© Jeyaratnam Caniceus auf Pixabay
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Nachhaltig gärtnern mit dem Österreichischen Umweltzeichen

Fünf Tipps für einen artenreichen Garten

Gerade in diesen Zeiten wird die Verbundenheit zur Natur neu entdeckt. Durch naturnahes Gärtnern und die Rückbesinnung auf die Artenvielfalt schafft man einen Zufluchts- und Lebensraum für viele Tiere. Das Österreichische Umweltzeichen hat fünf Tipps, wie sich Wildbienen, Schmetterlinge oder Igel im eigenen Gartenparadies tummeln und sensible Ökosysteme geschützt werden.


1. Vielfalt säen und pflanzen

Alles beginnt mit der Auswahl des Saatguts, wenn man sich ein Naturparadies schaffen möchte. Biologisch zertifiziertes Saatgut stammt von gentechnikfreien Pflanzen, die ohne chemische Schutzmittel behandelt wurden. Hier sollte man auf die Kennzeichnung AT-BIO-0000 oder DE-ÖKO-0000 achten – anderes konventionelles Saatgut wird mit Spritzmitteln, die für Bienen gefährlich sein können, behandelt. Außerdem sollten verschiedene und alte Sorten angebaut werden, um die Vielfalt zu erhalten. Einheimische Pflanzen sind weniger anfällig für Schädlinge, an das Klima angepasst und eine Futterquelle für Tiere. Bei Vögeln sind Wildsträucher wie der Schwarze Holunder, Rote Hartriegel oder Weißdorn beliebte Futterpflanzen. Außerdem sollten früh und spät blühende Sorten gemischt werden, damit Insekten wie Wildbienen über das Jahr verteilt ausreichend Nahrung finden. Einheitliche Thujen-Hecken haben für die Tierwelt keinen Nutzen, weil sie weder eine Futterquelle noch einen Unterschlupf bieten. Ähnlich verhält es sich mit der allseits beliebten Forsythie, die zwar kräftig gelb leuchtet, deren Blüten aber weder Pollen noch Nektar erzeugen und für Bienen daher keine Nahrung darstellen.

2. Torffreie Erden verwenden

Torf entsteht in Mooren aus abgestorbenen Pflanzenresten. Durch den Luftabschluss werden diese Pflanzen in Torf umgewandelt, jedoch dauert der Prozess Hunderte von Jahren. Für den Torf-Abbau werden sensible Moorlandschaften zerstört, wodurch auch Lebensräume für seltene Pflanzen und Tiere wie die Hochmoor-Mosaikjungfer, eine Libellenart, unwiderruflich verloren gehen. Außerdem speichern Moore enorme Mengen an CO2, das durch die Zerstörung wieder freigesetzt wird und somit zur klimaschädlichen Erderwärmung beiträgt. Wer die Artenvielfalt und die Umwelt schützen möchte, sollte daher torffreie Erden im Garten verwenden. Beim Kauf der Erden ist genau hinzusehen, damit man nicht auf Bezeichnungen wie „torfarm“ oder „torfreduziert“ hineinfällt. Auch sogenannte „Bio-Erden“ können Torf enthalten. Erden, die mit dem Österreichischen Umweltzeichen gekennzeichnet sind, verzichten vollständig auf Torf und versorgen die Böden mit allen notwendigen Nährstoffen.

3. Ohne Chemie düngen

Damit sich viele verschiedene Tiere und Pflanzen im Garten tummeln, ist das oberste Gebot, auf Pestizide und chemisch-synthetische Dünger zu verzichten. Darüber hinaus ist die Herstellung von Kunstdüngern energieintensiv und deren Inhaltsstoffe gelangen in das Grundwasser. Wer mit ökologischem Gewissen düngt, teilt sich das eigene Gartenparadies mit bis zu 1.000 verschiedenen Tierarten – von scheuen Igeln bis zu summenden Bienen und vielen anderen Insekten. Denn naturnahes Gärtnern setzt auf ein harmonisches Miteinander aller Lebewesen. Nachhaltige Pflanzenpflege-Produkte mit dem Österreichischen Umweltzeichen fördern dieses Gleichgewicht, weil sie auf organischer Basis hergestellt sind und zum Beispiel Mikroorganismen oder Nützlinge enthalten.

4. Wiesen aufblühen lassen

In Hinblick auf die Pflanzen- und Tiervielfalt ist es in streng gepflegten Gärten mit akribisch kurz gemähtem Rasen oft eintönig. Damit im Naturparadies keine Langeweile aufkommt, kann an einem freien Plätzchen eine Wildblumenwiese angelegt werden: Diese ist ein ideales Versteck für Raupen oder Käfer und für viele Tiere eine Nahrungsquelle, wie zum Beispiel für den Girlitz – eine Vogelart, die durch den Mangel an Wildkräutersamen immer seltener wird. Der zarte Blütenduft zieht zudem Bienen und Schmetterlinge an. Hobbygärtnerinnen und ‑gärtner ohne grünen Daumen haben es mit einer Blumenwiese leicht, da diese nur zwei Mal im Jahr gemäht werden muss – und das idealerweise mit einer Sense, damit man den dort hausenden Tieren keinen Schaden zufügt. Ein Teil der Wiese bleibt am besten das ganze Jahr über stehen, denn manche Tierchen überwintern in den Stängeln der Pflanzen. Der übrige Rasen sollte mindestens vier Zentimeter hoch sein: Nicht nur aus Rücksicht auf seine tierischen Bewohner, sondern auch um Unkraut bzw. Beikraut auf natürliche Weise zu vermeiden. Denn 90 Prozent der Beikräuter keimen durch das Sonnenlicht, weil der zu niedrig gemähte Rasen dem Boden nicht ausreichend Schatten spenden kann.

5. Nistplätze schaffen

Viele Tierarten finden in konventionellen Gärten zu wenige Verstecke, in die sie sich zurückziehen können. Wer das Summen von Wildbienen, Wespen und anderen Insekten vermisst und ihnen einen sicheren Unterschlupf bieten möchte, sollte dafür eine Vielzahl von Strukturen schaffen. Für die meisten Wildbienen sind lehmige oder sandige Bodenbereiche bedeutend, aber auch ein alter Holzstamm kann zum Wohnraum werden. Eine weitere Möglichkeit zur Unterstützung von krabbelnden und fliegenden Tierchen stellen Insektenhotels dar. Das Haus sollte an einer sonnigen und regengeschützten Stelle in etwa einem Meter Höhe aufgestellt oder aufgehängt werden, zum Beispiel an der Garagen- oder Hausmauer. Bambusröhrchen, Tonziegel und Pflanzenstängel in einem Holzrahmen sind geeignete Nisthilfen für Wildbienen. Es kann jedoch bis zu zwei Jahre dauern, bis die ersten Bewohner in ihr Quartier einziehen. Die fliegenden Gäste sollten in jedem Garten willkommen sein, weil sie die Blüten vieler Pflanzenarten bestäuben und Schädlinge wie Blattläuse oder Spinnmilben fressen.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /