© Aka pixelio.de
© Aka pixelio.de

Deutsche Bundesregierung verweigert beschleunigten Ausbau Erneuerbarer Energien

Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) kritisiert die Ausbauziele der Bundesregierung für Erneuerbare Energien, die mit dem jüngsten Entwurf des Erneuerbare- Energien-Gesetzes bekannt geworden sind, als viel zu wenig ambitioniert

Die große Mehrheit der Bevölkerung, der Fachleute und der Wirtschaftsunternehmen fordert zum Atomausstieg und aus Klimaschutzgründen einen rascheren Umstieg auf saubere und sichere erneuerbare Energienquellen. Eine Beschleunigung der Energiewende ist
allerdings im Entwurf zur EEG-Novelle nicht erkennbar.‘Anstatt ambitionierte Ziele für eine beschleunigte Energiewende zu formulieren, hält die Regierungskoalition an uralten, längst überholten Ausbaupfaden fest. Damit verhindert sie jenen schnelleren Umbau unserer Energieversorgung, den sie nach den tragischen Ereignissen von Fukushima zugesagt hat’, kritisiert BEE-Präsident Dietmar Schütz. ‘Man kommt nicht umhin, die viel beschworene Stärkung der Erneuerbaren als reine Lippenbekenntnisse zu werten.’

Mehr noch: Mit der Entscheidung, das so genannte Ökostromprivileg weiter einzuschränken und parallel eine optionale Marktprämie einzuführen, erschwert die schwarz-gelbe Koalition nicht nur eine kostengünstige Marktintegration für Strom aus Erneuerbare-Energien-Anlagen. Sie entzieht mit dieser Entscheidung vor allem kleinen und mittleren Unternehmen, die Ökostrom vertreiben, die wirtschaftliche Grundlage.

Das Ökostromprivileg ist ein gezielter und erfolgreich praktizierter Anreiz zur Marktintegration für Erneuerbare Energien. Stromversorgungsunternehmen, die im Jahr mehr als 50 Prozent des von ihnen verkauften Stroms aus EEG-Anlagen beziehen, werden von der EEG-Umlage befreit. Diese Regelung ist insbesondere für mittelständische Stromvertriebe ein marktwirtschaftlicher Hebel.

BEE-Präsident Schütz: ‘Das Ökostromprivileg zeigt, dass eine reale und nachfragegerechte Versorgung mit hoch qualitativem Strom möglich ist. Es fördert Vertriebe, die aufgrund ihres hohen Anteils an Erneuerbaren Energien Vorbildwirkung für die künftige Energieversorgung haben.’ Die Regelung mobilisiert große Potenziale einer echten Marktintegration und senkt insgesamt die Differenzkosten des EEG.

Teurer für die Stromkunden wird hingegen die nun überraschend von Bundesumweltminister Röttgen favorisierte Marktprämie. ‘Sie führt aufgrund von Mitnahmeeffekten zu deutlichen Mehrkosten und bevorzugt die großen, im Markt etablierten Energieversorgungsunternehmen. Auch setzt sie kaum Anreize für technische Fortschritte wie die Schaffung zusätzlicher Speicher’, so Schütz.

Bevorzugt wird beispielsweise die maritime Windkraft (offshore) bevorzugt - eine noch weitgehend unerprobte, teure und verbrauchsferne Energieform, die zudem auch einen umfangreichen und teuren Netzausbau erfordern würde. Mit Solarkraftwerken auf Freiflächen sowie Windenergie an Land (onshore) ließe sich die Energiewende dagegen schnell und günstig umsetzen. Denn Strom aus Windenergie-Anlagen im Binnenland kostet schon heute nur die Hälfte des Offshore-Stroms; Solarkraftwerke können ab 2012 preiswerter den Strom
produzieren als maritime Windräder.

Folgende Maßnahmen sind umgehend erforderlich, um bis zum Jahr 2020 die doppelte Menge erneuerbarer Energien zum halben Preis zu realisieren,meint die "100% erneuerbar Stiftung".

- Erhöhung des Ausbauziels für erneuerbare Energien (EE)
- Ausweitung der Flächenkategorien für Solarkraftwerke
- Beibehaltung der derzeitigen Rahmenbedingungen für Windenergie an Land
(Systemdienstleistungsbonus; Degression: 1% / anno)

Der Zubau von 2012 bis 2020 wird damit schneller und günstiger:

- 28% statt 13% mehr EE-Anteil am Strommarkt
- rd. 0,8 Mrd. € statt 1,5 Mrd. € je % EE-Anteil


Anteil der EE am Strommarkt
2011 (prognostiziert)
Wind Onshore 10%
Wind Offshore 0%
Solarstrom 4%
Sonstige EE 8%
Summe 22%

Anteil der EE am Strommarkt
2020 (Bundesregierung)
Wind Onshore 13%
Wind Offshore 5%
Solarstrom 9%
Sonstige EE 8%
Summe 35%

Anteil der EE am Strommarkt
2020 (100% erneuerbar)
Wind Onshore 25%
Wind Offshore <1%
Solarstrom 15%*
Sonstige EE 10%
Summe rd. 50%

* jeweils zu 50% auf Dach- und günstigen Freiflächen


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /