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Fotos zur oekonews - ÖBB-Flaschenpost-Aktion

Gestern ging's zur ÖBB, um auf unkonventionelle Weise einen Brief an die Vorstände abzugeben

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Am Freitag, den 23.10. ging eine oekonews-Delegation spontan direkt zur ÖBB-Holding - siehe auch den folgenden oekonews-Bericht: Lasst mir mein Bier. Warum die ÖBB-Manager offenbar so Kunden-feindlich agieren ist schon bei der Anfahrt klar. Statt einer Zug- oder U-Bahn-Anbindung gibt's eine Hauptstrasse und nur schlechte Öffi-Anbindungen. Dass die Manager mit den Öffis zur Arbeit kommen und so die PendlerInnen-Bedürfnisse nachvollziehen können, darf bezweifelt werden. Ziel der Aktion war, die dringendsten Missstände, die man als PendlerIn und UmweltschützerIn so täglich erlebt, aufzuzeigen. Da ein normales Email an die Beschwerdestelle nicht einmal beantwortet wird, wurden die Briefe mit den Anregungen direkt dem Management der ÖBB-Holding vorbeigebracht. Empfangen wollte das Management die oekonews-Delegation leider nicht. Immerhin versprach uns der Sicherheitsmann, die Briefe dem Management zu übergeben. Und eine Reaktion der ÖBB gab's auch im Weblog von Elisabeth Kerschbaum, der grünen Bundesrätin, die die Delegation begleitete. Wir hoffen, dass künftig das ÖBB-Management unser Steuergeld nicht mehr planlos verjuxt und endlich auf die Bedürfnisse der Menschen Rücksicht nimmt, die den Job des Managements täglich sichern - also die PendlerInnen endlich permanent und stark in die Planungsprozesse einbindet. Wir drucken hier unsere Forderungen an das Management ab:

Die Bitte an die Infrastruktur und Bau AG:

* Bei Bahnhofs-Umbauten installieren Sie doch bitte bei neuen Bahnsteigen zuerst einen Lift und eine ordentliche Treppe und dann alles andere. Behinderte, Alte und mit Gepäck oder Fahrrad-ausgestattete Reisende werden es Ihnen danken. Ich selbst reise täglich mit dem Fahrrad und weiß, wovon ich spreche, wenn ich dieses Elektro-Rad (20kg) mit Gepäck (Notebook etc. nochmals 10kg, also insgesamt 30 kg) täglich mühsam auf der engen Treppe vom St. Pöltner Bahnhof raufschleppen muss. Ähnlich ist es mir schon auf vielen Bahnhöfen ergangen.
* Genauso furchtbar ist der Zustand der ganzen Schienenersatz-Verkehrs-Situation. Einerseits stehen im Internet kryptische Infos, dass verschiedene Schienenersatz-Verkehrs-Busse bis zu 25 Minuten früher oder später fahren, was eine komplett sinnlose wie ärgerliche Information ist. So geschehen Anfang September von St. Pölten nach Krems. Verstärkt wird der Missstand, indem auf einer Strecke ein Schienenersatz oft schlecht angeschrieben ist. Und ein Schienenersatzverkehr generell eine unbefriedigende Situation für Reisende mit viel Gepäck oder einem Fahrrad ist. In meinem Fall heißt das: Mein (mit Gepäck) 30kg schweres Fahrrad in den Zug in St. Pölten, dann in den Schienenersatzverkehr in Kirchstetten reinschleppen und dann nochmals in den Zug reinschleppen. Sie können sich meine Begeisterung vorstellen. Das gibt’s doch nicht, dass man hier keine Parallel-Gleise errichten kann, um auf so wichtigen Strecken diese Missstände zu vermeiden.

Die Bitte an die RailCargo Austria AG:

* Keine ‘Verkehrslawine statt Schiene’: Ihr Vorhaben, den Güterverkehr aus Kostengründen auf die Strasse zu verlagern ist ein Schlag ins Gesicht der ganzen Umweltbewegung. Wenn nur Kostenargumente zählen, stimmt das Kostenargument sowieso nicht, wenn die Kosten für die Allgemeinheit durch die LKW-verursachten Kosten (Umweltverschmutzung etc.) miteingerechnet werden. Und: Warum nicht gleich den gesamten Personen-Verkehr durch Autoverkehr ersetzen? Das wäre ja ein Vorschlag im ähnlichen (verrückten) Stil.

Die Bitte an die Personenverkehrs AG:

* Mehr Schaffner die gut geschult werden und zB. Falträder als Gepäckstück erkennen und von einem Fahrrad unterscheiden können. Mehr Schaffner = mehr Sicherheit und bringt mehr als Verbote, als zB. ein generelles Alkohol-Verbot.
* Pünktlichkeit ist sicher kein schlechtes Ziel für die ÖBB. Aber wenn die Unpünktlichkeit der ÖBB ein Grund ist, um Bahnen einzustellen, kann ich nur den Kopf schütteln.
* Wo bleiben interessante Langstrecken-Züge? zB. könnte doch ein Direktzug von Wien nach Barcelona (über Mailand) geschaffen werden. Der Railjet hätte dann auch endlich die Möglichkeit seine Geschwindigkeitsvorteile besser auszunützen. Stattdessen müssen wir Zugreisende nach Venedig künftig in einem Bus sitzen. Busse sind vom Komfort mit Zügen nie zu vergleichen.
* Wenn neue Züge erfunden werden, wie zB. der Railjet, warum werden dann Räder verboten? Will man die Leute wirklich ins Auto treiben?
* Wozu gibt’s tolle Internet-Tools und Applikationen für’s Handy (Scotty), wenn diese oft unbrauchbare Infos anzeigen. Da werden Strecken (zB. nach Krems) vorgeschlagen, die es gar nicht gibt.
Ich würde Sie bitten, ebenfalls täglich 2 Stunden mit dem Zug zu fahren. Ich glaube, dann verstehen Sie die Anliegen der PendlerInnen besser.
Bitte seien Sie keine Flasche und nehmen Sie Rücksicht auf uns Pendler und Öffi-Befürworter, die wirklich leidgeplagt sind.

Vielen Dank im Voraus.


Mit freundlichen Grüßen,

Lukas Pawek / ÖBB-Jahreskarten-Besitzer, oekonews.at-Herausgeber & täglicher ÖBB-Pendler


Artikel Online geschaltet von: / Lukas Pawek /