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Einbremsen des Klimawandels braucht unbedingt ehrgeizige Ziele!

Der UN-Weltklimabericht beweist: die Kluft zwischen Wissenschaft und Politik wächst

"Die Folgen des Klimawandels werden die Welt dramatisch verändern - das ist die deutliche Warnung des heutigen zweiten Teils des Weltklimaberichts: Die Lebensgrundlagen für Milliarden Menschen werden sich verschlechtern, wenn wir jetzt nicht ernsthaft gegensteuern. Extreme Wetterlagen bedrohen unsere Nahrungssicherheit, der Meeresspiegel steigt, Ozeane versauern und die Artenvielfalt ist in Gefahr... All das scheint aber weder die EU-Staats- und RegierungschefInnen noch die EU-Kommission zu beeindrucken. Die Kluft zwischen den Erkenntnissen der Wissenschaft und der Handlungsbereitschaft der europäischen Politik geht immer weiter auseinander. Die mageren Klimaziele für 2030, die derzeit diskutiert werden, reichen bei weitem nicht aus, um den Klimawandel einzudämmen", kommentiert Ulrike Lunacek, Vizepräsidentin und außenpolitische Sprecherin der Grünen im Europaparlament, die vom Weltklimarat IPCC veröffentlichten zweiten Teil des neuen Weltklimaberichts, der sich mit den Auswirkungen des Klimawandels befasst.

Lunacek: "Nur mit wirklich ehrgeizigen Klimazielen und verbindlichen Zielen für Energieeinsparung und Erneuerbarer Energien haben wir eine Chance, die Klimaerwärmung auf zwei Grad zu begrenzen und die katastrophalen Klimafolgen zu verhindern. In diesem Prozess stecken große Potenziale für die Innovation der Wirtschaft und den europäischen Arbeitsmarkt. Diese Chancen dürfen nicht verspielt werden. Die Krise zwischen Russland, der Ukraine und der EU zeigt darüber hinaus die Notwendigkeit einer zukunftsfähigen europäischen Energiestrategie. Wir brauchen ehrgeizige und verbindliche Ziele für erneuerbare Energien und für Energie-Einsparung um Innovationen in der EU zu fördern und um die einseitige Abhängigkeit von Rohstoffimporten aus autoritären Regimen zu verringern."

Glawischnig: Warnung ernst nehmen, raus aus Öl und Gas

"Die Politik sollte die Warnungen des UN-Weltklimarates ernst nehmen und mutige Maßnahmen gegen den Klimawandel einleiten", sagt die Grüne Klubobfrau und Bundessprecherin Eva Glawischnig angesichts der Veröffentlichung des aktuellen Weltklimaberichts des IPCC. "Noch ist es nicht zu spät, zu handeln. Die Konzepte für eine Reduktion des CO2-Ausstosses liegen längst am Tisch. Schlüssel ist die grüne Energiewende, also der Umstieg von schmutzigem Öl, Gas und Kohle auf saubere und 100% erneuerbare Energieträger bei gleichzeitiger Steigerung der Energieeffizienz. Fracking und Atomkraft sind jedoch Irrwege beim Klimaschutz", so Glawischnig.

"Europa könnte beim Klimaschutz vorangehen", erläutert Glawischnig. "Leider hat der EU-Rat im März 2014 verabsäumt, die Weichen für eine aktive Klimapolitik zu stellen. Öl-, Gas- und Kohle- sowie Atomkonzerne und ihre Lobbyisten versuchen getrieben von Profitgier die grüne Energiewende aufzuhalten. Den Staats- und Regierungschefs fehlt der Mut, sich diesem Druck zu widersetzen. Die Kosten dafür zahlen die KonsumentInnen und die Wirtschaft. Dabei eröffnet die Energiewende große - auch wirtschaftliche Chancen. Europa würde unabhängiger von teuren Öl und Gasimporten aus Russland oder Kasachstan, der Umstieg auf erneuerbare Energie könnte in Österreich zehntausende neue grüne Arbeitsplätze schaffen."

Ein erster konkreter wichtiger Schritt für Klimaschutz und Energiewende in Österreich ist ein mutiges Energieeffizienzgesetz, das bis Mitte des Jahres stehen muss. Bis Juni muss die seit Dezember 2012 in Kraft befindliche EU-Energieeffizienzrichtlinie mit dem darin beinhalteten Energiesparziel von 1,5 Prozent pro Jahr in sämtlichen Mitgliedstaaten umgesetzt sein. Österreich ist bis heute säumig. Energieminister Mitterlehner hat jetzt angekündigt, die letztes Jahr gescheiterten Verhandlungen dazu wieder aufzunehmen. "Jetzt braucht es rasche Verhandlungen. Nur wenn Mitterlehner den Mut hat, mit uns ein ambitioniertes Gesetz zu verhandeln, kann es am Ende auch eine Zustimmung der Grünen geben."

Der Klimawandel, so hält der UN-Weltklimarat fest, gefährdet unsere Lebensgrundlagen und ist damit die zentrale Herausforderung für die Zukunft unserer Gesellschaft. Wenn die internationale Staatengemeinschaft weiter macht wie bisher und es nicht gelingt, den Klimawandel in einem für unser Ökosystem erträglichem Maß zu halten, drohen laut Weltklimabericht schwere, tiefgreifende und irreparable Folgen. Wetterextreme wie Überflutungen, Dürren und Hitzewellen würden auch Europa schwer treffen.

Kernkraft in den EU-Ländern unter dem Deckmantel des Klimaschutzes auf dem Vormarsch

"Immer deutlicher wird der eklatante Einfluss des Menschen auf das Gleichgewicht von Umwelt und Natur", so der FPÖ-Umweltsprecher und Dritte Präsident des Nationalrates Ing. Norbert Hofer als Reaktion auf den jüngsten UNO-Klimabericht in Yokohama. Jedoch könnten nur die Energiewende und die Abkehr von der Atomenergie den Raubbau stoppen, denn Luftverschmutzung und Klimaschutz seien nicht ausschließlich nationalstaatliche Probleme, so Hofer.

Zum einen werde Österreich seitens der EU als Transitland gesehen und zum Transit verpflichtet. "Hier wird eine unehrliche Diskussion geführt", kritisiert Hofer, "man sieht, was die Statistik wert ist. Ehrlich wäre ein direkter Vergleich der europäischen Länder zueinander, was den tatsächlichen Gesamtschadstoffausstoß betrifft, nicht ein Ranking der selbst auferlegten und völlig unterschiedlichen Emissionslimits". Durch das hohe LKW-Aufkommen, besonders in Tirol, steige zumal die Gefahr von Lungen- und Lärmerkrankungen. Es müsse endlich Schluss damit sein, die Gefahr des Klimawandels auch als Gelddruckmaschine zu sehen und so die letzten Mittel aus der leidgeplagten Bevölkerung zu pressen. Die FPÖ lehnt daher den CO2-Zertifikatehandel mit seinen völlig sinnlosen Strafzahlungen in Höhe von hunderten Millionen kategorisch ab, weil es nur eine Verlagerung des Problems darstelle.

Zum anderen habe Österreich nie auf die Nutzung atomarer Energie gesetzt. Atomkraftwerke hätten keinen Ausstoß von schädlichen Luftpartikeln, wodurch Länder wie beispielsweise Tschechien die Zielwerte des Kyoto-Abkommens leicht erreichen könnten, während Österreich als "Vizeweltmeister" der europäischen Luftverschmutzung gebrandmarkt werde. Auch hier scheinen die Atomlobbyisten wieder ganze Arbeit geleistet zu haben. Hofer fordert in diesem Zusammenhang erneut eine zwingende Haftpflichtversicherung für Kernkraftanbieter, die die Schäden eventueller GAUe abdecken müssten. "Es ist nicht einzusehen, dass die Atomenergiekonzerne satte Gewinne einstreifen, während die Allgemeinheit für Schäden haften muss", so Hofer. Mit dieser Haftpflichtversicherung wäre die Atomkraft nicht mehr konkurrenzfähig, was letztendlich zu einem Ausstieg aus dieser gefährlichsten Energiegewinnungsmethode führen würde.

Der freiheitliche Umweltsprecher schlägt daher vor, statt der Festlegung von "virtuellen Klimaschutzzielen" eine konkrete Festsetzung von Zielen für die Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energieträger - sowohl in Österreich als auch in den EU-Mitgliedsländern - einzuführen. Damit würden Klimaschutzziele automatisch miterreicht, die Kernkraft spiele dabei aber keine Rolle mehr.

Untätigkeit vieler Regierungen ist verantwortungsloses Verspielen der Zukunftsfähigkeit

"Wer auch die Warnrufe des aktuellen Weltklimaberichtes nicht hört, handelt verantwortungslos gegenüber den nächsten Generationen und macht Klimaschutz immer teurer. Denn während heute Klimaschutz durch die Energiewende eine wirtschaftliche Chance darstellt, macht die jahrelange Verschiebung der notwendigen Maßnahmen diese immer teurer. Auch die Schäden durch die Klimakrise werden immer dramatischer. Jetzt mit aktivem Klimaschutz auf die Bedrohung zu reagieren, ist also kein wirtschaftliches Problem, sondern eine auch ökonomische Notwendigkeit", reagiert Oberösterreichs Umwelt- und Energie-Landesrat auf den neuen Weltklimabericht mit einem Appell, rasch engagierte Klimaziele auf EU-Ebene verbindlich für alle Mitgliedstaaten zu verankern und die österreichische Klimaschutzpolitik durch eine viel engagiertere Energiewende zu beschleunigen.



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /