© StockSnap auf pixabay.com
© StockSnap auf pixabay.com

Frauen sind sicherer mobil und verursachen weniger Unfälle

VCÖ: Männer verursachen doppelt so viele Unfälle mit Personenschaden wie Frauen

Wien - Das Mobilitätsverhalten der Frauen ist in Summe sicherer als jenes der Männer, sowohl für die Frauen selber als auch für die anderen Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse im Vorfeld des internationalen Frauentags zeigt. Frauen verursachen ein Drittel der Verkehrsunfälle mit Personenschaden, Männer doppelt so viele. Im Straßenverkehr kommen rund dreimal so viele Männer wie Frauen ums Leben. Nach wie vor leisten Frauen deutlich mehr "Mobility of Care" als Männer und viermal so viele Frauen wie Männer arbeiten Teilzeit. Auf die sich daraus ergebenden Anforderungen an das Mobilitätsangebot wird derzeit viel zu wenig Rücksicht genommen, stellt die Mobilitätsorganisation VCÖ fest.

"Wären Männer so sicher mobil wie Frauen, dann wäre die Zahl der Verkehrstoten in Österreich nur halb so hoch", fasst VCÖ-Expertin Lina Mosshammer die Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zusammen. In den Jahren 2019 bis 2021 kamen 291 Frauen bei Verkehrsunfällen in Österreich ums Leben, die Zahl der tödlich verunglückten Männer war mit 825 dreimal so hoch. Ähnlich das Verhältnis im Vorjahr: In den ersten elf Monaten starben 86 Frauen und 253 Männer im Straßenverkehr.

Frauen verursachen auch in Summe weniger Verkehrsunfälle mit Personenschaden als Männer. Auf Basis der Erhebungen der Polizei haben laut Statistik Austria im Jahr 2021 bezogen auf alle Verkehrsmittel insgesamt 10.088 Frauen einen Verkehrsunfall mit Personenschaden verursacht. Von Männern wurden mit 21.360 doppelt so viele Unfälle verursacht. Auch im Jahr 2020 verursachten Männer mit 20.175 doppelt so viele Verkehrsunfälle mit Personenschaden wie Frauen (9.287), berichtet der VCÖ.

Unterschiede gibt es auch beim Mobilitätsverhalten, wie die VCÖ-Analyse von Mobilitätserhebungen zeigt. Frauen sind in Summe häufiger zu Fuß unterwegs als Männer, lenken etwas seltener ein Auto und fahren deutlich seltener mit dem Motorrad. Der Öffentliche Verkehr wird ähnlich häufig genutzt. Das Fahrrad wird beispielsweise in Vorarlberg und Niederösterreich von Frauen so oft wie von Männern als Verkehrsmittel genutzt, in den großen Städten wie Graz und Wien fahren Frauen weniger mit dem Fahrrad als Männer.

Obwohl Frauen mehr zu Fuß gehen als Männer kamen im 3-Jahreszeitraum 2019 bis 2021 mit 89 um 36 Prozent mehr Fußgänger als Fußgängerinnen (65) im Straßenverkehr ums Leben, informiert der VCÖ. 340 Männer verunglückten als Pkw-Insassen tödlich, doppelt so viele wie Frauen. Ähnlich beim Radverkehr: Mit 86 kamen etwas mehr als doppelt so viele Männer wie Frauen (37) bei Verkehrsunfällen ums Leben. Am höchsten ist die Differenz bei Motorrädern und Mopeds. Im 3-Jahreszeitraum 2019 bis 2021 starben 239 Männer mit einem motorisierten Zweirad, das waren 15 Mal so viele wie Frauen.

Besonders gravierend fällt der Unterschied zwischen Männern und Frauen bei Alko-Unfällen auf: 86 Prozent der im 3-Jahreszeitraum 2019 bis 2021 bei Verkehrsunfällen beteiligten Alko-Lenkern waren Männer.

Frauen legen nicht weniger Alltagswege zurück wie Männer. Im Gegenteil, die Mobilitätserhebungen in den vergangenen zehn Jahren zeigen, dass Frauen im Schnitt geringfügig mehr Alltagswege zurücklegen als Männer, aber weniger Kilometer. Laut letzter österreichweiter Erhebung im Zeitraum 2013/14 sind Frauen in Summe um ein Viertel weniger Kilometer unterwegs als Männer.

Große Unterschiede gibt es bei den Mobilitätszwecken. Frauen erledigen um zwei Drittel mehr Einkaufswege und sogar um rund drei Viertel mehr Hol- und Bringwege als Männer. "Die speziellen Anforderungen, die "Mobility of Care" mit sich bringt, werden derzeit in der Verkehrsplanung viel zu wenig berücksichtigt", erklärt VCÖ-Expertin Lina Mosshammer. Mobility of Care ist die Mobilität im Zusammenhang von Betreuung und Begleitwegen etwa mit kleinen Kindern oder pflegebedürftigen Personen. Außerhalb der großen Städte sind dabei tagsüber mangelnde öffentliche Verkehrsverbindungen häufig ein Problem.

Das trifft Frauen auch bei ihren Arbeitswegen stärker. Rund 80 Prozent der Teilzeitjobs entfällt auf Frauen. Wenn öffentliche Verkehrsverbindungen vor allem auf die klassischen Pendelzeiten von Vollzeitjobs abgestimmt sind und es tagsüber weniger Angebote gibt, dann sind Frauen davon stärker betroffen, macht der VCÖ aufmerksam.

Der VCÖ fordert mehr Bahn- und Busverbindungen auch tagsüber und zu Tagesrandzeiten sowie stärkere Berücksichtigung der vielfältigen Mobilitätsmuster in der Verkehrsplanung. "Der Anteil von Frauen in der Verkehrsplanung ist zu erhöhen, ebenso insgesamt die Mitbestimmung bei Planungsprozessen in den Gemeinden, Bezirken und Städten. Das derzeitige Verkehrssystem schränkt die selbständige Mobilität vieler Menschen ein. Wir brauchen ein inklusives Verkehrssystem, das sowohl Kindern und älteren Menschen, als auch für Menschen mit Behinderung mehr selbständige Mobilität ermöglicht", stellt Mosshammer fest.


VCÖ: Männer verursachen doppelt so viele Unfälle mit Personenschaden wie Frauen
(Unfallverursacher, alle Verkehrsmittel)

Jahr 2021:
Von Frauen verursachte Verkehrsunfälle: 10.088 (32,1 Prozent)
Von Männern verursachte Verkehrsunfälle: 21.360 (67,9 Prozent)

Jahr 2020:
Von Frauen verursachte Verkehrsunfälle: 9.287 (31,5 Prozent)
Von Männern verursachte Verkehrsunfälle: 20.175 (68,5 Prozent)
Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2023


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /