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Forum Alpbach - Schwerpunktland Ukraine: Steigerung der Energieeffizienz neues Geschäftsfeld

Österreichischer Ukraine-Experte Lennkh: "Investitionen von bis zu 5 Milliarden Euro zur Senkung des Energieverbrauchs dringend notwendig" - Chancen für heimische Betriebe

In den kommenden Jahren werden in der Ukraine Investitionen im Wert von bis zu 5 Milliarden Euro in Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz notwendig sein, rechnete derÖsterreicher Peter Lennkh, der für die Raiffeisenzentralbank in dem osteuropäischen Land verantwortlich ist, vor. Der Wirtschafts- und Finanzexperte, der seit 10 Jahren am Aufbau einer funktionierenden und international transparenten Banken-Infrastruktur in der Ukraine die Geschäftstrukturen maßgeblich beteiligt ist, war heute, Dienstag, einer der Podiumsteilnehmer beim Arbeitskreis "Schwerpunktland Ukraine" im Rahmen der Reformgespräche beim Europäischen Forum in Alpbach.

Die Anpassung an internationale Standards im Energiebereich bieteösterreichischen Betrieben große Chancen, ist jedoch der Energieverbrauch in der Ukraine 22 mal so hoch wie in Deutschland und verbraucht die Ukraine 4,5 mal soviel Energie je Produktionseinheit für das Bruttoinlandsprodukt wie Österreich, führte Lennkh aus. Und er bezeichnete die Ukraine als "Land der Gegensätze" und nannte als Beispiel dafür den Einsatz von Pferdefuhrwerken am Land einerseits, auf der anderen Seite den steigenden Absatz an Luxusautos wie beispielsweise Bentleys.

Livia Klingl, Außenpolitik-Expertin der Tageszeitung "Kurier", die den Arbeitskreis moderierte, warf sehr kritische Schlaglichter vor allem auf die politische Situation, die sich beschreiben lasse mit "Macht statt Demokratie". Es herrsche eine zu einseitige Berichterstattung über die die beiden politischen Blöcke und deren scheinbar unüberwindbaren Gegensätze. "Menschen richten sich aber weniger nach der Ideologie sondern nach der Brieftasche. So genannte Söldner demonstrieren am Vormittag für die eine Partei, am Nachmittag für die andere", schilderte sie die die aktuelle Lage.

Über eine Annäherung der Ukraine an die Europäische Union als Alternative zur Rückkehr in die Arme Russlands berichtete Vasily Astrov, der als Ökonom am Wiener Institut für internationale Wirtschaftsvergleiche tätig ist: In der Ukraine herrsche ein landesweiter Konsens darüber, der EU beizutreten, für einen Beitritt zur NATO sei die Ukraine jedoch aus seiner Sicht nicht offen. Gründe, warum ein möglicher EU-Beitritt der Ukraine weitgehend auf Ablehnung stößt, sieht er in der Größe des Landes mit seinen mehr als 46 Millionen Einwohnern; andererseits hätten europäische PolitikerÄngste im Hinterkopf, Russland durch ein Eintreten für einen EU-Beitritt der Ukraine zu verstimmen.

Stichwort Europäische Union:

Diese fordert den Beitritt der Ukraine zur Welthandelsorganisation WTO. Vibeke Roosen Bell, Desk Officer für Ukraine bei der Europäischen Kommission in Brüssel, wusste von gut laufenden Verhandlungen zur weiteren Adaptierung des Wirtschafts- und Rechtssystems in der Ukraine zu berichten, wies jedoch ausdrücklich darauf hin, dass weitere Reformen, u.a. in der Verwaltung, unabdingbar sind.

Nataliya Ryabtseva, Direktorin für Kooperation mit der EU im ukrainischen Wirtschaftsministerium, bezeichnete die Tatsache als bedauerlich, dass der Handel mit der EU für die Ukraine viel bedeute, für die EU jedoch nicht maßgeblich sei.

Stephan Barisitz, Ökonom der Österreichischen Nationalbank, verwies auf das starke Wirtschaftswachstum in der Ukraine, allerdings ausgehend von einem niedrigen Niveau. Fest stehe auch, dass das Land an einer doppelten Abhängigkeit leide, die Ukraine muss einerseits Rohstoffe und Güter importieren, ist aber andererseits auf Grund der Rohstoffexporte stark von den volatilen Weltmarktpreisen abhängig. Auch er sieht die lang anhaltenden politischen Auseinandersetzungen im Land als problematisch an und sieht ebenfalls eine Steigerung der Energieeffizienz als unbedingt notwendig an.

Klingl forderte dazu auf, den Blick Europas mehr als bisher auf die Ukraine zu richten, schließlich ist das Land "der geographische Mittelpunkt Europas". Für diesen wünscht sich der österreichische Ukraine-Experte Lennkh "eine transparente Wirtschaftpolitik sowie politische und wirtschaftliche Unterstützung der Ukraine durch die EU".

Quelle: Wirtschaftskammer Österreich



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /