© OEKONEWS/  Doris Holler-Bruckner- Chefredakteurin OEKONEWS
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Billiges Erdgas - das wäre schön!

Eine Ansichtssache von OEKONEWS-Chefredakteurin Doris Holler-Bruckner

Wer in der Energieszene kennt sie nicht, die Ankündigungen, dass es nun der USA gelingen würde, mit ihren riesigen Schiefergas-Vorkommen und Förderung mittels Fracking vollkommen unabhängig zu werden, mit nicht extrem steigenden Preisen. Die Förderung von Erdgas stieg in den USA im Jahr 2012 um 13,9 Prozent und parallel ging der Erdgaspreis vorerst hinunter, Öl und Kohle wurden weniger eingesetzt.

Fracking scheint auch keine wahre Option, denn bereits seit 5 Jahren haben die meisten Firmen in den USA in diesem Bereich keine Gewinne mehr geschrieben, im Gegenteil, die Verluste der größten Unternehmen in diesem Bereich betrugen allein im Jahr 2012 rund 50 Milliarden Dollar, wie der Energieexperte Werner Zittel vor kurzem in einem Vortrag aufzeigte. Es könnte eine "Frackingblase", ähnlich der Immobilienblase, gewesen sein. Denn die Investitionen ausländischer Firmen in den USA, z.B. für weitere Bohrrechte, sind ebenfalls vollends eingebrochen, auf 3,4 Milliarden Dollar, im Vergleich dazu betrug der Höchststand vor einigen Jahren noch 30 Milliarden Dollar, wie Zittel meinte.

Viele Firmen in den USA haben an die Erdgasprognose geglaubt und genau deswegen keine langfristigen Verträge zur Versorgung mit Gas abgeschlossen bzw. sind nicht auf erneuerbare Energien umgestiegen. Nun zeigt die Kältewelle in den USA, dass der niedrige Gaspreis eine Mär ist, und läßt viele Menschen aufgrund der horrend gestiegenen Preise jammern. Nicht nur kleine Verbraucher sind betroffen, nein, auch so manche große Firmen haben deswegen finanzielle Probleme.

Derzeit liegt der Preis für Erdgas nahe fünf Dollar für eine Mio. "British thermal Units" (BTU), das sind umgerechnet pro Megawattstunde etwa 13 Euro. Das mag uns zwar verdammt wenig erscheinen, weil wir in Europa im Schnitt fast das Doppelte zahlen, aber in den USA ist damit der Preis um 150 Prozent gestiegen, und zwar innerhalb von zwei Jahren! Das schockiert vor allem energieintensive Unternehmenszweige, zum Beispiel Papierfabriken, von denen genau deswegen einige ihre Produktion nach unten gefahren haben bzw. wo bereits erste Personalkürzungen erfolgten, wie in mehreren US-Zeitungen nachzulesen ist.

Am schlimmsten ist der Anstieg im Nordosten, dort ist der Preis sogar noch um einiges höher. An der Rohstoffbörse donnerte der Preis für kurze Zeit sogar auf über 130 Dollar pro Million BTU nach oben! Allein in den letzten drei Handelstagen stieg der Gaspreis um mehr als 16 Prozent. Das mag zwar nur ein kurzfristiger Hochpreis gewesen sein, aber der Trend scheint klar: Der Erdgaspreis steigt kontinuierlich an, auch in den USA.

Womit sich eines klar zeigt: Wer voll auf fossile Energien setzt, der hat es auf Dauer vergeigt. Denn die Sonne scheint gratis, fossile Energien sind endlich und werden immer teurer, auch wenn so manch Unverbesserliche immer noch an Öl, Gas und Atom glauben.

Die EU liegt daher mit ihrem diese Woche vorgestellten Weißbuch vollkommen am falschen Weg. Atomkraft und Fracking über die Hintertür- das ist sicher nicht der Wunsch einer breiten Mehrheit der Bürger.

Wie der europäische Ökoenergieverband EREF darstellte, würde die Implementierung von drei ambitionierten und bindenden Zielen für 2030 rund 568.000 Arbeitsplätze und 358 Milliarden Euro Einsparungen an Fossilenergieimporten mit sich bringen. Ob es da nicht eine klügere Entscheidung wäre, sich voll auf den weiteren Ausbau erneuerbarer Energie einzuschießen statt mit Frackingplänen in Europa, nach dem Muster der USA, zu liebäugeln?

Wohin das Festhalten an fossilen Mustern auf Dauer führt, zeigen die Extremwetterlagen in den USA im Moment gerade auf. Wir müssen endlich handeln, um noch mehr Probleme zu verhindern.

Und dass solche Wetterextreme durch den Klimawandel mitverursacht werden, den wir mit einem vollem Umstieg auf 100% umweltfreundliche Technlogien ebenfalls im positiven Sinne beeinflussen könnten, wobei das weniger kosten würde als die Folgekosten durch den Klimawandel, wie bereits Nicolas Stern in seinem Report aufzeigte, das sollte den Zuständigen in der Zwischenzeit schon lange bekannt sein!


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /