© Jan-Rune Smenes Reite
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Offener Brief an OMV und ÖBAG: 76 Wissenschaftler:innen fordern Absage der Gasbohrungen im Schwarzen Meer

OMV muss internationale Klimaziele ernst nehmen und Ausbau erneuerbarer Energien vorantreiben

In einem offenen Brief fordern 76 Wissenschaftler:innen und die Umweltschutzorganisation Greenpeace die OMV und ihren größten Anteilseigner die ÖBAG (Österreichische Beteiligungs AG) auf, das Mega-Gasprojekt Neptun Deep im Schwarzen Meer abzusagen. Die Unterzeichnenden warnen, dass die Erschließung neuer Gasvorkommen nicht mit den Zielen des Pariser Klimaschutzabkommens vereinbar ist. Zu den Unterzeichnenden zählen Sigrid Stagl, Reinhard Steurer, Franz Essl, Helga Kromp-Kolb und CCCA-Vorstand Daniel Huppmann sowie 28 weitere aktive oder emeritierte Professor:innen an österreichischen Universitäten.

"Egal ob aus Russland, Rutzendorf oder Rumänien, Gas ist und bleibt ein Klimakiller! Der Bau von Neptun Deep ist unverantwortlich und steht im Widerspruch zu jeglichen Klimaschutzbemühungen. Die OMV muss Neptun Deep jetzt stoppen und stattdessen entschieden in den Ausbau erneuerbarer Energien investieren", fordert Marc Dengler, Klima- und Energieexperte bei Greenpeace in Österreich.

Sigrid Stagl, Professorin für Umweltökonomie an der Wirtschaftsuniversität Wien: "Schon jetzt sind mehr Kohle, Öl-und Gasvorkommen erschlossen, als noch genutzt werden können, um das Pariser Klimaabkommen einzuhalten. Jetzt noch nach neuen Gasfeldern zu bohren, wie es die OMV im Schwarzen Meer plant, kann deshalb nur zu gestrandeten Investitionen führen. Stattdessen wären Energieversorger gut beraten, endlich entschieden in den Ausbau erneuerbarer Energien zu investieren."

Reinhard Steurer, Professor für Klimapolitik an der Universität für Bodenkultur Wien, meint: "Wir leiden an einer systemischen Fossilenergie-Abhängigkeit. Würden wir diese Abhängigkeit angemessen bekämpfen und reduzieren, könnte man die Erschließung neuer Gasfelder noch irgendwie argumentieren. Nachdem wir uns allerdings mehr um neuen Stoff als um eine verbindliche Suchttherapie kümmern, hilft nur noch eines: Entzug, auch durch weniger Angebot. Ansonsten wird uns diese Sucht ruinieren."

Franz Essl, Ökologie-Professor und österreichischer Wissenschaftler des Jahres 2022, erklärt: "Die Neuerschließung fossiler Energiequellen ist völlig aus der Zeit gefallen und gehört ins Museum. Umso mehr in einem biologisch hochsensiblen Gebiet wie dem Schwarzen Meer, das heute schon stark verschmutzt ist. Eingriffe für die Errichtung der Gasförderanlagen hätten dort besonders gravierende Folgen -- für seltene Arten, den Fischfang, das gesamte Meer."

Ab 2027 plant die OMV zusammen mit dem rumänischen Staatskonzern Romgaz das Neptun Deep Feld vor der Küste Rumäniens zu betreiben. Die Wissenschaftler:innen kritisieren, dass über die 20-jährige Projektlaufzeit laut den Berechnungen in der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) 276 Millionen Tonnen Treibhausgase verursacht werden. Das sind so viele Treibhausgasemissionen, wie Österreich in dreieinhalb Jahren verursacht. Zudem erhöht das Projekt den Druck auf die ohnehin schon bedrohten Ökosysteme.

Offener Brief
Greenpeace-Analyse der UVP-Unterlagen zu Neptun Deep



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Weitere Infos: Greenpeace Österreich

Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /