Cities for Nuclear Free Europe: "EU-Kommissarin versprach noch im Juli, dass kein EU-Geld in Atomkraft fließt!"
CNFE-Präsident Jürgen Czernohorszky: "Große Enttäuschung, dass EU-Gelder in falsche Richtung fließen!"
Vor nur ein paar Monaten - im Juli 2021- hat Wiens Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky als Vorsitzender des europäischen Städtenetzwerks Cities for Nuclear Free Europe (CNFE) einen Brief von EU-Kommissarin Mariya Gabriel (Innovation, Forschung, Kultur, Bildung und Jugend) bekommen: Darin wurde zugesichert, dass die Kommission kein EU-Geld mehr für die Entwicklung, Bau oder die Nutzung von Kernkraftwerken verwenden wolle. Nur Forschung und Training, um die Sicherheit von bestehenden Kraftwerken zu verbessern, käme noch in Frage. Auch Forschung im Bereich Nuklearabfall sei ein förderbares Thema für die Kommission.
"Und nur ein paar Monate später ist alles anders und die EU-Kommission will Atomkraft als âgrüne Energieâ verkaufen: Ich bin sehr enttäuscht, dass Gelder in die falsche Richtung - nämlich in Kernenergie und fossile Projekte - fließen und damit der Ausbau der erneuerbaren Energieprojekte verzögert wird", so Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky.
Brief aus Wien im April 2021
In April dieses Jahres hatte sich das Städtenetzwerk in einem Brief an die Kommission gewandt, um der Sorge Ausdruck zu verleihen, dass es im Rahmen verschiedener EU-Programme zur Verwendung von Budgetmitteln der EU für die Errichtung neuer Kernkraftwerke kommen könnte. Die zuständige Kommissarin ist daraufhin im Juli 2021 detailliert auf die geäußerten Sorgen eingegangen. Stadtrat Jürgen Czernohorszky: "Dass die Kommission so rasch und ausführlich geantwortet hat, haben wir als Zeichen dafür gewertet, dass die Sorgen von CNFE ernst genommen werden. Besonders positiv haben wir die Zusicherung gesehen, dass im aktuellen Rahmenprogramm keine Gelder für neue KKW vorgesehen sind. Umso erstaunlicher ist die jetzige Kehrwende der EU-Kommission. Wir wollen die Verantwortlichen deshalb eindringlich an ihre Worte erinnern!"
Wichtig sei jetzt auch, Allianzen und Netzwerke gegen Atomkraft zu stärken und Verbündete in Ballungszentren und Städten gegen die Atomlobby zu finden: "Darum habe ich mich noch vor Weihnachten als CNFE-Präsident an Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aller größeren französischen Städte gewandt und für eine wirkliche grüne erneuerbare Energiewende ohne Atomstrom geworben und eine Einladung zum CNFE-Beitritt ausgesprochen!" so Jürgen Czernohorszky.
Cities for a Nuclear Free Europe: 33 Städten gegen Atomkraft
Cities for a Nuclear Free Europe (CNFE [www.cnfe.eu] ist ein internationales Netzwerk von 33 europäischen Städten, die sich aktiv für ein nuklearfreies und sicheres Europa einsetzen. Das Netzwerk wurde 2011 unter dem Eindruck der Nuklearkatastrophe von Fukushima auf Initiative der Stadt Wien gegründet. Die Stadt Wien stellt mit Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky den Vorsitzen des Netzwerks.
"Im dicht besiedelten Europa wären Ballungsräume bei einem Nuklearunfall extrem betroffen, eine Evakuierung auf Grund der hohen Anzahl an Betroffenen aber voraussichtlich unmöglich", so Jürgen Czernohorszky. "Die hohe Lebensqualität der europäischen Städte basiert auf der in allen Bereichen - sozial, medizinisch, kulturell, technisch - verfügbaren Infrastruktur und einer wirtschaftlichen Bedeutung die weit ins Umland reicht. Diese aus der dichten Struktur der Städte macht sie aber gleichzeitig anfällig für Gefahren, die von einem Nuklearunfall ausgehen. Unser Anliegen ist, die Lehren aus Tschernobyl und Fukushima und anderen Atom-Unfällen ernst zu nehmen und an die Sicherheit der Bevölkerung und künftiger Generationen zu denken."
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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /