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Wir schreiben Wasser und lesen Demokratie"

Mehr als 5000 Aktive beim Alternativen Weltwasserforum in Marseille

Marseille- Mit mehr als 5000 Aktiven aus rund 50 Ländern ist am Wochenende das vierte Alternative Weltwasserforum FAME (Forum Alternatif Mondial de l'Eau) in Marseille zu Ende gegangen. Zum so genannten Weltwasserforum das zeitgleich in Marseille tagte, kamen etwa 7000 Teilnehmer*. Das Forum wird von den großen Wasserunternehmen – allen voran
Suez und Veolia – organisiert.

"Die große Teilnehmerzahl bei unserem Gegenforum ist ein enormer Erfolg für die globale Wasserfriedensbewegung und zeigt, wie groß das weltweite Interesse an Alternativen zu einer den Profitinteressen von Konzernen unterworfenen Wasserversorgung ist", sagte Dorothea Härlin vom globalisierungskritischen Netzwerk Attac. Im Zentrum der mehr als 130 Veranstaltungen beim FAME standen Möglichkeiten einer lokal verankerten, ökologisch und ökonomisch sinnvollen Wasserversorgung und Ideen eines gemeinwohlorientierten Wassermanagements in öffentlicher Hand. Die Bandbreite reichte von technischen Verbesserungen – wie den Trockentoiletten beim Forum selbst – über alternative
Finanzierungsmodelle bis hin zur sozialen und politischen Dimension des Themas Wassers.

Im Gegensatz dazu stand beim Weltwasserforum die Debatte um Wasser als Zugpferd für eine grüne Ökonomie ("Green Economy") im Mittelpunkt. "Das klingt gut, heißt im Klartext aber nichts anderes, als dass der Profit aus Wassergeschäften das neue Wachstum anstoßen soll", kritisierte Dorothea Härlin. "Um unsere Gemeingüter zu erhalten und zurückzuerobern, brauchen wir einen Sprung aus der Logik des Neoliberalismus, die alles in Waren verwandelt, hin zu einer neuen Logik des Gemeinwohls." Wasser als Gemeingut sei besonders geeignet, ein neues Bewusstsein für öffentliche Güter zu schaffen. Dorothea Härlin: "Wir schreiben Wasser und lesen Demokratie – dieser Leitspruch italienischer Wasseraktivisten trifft es: Der Zugang zu sauberem Wasser für alle Menschen ist untrennbar mit demokratischer Partizipation verbunden."

Die Aktiven beim FAME forderten, 2014 einen Wassergipfel unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen einzuberufen. UN-Sonderberichterstatterin Catarina de Albuquerque unterstützte dieses Ansinnen. Laura Valentukeviciute vom Attac-Koordinierungskreis: "Beim Forum der Konzerne wurde immer wieder wiederholt, mit welch großen Problemen wir bei der Verwirklichung des Menschrechts auf Wasser zu kämpfen haben. Die Teilnehmer des Alternativen Weltwasserforums haben die Probleme längst erkannt und ihre Ursachen verstanden. Sie arbeiten bereits an den Lösungen."



*) Laut den Veranstaltern hatte das Weltwasserforum knapp 29.000 Teilnehmer. Grund für die Differenz in den Angaben ist die unseriöse Zählweise der Organisatoren: Die Teilnehmer wurden jeden Tag neu registriert und die Zahlen anschließend addiert (4 Tage mit im Durchschnitt 7000 Teilnehmern = 29.000 Teilnehmer insgesamt).

GastautorIn: Frauke Distelrath für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /