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Offener Brief an Erste Bank Generaldirektor Andreas Treichl

Kreditvergabe für AKW Mochovce durch die Erste Bank

Sehr geehrter Herr Generaldirektor Treichl,

wir, die unterzeichnenden Organisationen sind entsetzt darüber, dass eine österreichische Bank offensichtlich bereit ist, über ihre hundertprozentige Tochter Slovenska Sporitelna AS, die hochumstrittenen Reaktoren Mochovce 3 und 4 in der Slowakei zu finanzieren und somit den Fertigbau dieses völlig veralteten Atomkraftwerks zu unterstützen.

Es ist ein Skandal, dass die Erste Bank, ungeachtet der breiten Ablehnung der Atomkraft durch die Bevölkerung in Österreich und die Sachlage in Punkto veralteter Technik und fehlender Sicherheitshülle ignorierend, in einem Konsortium mit acht weiteren Banken, einen 800 Millionen Euro Kredit erwirkt, wo klar ist, dass Geld in die Fertigstellung von Mochovce fließt.

Uns wundert, dass die Auswirkungen auf den Ruf der Ersten Bank, welche die Finanzierung dieses Projekts mit sich bringen kann, scheinbar nicht (ausreichend) bedacht wurden und möchten in diesem Zusammenhang an die geplatzte Finanzierung des AKW-Belene in Bulgarien durch deutsche Banken erinnern, welche sich aufgrund von breiten Protest in Deutschland im letzten Jahr, aus der Finanzierung des Atomprojektes Belene zurückgezogen haben, da ihnen der ihr guter Ruf mehr wert war, als geringfügige Gewinne aus diesem Geschäft.

Die Finanzierung von Mochovce würde sicherlich auch an der Ersten Bank nicht spurlos vorbeigehen, da eine Finanzierung eines Atommeilers dieser Kategorie von der Bevölkerung sicherlich weder Verständnis erhalten wird, noch Vertrauen in eine Bank erweckt.

Experten stufen Mochovce, welches nur ca. 150 km von Wien entfernt liegt, aufgrund des fehlenden Containments als besonders gefährlich ein. Das Alter der Anlage, der Bau wurde in den 1990er Jahren aufgrund von Geldmangel eingestellt, dürfte aber selbst für Laien eine klare und deutliche Sprache sprechen.

Fakt ist auch, dass keine aktuelle Umweltverträglichkeitsprüfung stattfand und hingegen versucht wird auf eine Baugenehmigung aus dem Jahre 1986 zurückzugreifen.

Besonders alarmierend finden wir, dass nie ernsthaft Alternativen geprüft wurden und ohne mit der Wimper zu zucken und ohne weitere Expertisen in punkto nachhaltige Erneuerbare Energiequellen einzuholen, sofort auf Atomenergie gesetzt wird.

Atomenergie als Energieform setzt uns nicht kalkulierbaren Gefahren aus und hat ein einzigartiges Katastrophenpotenzial. Die Gefahr einer Kernschmelze existiert überall dort, wo Atomkraftwerke betrieben werden. Aber selbst bei planmäßigem Betrieb produzieren AKW hoch radioaktiven Abfall, der für die nächsten 5000 Generationen sicher gelagert und bewacht werden muss.

Die österreichische Bevölkerung erwartet von einer Bank Verantwortungs- und Umweltbewusstsein. Die Finanzierung von Atomprojekten zu unterstützen, die so offensichtlich die Rechte zukünftiger Generationen beeinträchtigen und der Idee der nachhaltigen Entwicklung zuwiderlaufen, wäre ein gewaltiger Rückschritt für die sonst so weitsichtig agierende Erste Bank.

Umfragen der europäischen Kommission haben gezeigt, dass eine klare Mehrheit der Europäer in Ost wie West gegen weitere Investitionen in Atomkraft ist und diese Energieform als überholte, gefährliche Energiequelle ansieht. Wir, als Teil dieser Mehrheit, möchten Sie auffordern, sich persönlich dafür einzusetzen, dass die Erste Bank sich aus der Finanzierung des AKW Mochovce zurückzieht und es eine Atom-Ausschluss-Politik in der Erste Bank gibt.

Ein persönliches Gespräch halten wir für wichtig und würden uns daher freuen, wenn Sie uns einen Gesprächstermin bekannt geben könnten.

Mit freundlichen Grüßen

Elvira Pöschko, Obfrau des Vereins Antiatom Szene
Mag. Johanna Nekowitsch für die Wiener Plattform "Atomkraftfreie Zukunft"
Andreas Reimer, Aktionskomitee Stop Temelin


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /