© Hans Braxmeier - pixabay.com / Effiziente Gebäudesanierung macht Sinn
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72. Städtetag: Gute Baukultur wesentlich bei der Bewältigung der Klimakrise

Arbeitskreis zu schützenswerter Bausubstanz, Innenstadtentwicklung und Bodenschonung

Am 72. Österreichischen Städtetag wurde thematisch gearbeitet, ein Arbeitskreis beschäftigte sich damit, wie gute Baukultur die Ortskerne stärken, das Klima schonen und den Bodenverbrauch verringern kann.

Unter der Moderation von Wolfgang Gerlich (PlanSinn) diskutierten Christoph Bazil, Präsident des Bundesdenkmalamtes, Renate Hammer vom Wiener Institute of Building Research & Innovation, Elisabeth Leitner vom Verein Landluft, Eva Maier, Leitung Baukultur & Handwerk "Kulturhauptstadt Bad Ischl - Salzkammergut 2024", Sophie Ronaghi-Bolldorf, Architektin und Vorsitzende Ausschuss Bauordnung in der Kammer der Ziviltechniker*innen Wien, Niederösterreich und Burgenland und Richard M. Weitzer, Baudirektor und Welterbebeauftragter der Stadt Krems.

Christoph Bazil, Präsident des Bundesdenkmalamtes hob hervor, dass Denkmalschutz und Baukultur wie "Geschwister" seien, die zwar manches trennt, die aber vieles gemeinsam haben: "Gemeinsam ist ihnen jedenfalls die generationenübergreifende Perspektive und der Respekt vor der Endlichkeit unserer Ressourcen, die eine Voraussetzung für Qualität und Nachhaltigkeit sind."

Dass das Zusammenspiel des historisch Gewachsenen mit hochstehender zeitgemäßer Architektur möglich ist, zeigt laut Bazil auch die Initiative des BMKÖS "Best of Austria", die Zusammenstellung aller österreichischen Architekturpreise.

"Gute Architektur ist nachhaltig!" postulierte auch die Architektin Sophie Ronaghi-Bolldorf: "Gute Baukultur schafft nachhaltige Werte. Sie entsteht durch einen durchgehenden, zukunftsorientierten und begleitenden Planungsprozess, der auf guten Grundlagen und Rahmenbedingungen aufbaut. Architekturwettbewerbe sind das erprobte Verfahren um die beste Lösung zu finden und zu legitimieren. Mit Kreativität und Expertise sind Architekten und Ingenieurkonsulenten zum Wohl der Allgemeinheit Träger der Baukultur."

Renate Hammer vom Institute of Building Research & Innovation hob hervor, wie wichtig eine entsprechende Politik für gutes Leben und Wirtschaften ist: "Baukultur ist ein wesentliches Politikfeld, dem es sich mit entsprechender Verantwortung und Intensität zu widmen gilt. Durch Baukulturpolitik ist in weitreichendem Maß gesellschaftliches Gestalten möglich". Und Hammer weiter: "Entzieht man sich dieser herausfordernden Aufgabe, entwickelt das Bauen tatsächlich und manifest zentrifugale Kräfte. Das reicht, von nicht leistbarem Wohnen bis zur Bedrohung unserer natürlichen Lebensgrundlagen durch ausufernde Inanspruchnahme von Boden."

Der Verein Landluft setzt sich seit mehr als 20 Jahren für Baukultur in ländlichen Räumen ein. Vorsitzende Elisabeth Leitner erklärte: "Baukultur beschreibt die qualitätsvolle Gestaltung unseres Lebensumfeldes. Das betrifft uns alle und deshalb ist es auch so wichtig Bürger*innen zu involvieren. Mit guten Beispielen kann man aufzeigen, was alle möglich ist und dadurch anderen Lust machen, sich zu engagieren. Wir müssen unseren Boden g'scheit nutzen und deshalb endlich umbauen statt neu bauen."

Eva Maier, die den Bereich Baukultur & Handwerk "Kulturhauptstadt Bad Ischl - Salzkammergut 2024" leitet, freute sich, dass das "Kulturhauptstadt Europas"-Format nun die Gelegenheit bietet, gemeindeübergreifend und in internationalem Austausch intensiv über sämtliche Fragestellungen der regionalen Baukultur nachzudenken. "Das umfasst ein breites Spektrum, angefangen vom Umgang mit Bestand und vorhandenen Materialien, über das Thema Wohnen in einer Tourismusregion bis hin zum Umgang mit ökologischen Ressourcen, nicht zuletzt dem Boden."

Als Baudirektor der Stadt Krems setzt Richard M. Weitzer seit zehn Jahren auf eine besonders qualitätsvolle Stadtentwicklung unter Einbindung aller Interessensgruppen, denn so Weitzer: "Geschützten Baubestand in Wert zu setzen braucht Hirnschmalz und Dialogbereitschaft aller Beteiligten, keine fertig durchgearbeiteten Projekte."


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /