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Ungarisches Atomkraftwerk Paks darf nicht ausgebaut werden

Vorbericht zu Umweltverträglichkeitsprüfung weist katastrophale Mängel auf

In Paks in Ungarn steht seit über 30 Jahren ein Atomkraftwerk, das nun ausgebaut werden sollen. Derzeit beginnt das Scopingverfahren, ein Vorstufe zur Umweltverträglichkeitsprüfung. Patricia Lorenz, Atomexpertin bei GLOBAL 2000, betont: "Diese Art von Umweltverträglichkeitsprüfung ist eine Farce, denn damit können die Folgen eines schweren Unfalls auf Österreich nicht bestimmt werden."

Die bestehenden vier Blöcke sowjetischer Bauart wurden immer wieder heftig kritisiert, auch die Sicherheitskultur von Betreiber und Nuklearaufsicht ist sehr niedrig. Ein schwerer Zwischenfall mit geschmolzenen Brennstäben wurde zunächst vertuscht, die zugehörigen Dokumente jahrelang verheimlicht.

Zu den vier in Betrieb befindlichen Reaktoren sollen bis 2030 zwei neue dazukommen. Patricia Lorenz kritisiert die vorliegenden UVP-Dokumente: "Es gibt keine Angaben zum Reaktortyp, nicht einmal die angestrebte Leistung wird bekanntgegeben, nur die Bandbreite 1000-1600 MW. Es wird einer von fünf am Markt erhältlichen Reaktoren der Generation III sein." Die Erfahrungen mit den in Frage kommenden Reaktortypen versprechen keine erhöhte Sicherheit: "Der EPR beispielsweise ist bereits bekannt für notorische Bauverzögerungen durch Designprobleme, der Westinghouse - Reaktor setzt auf "passive" Sicherheit, ist ebenfalls nirgends in Betrieb. Auch der russische Reaktor MIR 1200 wird erwogen. Dieser ist in Russland selbst gerade in Bau (KKW Leningrad), und die Sicherheitshülle stürzte bereits während der Bauarbeiten im Juli 2011 ein", erklärt Lorenz.

Der Scopingbericht ist Werbematerial für die neuen Reaktoren: "Nirgendwo wird die ökonomische Sinnhaftigkeit der neuen Reaktoren mit Zahlen untermauert, es gibt keine wirtschaftlich argumentierten Alternativszenarien, die die Kosten der neuen Kernkraftwerke beispielsweise mit einem Energiemix - Szenario vergleichen würden. Die Frage des Atommülls wird ebenfalls nicht behandelt, dabei wäre es unbedingt notwendig, dies im UVP-Bericht zu skizzieren", sagt Lorenz.

GLOBAL 2000 appelliert daher an die österreichische Bundesregierung, bei der grenzüberschreitenden Umweltverträglichkeitsprüfung die Interessen der ÖsterreicherInnen vehement zu vertreten: "Paks darf nicht nur nicht erweitert werden, die bereits bestehenden und über 30 Jahre alten Reaktoren müssen umgehend abgeschaltet werden."

GLOBAL 2000 wird eine Musterstellungnahme zur Umweltverträglichkeitsprüfung zur Verfügung stellen.



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Weitere Infos: Global2000

Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /