© Lar Hoff/ Übergabe der Einwendungen
© Lar Hoff/ Übergabe der Einwendungen

Fast 11.000 Einwendungen gegen geplanten Ausbau der Brennelementefabrik Lingen

Atomkraftgegner*innen übergeben kistenweise Einwendungen an Niedersachsens Umweltminister Meyer

Breiter Widerstand gegen Erweiterung der Brennelemente-Produktion in Lingen durch Framatome und Kooperation mit russischer Atombehörde Rosatom

Vier große Kisten mit mehr als 10.800 Einwendungen von Bürger*innen gegen den Ausbau der Atom-Fabrik Lingen übergaben Atomkraftgegner*innen am Freitag 1.3.2023 vor dem Niedersächsischen Umweltministerium in Hannover an Minister Christian Meyer (Grüne).

Bettina Ackermann von der Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt erklärt: „Der geplante Einstieg des russischen Staatskonzerns Rosatom in die Brennelemente-Fertigung in Lingen stößt auf breiten Widerstand in der Region, in ganz Deutschland und sogar im Ausland. Es drohen Sabotage und Spionage nicht nur in Lingen selbst, sondern in allen von Lingen belieferten AKW. Landes- und Bundesregierung müssen dieses Wahnsinns-Projekt stoppen und die beantragte Genehmigung versagen. Bis dahin werden die Proteste weitergehen.“

Alexander Vent vom Bündnis AgiEL – Atomkraftgegner*innen im Emsland, fügt hinzu: „Auch in Lingen selbst dreht sich die Stimmung. Ganze Straßenzüge haben gemeinsam gegen das Vorhaben und den geplanten Einstieg des russischen Atomkonzerns Rosatom unterschrieben. Niemand kann nachvollziehen, warum die Atomfabrik noch immer mit dem Kreml-Diktator und seinem Staatskonzern gemeinsame Sache machen will.“

Wladimir Sliwjak, Ko-Vorsitzender der russischen Umweltorganisation Ecodefense und Träger des Alternativen Nobelpreises 2021, ergänzt: „Rosatom ist direkt am Krieg in der Ukraine beteiligt. Putin lacht sich ins Fäustchen, wenn sein Atom-Konzern Zugriff auf die Brennelemente-Fertigung in Lingen bekommt. Das würde die energiepolitische Abhängigkeit Europas von Russland noch vergrößern und den geopolitischen Einfluss des Kreml stärken.“

Dr. med. Angelika Claußen, Vorsitzende der Internationalen Ärzt*innen zur Verhütung des Atomkrieges (IPPNW): „Die Bundesregierung hätte diese Situation im Vorfeld verhindern können und müssen. Seit 2017 liegen zwei juristische Gutachten vor, die einen rechtssicheren Weg zur Schließung der Brennelementefabrik in Lingen und auch der Urananreicherungsanlage in Gronau aufzeigen. Politisches Handeln für einen kompletten Atomausstieg nach der Abschaltung der letzten AKWs in Deutschland ist jetzt notwendig. Nicht allein weil der Einstieg Rosatoms in Lingen einem russischen Staatskonzern den Zugang zu sicherheitsrelevanten Informationen ermöglicht, sondern auch, weil die Brennelementefabrik das Atomrisiko in Europa mit der Belieferung von alten und maroden Reaktoren in Osteuropa weiter befördert.“

Matthias Eickhoff vom Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen: „Wir fordern Framatome auf, den haltlosen Genehmigungsantrag von sich aus zurückzuziehen. Das wäre die sauberste Lösung. Für Einsicht ist es niemals zu spät. Andernfalls werden die Proteste weiter zunehmen.“

Zu den Einwendungen gegen das Vorhaben aufgerufen haben die Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt, das Bündnis AgiEL (Atomkraftgegner*innen im Emsland), der Elternverein Restrisiko Emsland, das Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen und die Ärzt*innen-Organisation IPPNW. Die Frist für Einwendungen endet am Wochenende (3.3.). Alle Einwendungen müssen – voraussichtlich in einigen Monaten – öffentlich erörtert werden.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /