©  Ralf Vetterle auf Pixabay
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Offener Brief: Gesundheitsberufe warnen vor gesundheitlichen Schäden durch Abbau der Braunkohle unter Lützerath

Folgen der Klimakrise sind das größte Gesundheitsrisiko unserer Zeit

An
Herrn Hendrik Wüst, Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen,
Frau Mona Neubaur, Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie und stellvertretende Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen,
Herrn Herbert Reul, Minister des Innern des Landes Nordrhein-Westfalen

Als Angehörige der Gesundheitsberufe ist es unsere Pflicht, auf die massiven gesundheitlichen Schäden des geplanten Abbaus der Braunkohle unter Lützerath hinzuweisen. Die Folgen der Klimakrise sind das größte Gesundheitsrisiko unserer Zeit und die Verbrennung von Kohle ist eine Hauptursache dafür. Jede ausgestoßene Tonne CO₂ führt dazu, dass mehr Menschen durch die Auswirkungen von Hitzewellen, Extremwetterereignissen wie Dürren und Überflutungen sowie durch Hunger und sich ausbreitende Krankheiten sterben. Der kürzlich veröffentlichte Bericht der führenden medizinischen Fachzeitschrift The Lancet stellt die akute Bedrohung für Gesundheit und Leben durch die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern klar heraus.

Das bedeutet: Um die Erderwärmung einzudämmen, Menschenleben zu schützen und Gesundheit zu fördern, müssen wir die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern deutlich schneller überwinden. Der Umstieg auf erneuerbare Energien muss sich dabei am deutschen und europäischen CO₂-Budget ausrichten, um die Klimaziele von Paris zu erreichen. Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass sich Klimaveränderungen und die damit verbundenen Gesundheitsfolgen deutlich schneller manifestieren als es noch vor wenigen Jahren vorausgesagt wurde.
Zum anderen führt die Verbrennung von Kohle zu erhöhter Feinstaubbelastung in der Luft. Infolgedessen sind 2020 nach Angaben der EU-Umweltagentur schätzungsweise 240.000 Menschen in der Europäischen Union vorzeitig gestorben. In Deutschland sterben jährlich rund 80.000 Menschen an den Folgen von Luftverschmutzung. Das heißt, dass in den vergangenen drei Jahren mehr Menschen an den Folgen der Luftverschmutzung in Deutschland verstorben sind als an einer COVID-19 Infektion. Die großen RWE-Braunkohlekraftwerke und die RWE-Fabriken im Rheinland emittieren jährlich rund 1.500 Tonnen gesundheitsschädlicher Feinstaub-Partikel.

Zudem hat die fortschreitende Klimakrise auch eine erhebliche Zunahme an vermeidbaren psychischen Erkrankungen zur Folge, die mit dem derzeitigen Behandlungsangebot in keiner Form bewältigt werden kann. Das Anheizen der Klimakatastrophe verursacht eine große Ohnmacht, Angst und Sorge um die Zukunft unserer Kinder. Auch hier helfen in erster Linie effektiver Klimaschutz und politische Entscheidungen, die die Gesundheit und das Wohlergehen der Menschen vor den Profit mächtiger Konzerne stellen.

All dies macht deutlich: Aus der Gesundheitsperspektive können wir uns Kompromisse wie jetzt in Lützerath nicht leisten.

Wir schließen uns der Forderung der Scientists for Future und Health for Future nach einem Moratorium für die Räumung von Lützerath an.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /