen jetzt geprüft werden."

"Die Diskussion um den Lobautunnel erinnert an das AKW Zwentendorf. Befürworter des Atomkraftwerks argumentierten mit wirtschaftlichen Notwendigkeiten und malten Horrorszenarien an die Wand. Heute besteht in Österreich ein parteiübergreifender Konsens gegen Atomkraftwerke. Die Lehre aus Zwentendorf ist, dass es erstens Alternativen gibt, die zweitens nicht nur nachhaltiger, sondern auch deutlich kostengünstiger sind. Gleiches gilt für den Lobautunnel", stellt VCÖ-Experte Gansterer fest. Eines ist fix: Der Lobautunnel würde zu mehr Kfz-Verkehr führen - nötig ist aber eine Verkehrsreduktion.


Generell ist der Lobautunnel ein Projekt der ASFINAG und nicht der Stadt Wien. Als solches wurde er auch zum Bau eingereicht und liegt nun beim Bundesverwaltungsgericht, das darüber entscheiden wird. Eine Entscheidung des Gerichtes ist derzeit noch ausständig.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /