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Ambitionierte Kreislaufwirtschaftsstrategie mit ganzheitlichem Ansatz

Re-Use und Reparatur sind prominent in Kreislaufwirtschaftsstrategie verankert. Ganzheitlicher Ansatz ist Arbeitsplan für radikalen Umbau des Wirtschaftssystems.

Wien - Die im Ministerrat beschlossene österreichische Kreislaufwirtschaftsstrategie gibt RepaNet, dem Re-Use-Netzwerk Österreich Anlass zur Freude. Die vom Klimaministerium entwickelte und von drei weiteren Ministerien mitgetragene Strategie ist ein klarer Arbeitsauftrag für die Regierung, einen sozialen und umfassenden Wandel des Wirtschaftssystems hin zu Zirkularität in allen Wirtschafts- und Lebensbereichen voranzutreiben. Eine Reihe von Forderungen von RepaNet, das vor kurzem den sozialwirtschaftlichen Second Hand Marktplatz WIDADO gelauncht hat, wurden darin berücksichtigt.

Die der Strategie zu entnehmenden Zielvorgaben in Sachen Ressourcenverbrauch sind im EU-Vergleich ausgesprochen mutig und konkret: Im Gegensatz zu bisherigen Strategien werden erstmals drastische Reduktionsziele genannt. Demnach müsse der inländische Materialverbrauch bis 2030 um fünf Tonnen auf 14 Tonnen pro Person pro Jahr, der gesamte Materialfußabdruck bis 2050 sogar auf nur sieben Tonnen pro Person pro Jahr - somit auf rund ein Fünftel des derzeitigen Verbrauchs - vermindert werden. Diese ambitionierten Ziele sind mit Ökodesign und Optimierung von Recycling allein nicht zu erreichen. Vielmehr braucht es einen radikalen Wandel von der linearen industriellen Massenproduktion kurzlebiger Güter hin zu einer möglichst langen Bewirtschaftung von bereits vorhandenen Gütern. "Die anzustrebende zirkuläre ‚Werterhaltungswirtschaft‘ eröffnet Raum für neue Geschäftsmodelle. In ihrem Zentrum stehen Dienstleistungen im Bereich Reparatur, Wartung, Verleih, Gebrauchthandel, Refurbishig, Redesign und co., ganz nach dem Motto ‚Das nachhaltigste Produkt ist das, das es schon gibt‘" unterstreicht RepaNet-Geschäftsführer Matthias Neitsch.

Neben dem federführenden Klimaministerium wird die Strategie auch von den Ministerien für Wirtschaft, Landwirtschaft und Soziales mitgetragen. Dieser bemerkenswerte Schulterschluss unterstreicht, dass Kreislaufwirtschaft den Umbau des gesamten Wirtschaftssystems mit besonderer Berücksichtigung nachwachsender Rohstoffe erfordert. Ihre Basis bildet dabei ein sozialer Wandel hin zu einer Loslösung der Wohlstandsfrage vom Ressourcenverbrauch - hierzu leisten sozialwirtschaftliche Re-Use-Betriebe einen zentralen Beitrag. Neitsch freut sich: "Auf unsere Anregung hin wird die Rolle sozialwirtschaftlicher Re-Use-Betriebe gestärkt, indem die Strategie neue geeignete Fördermodelle vorsieht. Die klassischen Arbeitsmarkt- und Sozialfördermodelle reichen für den Ausbau und die Weiterentwicklung kreislaufwirtschaftlicher Geschäftsfelder in sozialwirtschaftlichen Betrieben bei Weitem nicht aus. Re-Use braucht künftig verstärkte Angebots- und Nachfrageförderung!"

Die Strategie hebt die Wichtigkeit sozialer Innovationen für die kreislaufwirtschaftliche Transformation hervor, insbesondere im Bereich neuer, ressourcenschonender und zirkulärer Lebensstile und Konsummuster. Jüngstes Beispiel für eine soziale, zirkuläre Innovation ist [WIDADO] (https://www.widado.com), der Re-Use-Marktplatz der österreichischen Sozialwirtschaft. Dieser wurde von RepaNet mit Förderung aus Mitteln des Sozialministeriums entwickelt und vor kurzem gelauncht. WIDADO verknüpft Kreislaufwirtschaft, Armutsbekämpfung, Arbeitsmarktintegration, Digitalisierung und Klimaschutz in einzigartiger Weise. Der Marktplatz ermöglicht den Online-Einkauf gebrauchter Qualitätsprodukte des täglichen Bedarfs, jeder Kauf generiert dabei sozialen Mehrwert. Das Praxisbeispiel für Kreislaufwirtschaft "made in Austria" steht nach einem guten Start vor der Herausforderung, die Zeit bis zur wirtschaftlichen Unabhängigkeit - erfahrungsgemäß zwei bis drei Jahre - ebenso gut zu bestreiten. Um WIDADO auf hohem Level weiterzuführen, zu erweitern und zu optimieren hofft RepaNet daher auf Unterstützung durch Klimaministerin Leonore Gewessler.

Zur österreichischen Kreislaufwirtschaftsstrategie


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /