Wohnbauförderung für Klimaschutzmaßnahmen einsetzen

IG Passivhaus Österreich, Austria Solar und propellets Austria fordern rasche Trendwende - Klimaschutzziele sind sonst nicht erreichbar

Finanzminister Molterer forderte letztes Wochenende in einem Interview mit der Tageszeitung der STANDARD, 100% der Wohnbaufördergelder für den Klimaschutz einzusetzen. Dies macht tatsächlich Sinn, darin sind sich die Experten von Austria Solar, proPellets Austria und der IG Passivhaus Österreich einig. Eine neue Studie der IG Passivhaus zeigt deutlich auf, dass für den Gebäudebereich die Klimaschutzziele der EU und die im Regierungsübereinkommen festgeschriebenen Ziele für den Sanierungsbereich im Wohnbau nur dann erreichbar sind, wenn wir ab sofort eine konsequente Trendwende im Wohnbau und der Sanierung vollziehen.

Die Experten der IG Passivhaus Österreich, Austria Solar und proPellets Austria, die rund 320 Österreichische Unternehmen mit mehr als 28.000 Arbeitsplätzen vertreten, bekennen sich klar zur EU-Strategie zur Bekämpfung der Klimaänderungen. ‘Entgegen der Meinung manch anderer werden die Klimaschutzanforderungen die Österreichische Wirtschaft im internationalen Wettbewerb stärken. Fürchten ist ein schlechter Ratgeber, wir müssen jetzt engagiert in Verantwortung für unsere Kinder handeln’, ist Günter Lang, Geschäftsführer der IG Passivhaus Österreich, überzeugt.

Eine Trendwende im Wohnbau würde bedeuten, die bereits erfolgreich erprobten Passivhaus Standards im Neubau breit einzuführen und unter Umsetzung der gestern beschlossenen Österreichischen Klimastrategie bis 2020 alle Nachkriegsbauten von 1945 – 1980 thermisch zu sanieren, wobei die Energieeffizienz im Mittel um 70% verbessert werden müsste. Der somit wesentlich reduzierte Energiebedarf kann dann problemlos durch erneuerbare Energien gedeckt werden. Auf diese Weise lassen sich die CO2-Emissionen des gesamten Österreichischen Wohngebäudesektors durch Raumwärme bis 2020 um 52 Prozent reduzieren. Die Maßnahmen setzen sich aus 4,69 Mill. Tonnen CO2-Einsparung durch Passivhausstandard und optimale thermische Sanierungen, sowie 3,95 Mill. Tonnen CO2-Einsparung durch Nutzung Erneuerbarer Energieträger, wie Biomasse, Solarenergie und andere zusammen.

Die in Summe eingesparten CO2-Emissionen von fast 8,7 Mill. Tonnen würden in etwa jener Summe entsprechen, die durch Nicht-Zielerreichung der Kyoto- Vereinbarungen für Verschmutzungsrechte im Ausland zugekauft werden müssen. Die erforderlichen Budgetmittel von bis zu 4 Mrd. Euro sollen u.a. durch die Erhöhung der Mineralölsteuer hereingebracht werden. Wie auch Wirtschaftfachleute bestätigen, wäre es viel sinnvoller, die Zielerreichungen im eigenen Land umzusetzen, und damit die Österreichische Wirtschaft zu stärken, und vor allem die größte Arbeitsplatzoffensive der 2. Republik zu starten.

Die Mittel der Wohnbauförderung von rund zweieinhalb Milliarden Euro jährlich sind das wirkungsvollste Lenkungsinstrument, um Effizienz und Einsatz erneuerbarer Energie im Wohnbau im Sinne der Klimastrategie der Bundesregierung voranzutreiben.

Das die Wohnbauförderung hier als Lenkungsinstrument eingesetzt werden kann, zeigen einige Bundesländer bereits auf. In Salzburg wurde durch die Einführung eines gestaffelten Punktesystems in der Wohnbauförderung 1994 bewiesen, dass bei konsequenter Ausrichtung der Wohnbauförderung eine Markttransformation Richtung Effizienz und Einsatz erneuerbarer Energie im Wohnbau erzielbar ist. ‘Wurden im Jahr 1994 noch 9 bzw. 10 Prozent aller geförderten Neubauten mit Solaranlagen bzw. Biomasseheizungen ausgestattet, waren es 2005 bereits 66 bzw. 62 Prozent’, weist DI Roger Hackstock, Geschäftsführer von Austria Solar, auf den beachtlichen Erfolg hin. Auch in der Steiermark wurde im Mai 2006 die Installation von Solarwärmeanlagen als Förderungsvoraussetzung in der ökologischen Wohnbauförderung eingeführt, und was im Passivhausstandard im sozialen Wohnbau durch entsprechende Fördermittellenkung erreicht werden kann, zeigt Vorarlberg seit Beginn dieses Jahres beeindruckend auf.

Christian Rakos, Geschäftsführer von proPellets Austria ergänzt: ‘ Die Änderung der Bestimmungen der Wohnbauförderung im Sinne des Klimaschutzes sind ein Gebot der Stunde. Aufgrund des niedrigen Energieverbrauchs von Häusern, die gut gedämmt gebaut oder saniert werden, könnten wir in Österreich bis 2020 ein Viertel aller bestehenden Wohnungen mit rund 1000.000 t Pellets beheizen. Bereits 2008 werden österreichische Produzenten rund 1.500.000 t Pellets produzieren, der aktuelle Verbrauch liegt bei 400.000t.’

Studie zum Download und weitere Infos auf www.igpassivhaus.at


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /