Ohne Grundlagenforschung kein Klimaschutz

Klimafond ist gefordert - Neues Wissen über Veränderungen notwendig- neue Daten als Grundlage notwendig

Wien - Klimaschutz beginnt mit Forschung. Im Rampenlicht der Öffentlichkeit stehen zwar die spektakulären Anwendungsprojekte zu Ökostrom und Treibhauseffekt, doch ohne die unspektakulärere Grundlagenforschung hätten sie nie die wissenschaftlichen Labors verlassen. Johannes Hahn, Bundesminister für Wissenschaft und Forschung und die Leiterin der Meteorologie auf der Universität für Bodenkultur, Prof. Kromp-Kolb legten heute in einer gemeinsamen Presskonferenz ein klares Plädoyer für mehr Grundlagenforschung - auch im Rahmen des Klimafonds - ab. Johannes Hahn: "Wir dürfen den Klimaschutz und die Klimaforschung nicht alleine dem Markt und seinen quick wins überlassen. Denn, wie immer mehr Klimaforscher warnen - für praktisches Handeln in der Klimaforschung ist neues Wissen notwendig. Vieles, was bisher als gesichertes Grundlagenwissen erarbeitet wurde, verliert zunehmend an Gültigkeit." BM Hahn fordert, sechs bis acht Prozent der Klimafondmittel für die Grundlagenforschung einzusetzen.

Neues Wissen gesucht

Kromp-Kolb nennt die heimischen Böden, den Zusammenhang von Klima und Gesundheit oder den Städtebau als Beispiele. Aktuelles Datenmaterial und naturwissenschaftliches Basiswissen dazu fehlen oder sind nicht mehr auf dem aktuellsten Stand. Auch Grundlagenforschung zu neuen Schädlingen und Krankheitserregern, die der Klimawandel mit sich bringt, sei längst überfällig.

Kromp-Kolb "Wir können eine Zeit lang von dem vorhandenen Wissen zehren, doch irgendwann stehen wir mit unserem Wissen an und da können uns auch die Daten anderer Ländern nicht weiterhelfen. Unsere Böden, unsere Klimaentwicklung sind nicht vergleichbar mit denen anderer Länder oder Regionen. Hier wird nicht Griechenland wenn es heißer wird, das ist ein Irrglaube."

BM Hahn will einen Focus auf Anpassungsforschung legen und nicht nur der Frage der ebenfalls notwendigen Verminderung - und Vermeidung nachgehen. "Wer zerbricht sich den Kopf darüber, wie die "heißen Städte der Zukunft" aussehen müssten, wenn alle Ressourcen in die Vermeidungs- und Ursachenforschung fließen? Auch sozialwissenschaftliche und philosophische Fragen sind zu klären. Wie wirken sich die Prognosen der Klimaforscher - etwa Horrorszenarien - auf die Klimaforschung aus bzw. welche Effekte haben diese Prognosen auf die Bereitschaft in der Bevölkerung sich für Klimaschutz zu engagieren."

Überrascht zeigt sich SPÖ-Umweltsprecherin Petra Bayr über die Forderung von Wissenschaftsminister Hahn "Eigentlich wäre es logisch, dass Hahn das Geld aus seinem eigenen Budget für die Grundlagenforschung zur Verfügung stellt," meint Bayr.
würde es Sinn machen, die Mittel aus dem Klimafonds für wissenschaftliche Forschungen zu verwenden, die dann rasch für die Umsetzung konkreter Maßnahmen dienen soll. Dies sei auch die ursprüngliche Intention bei der Schaffung des
Klimafonds gewesen, hielt Bayr fest. Die Regierung habe daher auch beschlossen, dass der eigens eingerichtete Fonds ausschließlich für die effizientesten Maßnahmen zur CO2-Reduktion verwendet werden soll.

Außerdem verlangt die SPÖ-Abgeordnete eine ausreichende Dotierung des Instituts für Risikoforschung durch das Wissenschaftsministerium. Dessen Aufgabe wäre es, politische Argumente für die Bereiche Gentechnik, Anti-Atom-Politik und vor allem auch den Klimaschutz zu liefern.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /