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Alternative Nobelpreisträger erklären Atomkraft für überholt

Laureaten fordern Reisefreiheit für Preisträger Mordechai Vanunu

Die Konferenz der 'Alternativen Nobelpreisträger', die sich anlässlich des 30. Jubiläums der ersten Preisvergabe 1980 in Bonn versammelt hatten, ging mit einem klaren Appell, Atomkraftwerke abzuschalten und den Weg für erneuerbare Energien frei zu machen, zu Ende. Die Preisträger aus fast 40 Nationen äußerten ihre Irritationen darüber, dass Deutschland, das weltweit mit dem Gesetz für erneuerbare Energien zum Vorbild einer nachhaltigen Energiepolitik geworden ist, nun zu einer wissenschaftlich und politisch überholten Position zurückkehren wolle. In einer Grußbotschaft an die Berliner Demonstration gegen die Laufzeitverlängerung wiesen sie darauf hin, dass immer wieder Preisträger des ‚Right Livelihood Award’ gezeigt hätten, dass die Energieversorgung ohne Atomkraft möglich, finanzierbar und auch in kurzen Zeiträumen umsetzbar sei. ‘Die Atomkraft’, so heißt es in der von 31 Laureaten unterschriebenen Petition ‘gehört ins Naturmuseum, als warnendes Beispiel für Technologien, die nicht gesellschaftsfähig sind.’


Darüber hinaus forderten die in Bonn versammelten Preisträger und Preisträgerinnen von der israelischen Regierung, endlich dem israelischen Laureaten Mordechai Vanunu seine vollen Bürgerrechte zurückzugeben und ihn nicht länger unter Hausarrest zu halten. Mordechai Vanunu, der den 'Alternativen Nobelpreis' 1986 für die Offenlegung der geheimen atomaren Rüstung in Israel erhalten hatte, hatte seitdem achtzehn Jahre in israelischen Gefängnissen gesessen, davon elf Jahre in Einzelhaft. Nach seiner Freilassung 2004 stand er unter Hausarrest und es wurde ihm untersagt zu reisen und Kontakte zu Ausländern oder Journalisten aufzunehmen. Da Vanunu, der diese Einschränkung für rechtswidrig hält, immer wieder die Stimme gegen die israelischen Atomwaffen erhob, wurde er wiederholt verurteilt und erst vor wenigen Wochen wieder aus einer dreimonatigen Haft entlassen. Eine Reise zum Treffen der 'Alternativen Preisträger' in Bonn war ihm untersagt worden.


Zahlreiche Preisträger forderten zudem die rückhaltlose Aufklärung des Mordes an dem indonesischen Menschenrechtler Munir Said Thalib. Der Träger des 'Alternativen Nobelpreises’ war 2004 auf dem Flug von Jakarta nach Amsterdam mit Zyankali vergiftet worden. Zwar hielten verschiedene indonesische Gerichte es für erwiesen, dass ein Agent des indonesischen Geheimdienstes das Gift in das Essen von Munir geschüttet hatte, und den Mörder, seinen Auftraggeber und die Mitwisser bei der Fluglinie verurteilt – doch fast alle Strafen wurden nur kurz nach dem Haftantritt wieder aufgehoben. Es dürfte, so betonten nun die Preisträger in Bonn nachdrücklich, keine Straffreiheit für Morde geben, die im Auftrag von Regierungen verübt werden. Sie vereinbarten auch untereinander, ein enges Netzwerk der Zusammenarbeit zu weben, um ihre immer wieder auch lebensgefährliche Arbeit für Menschenrechte, Umwelt und Frieden durch die Solidarität untereinander sicherer zu machen.



Zudem verabschiedeten die Laureaten zahlreiche weitere politische Aufrufe. Dabei ging es um den Schutz der antiken türkischen Stadt Hasankeyf, die durch das Ilusu Staudamm-Projekt weiterhin gefährdet ist und um die Forderung, den Goldabbau mit Zyanid wegen der immensen Umweltgefahren zu verbieten.



Die Laureaten unterstützen ihre russische Kollegin Alla Yaroshinskaya in ihrer Forderung nach Schadensersatz für die Opfer von Tschernobyl und die Errichtung eines Denkmals für die Opfer zum 25. Jahrestag des Atomunglücks.



Die Preisträger forderten auch, dem Schutz der großen afrikanischen Regenwälder Priorität einzuräumen und unterstützen damit die Arbeit des aktuellen Preisträgers René Ngongo zum Klimaschutz.



Sie richteten zudem die Bitte an den UN-Generalsekretär, Babys und junge Mütter weltweit vor falscher Ernährung zu schützen und die Werbung für Trockenmilch zu beschränken. Durch falsche Ernährung sterben jährlich 1,5 Millionen Kinder, bevor sie das erste Lebensjahr erreicht haben.



Besondere Unterstützung bekam auch der Aufruf der Preisträgerin Maude Barlow, dem Schutz der Wasserressourcen auf der Erde viel größere Aufmerksamkeit zu geben. Maude Barlow forderte, keine weitere Privatisierung des Wassers zu erlauben und das Recht auf Wasser als Gemeingut auch in den UN-Menschenrechten zu verankern.



Nach der intensiven Diskussion des neuen Buches ‚Next Bang’ des kanadischen Preisträger Pat Mooney während der Konferenz über die Gefahren neuester Mega-Technologien, einigten sich die Laureaten zudem auf den Appell an alle Regierungen der Welt, jegliche Maßnahmen des ‚Geo-Engineering’ zu beenden. Die Gefahren, die von derartigen Versuchen der Beeinflussung der Meere und der Atmosphäre ausgingen, wären um ein vielfaches größer als die erhofften Effekte auf die Klimaerwärmung. Statt weiterhin mit gefährlichen technologischen Methoden das Leben auf der Erde zu gefährden, sollten Wissenschaft und Politik endlich nachhaltige, ökologische und ethische Kriterien formulieren und durchsetzen, die auch künftigen Generationen ein sicheres Leben auf der Erde ermöglichen.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /