© Chris LeBoutillier auf Pixabay / Fossile Energie
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EU: Jährlich 307.000 Todesfälle durch Feinstaub

Hoher EU-Grenzwert wird von vielen Mitgliedsstaaten immer noch nicht eingehalten

Ein neuer Bericht der Europäischen Umweltagentur (EEA) über gesundheitliche Auswirkungen der Feinstaubbelastung zeigt die dramatischen Auswirkungen der vielerorts schlechten Luftqualität auf die Gesundheit der Europäer*innen. Demnach sind 307.000 Todesfälle pro Jahr in der Europäischen Union auf die hohe Feinstaubkonzentration zurückzuführen.

Die berechnete Anzahl der Todesfälle bezieht sich auf diejenigen Menschen, die vorzeitig an den Folgen der Feinstaubbelastung in der EU gestorben sind. Der EEA zufolge hätten 178.000 und damit über die Hälfte dier Todesfälle vermieden werden können, wenn alle EU-Mitgliedstaaten den kürzlich von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aktualisierten Grenzwert von fünf Mikrogramm pro Kubikmeter (5 µg/m3) eingehalten hätten.

Zwar habe sich nach Erkenntnissen der EEA die Luftqualität 2019 im Vergleich zum Vorjahr verbessert und dadurch zu weniger negativen Gesundheitsauswirkungen geführt. Im Vergleich zu 2005 seien die vorzeitigen Todesfälle durch Feinstaubbelastung um etwa ein Drittel zurückgegangen. Damit sei die EU-Kommission, die sich im Green Deal das Ziel gesetzt hatte, die Zahl bis 2030 um 55 Prozent zu senken, „auf einem guten Weg.“ Der EU-Grenzwert liegt jedoch derzeit bei 25 µg/m3. Selbst dieser hohe Wert wird von vielen Mitgliedstaaten jedoch nicht eingehalten.

Nun steht die EU zunehmend unter Druck, ihren Wert an die neuen Empfehlungen der WHO anzupassen. Die Ergebnisse der EEA zeigten „unmissverständlich“, dass eine Anpassung der EU-Grenzwerte an jene der WHO-Grenzwerte notwendig sei, erklärte Ugo Taddei, Leiter des Bereichs Luftreinhaltung bei der Umweltrechtsorganisation Client Earth. Die Überarbeitung der Luftqualitätsrichtlinie sei eine „einmalige Gelegenheit, um sicherzustellen, dass die Menschen in der EU in den kommenden Jahren keine Schadstoffe einatmen müssen“, so Taddei.

JRC: Lokale wie auch sektorale Maßnahmen zu berücksichtigen

Zudem liefert der in der Vorwoche veröffentlichte Luftqualitätsatlas der Gemeinsamen Forschungsstelle der EU (JRC) Daten über die Feinstaubbelastung (PM 2,5) in der Europäischen Union. Die Publikation zeigt, wie sich Emissionen aus verschiedenen Quellen auf die Feinstaubwerte in 150 europäischen Städten auswirken. Dabei sind die Ergebnisse durchaus unterschiedlich: Während in der südschwedischen Stadt Malmö der größte Anteil der Belastung auf den Verkehr zurückgehe (39 Prozent), seien es in Bonn die Landwirtschaft (40 Prozent), in Linz die Industrie (55 Prozent), in Ljubljana privates Heizen (45 Prozent) und in Valetta der Schiffsverkehr (33 Prozent).

Die JRC unterstreicht die Wichtigkeit, bei der Ausarbeitung von Luftqualitätsplänen, stadtspezifische Gegebenheiten zu berücksichtigen. Darüber hinaus seien lokale Maßnahmen zur Verbesserung der Feinstaubwerte überaus wirksam, weil sich die Hauptverschmutzungsquellen häufig innerhalb der Stadtgrenzen befinden. Außerdem können sektorale Maßnahmen in der Landwirtschaft auf Länder- und EU-Ebene sehr wirksam im Hinblick auf die Luftqualität in Städten sein, so die JRC.



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Weitere Infos: EU Umweltbüro

Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /