© Global 2000-"Verbund raus aus Kohle!" so die Botschaft
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Verbund: Teil-Ausstieg aus Kohlekraft

Richtiges Zeichen: UmweltschützerInnen fordern Konzern auf, vollständig aus Kohle auszusteigen und gleichzeitig soziale Verantwortung gegenüber MitarbeiterInnen wahrzunehmen.

Österreichs größter Stromanbieter "Verbund" hat am Mittwoch angekündigt, die Energiegewinnung durch Kohlekraft zu reduzieren.

Die österreichische Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 begrüßt den heute angekündigten Teil-Ausstieg aus der Kohleverstromung des Verbund. So soll das Kohlekraftwerk Dürnrohr in Niederösterreich geschlossen werden, das Steinkohle-Kraftwerk Mellach in der Steiermark aber weiterhin in Betrieb bleiben. Die Umweltschutzorganisation hatte bereits seit Wochen darauf hingewiesen, dass die Werbelinie des Verbund, die mit 100 % Wasserkraft wirbt, nicht im Einklang damit zu bringen ist, weiter Kohle zu verfeuern.

GLOBAL 2000 Klima- und Energiesprecher Johannes Wahlmüller: "Kohle ist die klimaschädlichste und gesundheitsschädlichste Form Energie zu produzieren. Der teilweise Ausstieg des Verbund aus Kohle unterstützt die Klimaschutzbemühungen und verringert Schadstoffemissionen, beispielsweise von giftigem Quecksilber. Es braucht jedoch einen vollständigen Ausstieg aus Kohle - und das so bald als möglich. Gleichzeitig appellieren wir auch an den Verbund als profitablen Stromkonzern, seine soziale Verantwortung gegenüber seinen MitarbeiterInnen wahrzunehmen und Ersatzlösungen für die von den Schließungen Betroffenen zu finden."

GLOBAL 2000 fordert seit Wochen koordinierten Gesamtausstiegsplan aus Kohle

Erst vor wenigen Tagen haben AktivistInnen von GLOBAL 2000 ein 100 m2 großes Banner direkt am Gebäude des Verbund-Kohlekraftwerks Mellach entrollt und den Ausstieg aus Kohle gefordert. Eine zuvor präsentierte Studie von GLOBAL 2000 und HEAL in Zusammenarbeit mit den ÄrztInnen für eine gesunde Umwelt machte auf die Klima- und Gesundheitsfolgen von Kohle aufmerksam: 3,6 Mio. Tonnen CO2 entstehen in den Kraftwerken Dürnrohr (zur Hälfte EVN) und Mellach Jahr für Jahr. 21.000 zusätzliche Asthmaanfälle bei Kindern und Erwachsenen, 3.900 verlorene Lebensjahre und 120 vorzeitige Todesfälle sind nach den Modellrechnungen der GLOBAL 2000-Studie (gerechnet auf Basis von WHO-geprüften Methoden) auf die Schadstoffemissionen der Kohleverbrennung in Österreich zurückzuführen, wobei die Stahlindustrie und die Elektrizitätserzeugung die Hauptfaktoren sind. Die Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 hat deswegen bereits seit Wochen auf einen koordinierten Ausstiegsplan aus Kohle gedrängt.

Lösung für das Kohlekraftwerk Mellach in der Steiermark gefordert

Für die UmweltschützerInnen ist jetzt auch wichtig, dass der Verbund für das verbliebene Kohlekraftwerk in Mellach nahe Graz eine umweltfreundliche Lösung findet. In Graz soll wie in anderen österreichischen Städten auch die Fernwärmeversorgung nicht mehr mit Kohle gedeckt werden: "Ein Ausstieg aus Kohle muss vollständig und mit Rücksicht auf ArbeitnehmerInnen-Interessen erfolgen, Verantwortung für Umweltschutz und soziale Sicherheit müssen Hand in Hand gehen", so Johannes Wahlmüller.


Minister Rupprechter: Schritt in die richtige Richtung

Bundesminister Rupprechter sieht in der Ankündigung des Verbund einen wichtigen Schritt in Richtung sauberer, nachhaltiger und erneuerbarer Energie. "Energie aus fossilen Rohstoffen ist weder umweltfreundlich noch nachhaltig. Diese Entscheidung des Verbunds hat eine starke Vorbildwirkung und zeigt, dass wir uns in Österreich auf dem richtigen Weg befinden. Sowohl aus wirtschaftlicher als auch aus ökologischer Sicht haben nur erneuerbare Energieträger Zukunft", bekräftigt der Minister.

Der Verbund schließt mit diesem Schritt ein wichtiges Kapitel ab. Der geringe Preis für CO2-Emissionszertifikate bietet momentan wenige bis keinen Anreiz für Stromerzeuger, von Kohle auf Gas umzusteigen. Durch eine nachhaltige Reform des Emissionshandelssystems ist sicherzustellen, dass zukünftige Investitionen in die richtige Richtung gelenkt werden. "Österreichs Energiewirtschaft ist auf dem richtigen Weg. Wir haben schon mehr als 65 % Strom aus erneuerbaren Energieträgern. Ziel ist es hier noch effizienter zu werden", meint Rupprechter.

Schließung von Verbund-Kraftwerken hat kaum Auswirkungen auf Versorgungssicherheit

Die Absicht des Verbund, drei konventionelle Kraftwerke in Österreich (Mellach, Dürnrohr, Neudorf/Werndorf) temporär stillzulegen bzw. zu schließen, habe kaum Auswirkungen auf die heimische Versorgungssicherheit mit Strom, könnte aber zu geringen Mehrkosten bei den Gasnetzentgelten führen, betont Walter Boltz, Vorstand der Regulierungsbehörde E-Control. "Kraftwerke wie Mellach haben schon bisher kaum Strom erzeugt. Ein Wegfall ändert daher auf Seiten der Stromerzeugung nicht viel, da Österreich auch ohne diese Kraftwerke ausreichend Stromerzeugungskapazitäten hat und bei Bedarf weitere Stromimporte abrufen kann. Allerdings entstehen Probleme in anderen Bereichen." In den letzten Jahren wurde für die Gasversorgung des neuen Kraftwerks Mellach eine Gasleitung ("Südschiene") durch Niederösterreich und die Steiermark mit einem Investitionsvolumen von mehr als 300 Millionen Euro verlegt. Die Netzbetreiber haben aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen einen Anspruch auf die Abgeltung der damit verbundenen Kosten. Wenn nun ein Kraftwerk als Großkunde gänzlich wegfällt, haben allen übrigen Kunden (Industrie, Gewerbe oder Haushalt) die Kosten für den Leitungsbau zu tragen. Wegen sinkender Gasbezüge von thermischen Kraftwerken sind die Netzentgelte in der Steiermark bereits um 5 bis 10% angestiegen. "Eine komplette Stilllegung des Kraftwerks Mellach könnte noch weitere Erhöhungen hervorrufen", sagt E-Control-Vorstand Martin Graf, der dafür appelliert, dass mehrheitlich im öffentlichen Eigentum stehende Unternehmen volkswirtschaftliche Aspekte stärker berücksichtigen sollten.

Aus heutiger Sicht geht die E-Control davon aus, dass sich an der gegenwärtigen Marktsituation, die unter anderem den Betrieb von konventionellen Kraftwerken unrentabel macht, in den nächsten zwei bis drei Jahren nur wenig ändern wird.



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /