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AKW-Bau in der Türkei ist kein "Akt der Freundschaft" sondern eine Gemeingefährdung

Grundsteinlegung für das Atomkraftwerk Akkuyu unter Beteiligung von Erdogan und Putin

Am Mittwoch feierten die beiden Staatschefs Wladimir Putin und Recep Tayyip Erdogan die Grundsteinlegung für den neuen Reaktorblock im Atomkraftwerk (AKW) Akkuyu als Alsdruck der "Freundschaft" zwischen Moskau und Ankara. "Gerade in der Woche, in der die ganze Welt sich an das Unglück im AKW Fukushima erinnert und einmal mehr deutlich wird, dass die Gefahren der Atomkraft nicht sicher beherrscht werden können, setzen diese Staaten auf den weiteren Ausbau, wodurch sich das Risiko für einen Atomunfall in der Region weiter erhöht. Das sehe ich nicht als Ausdruck der Freundschaft, viel mehr ist ein AKW-Neubau aus meiner Sicht eine Gemeingefährdung, die weit über die Grenzen der Türkei hinaus geht", sagt Martin Litschauer, Anti-Atom-Sprecher der Grünen.

"Schon 2013 haben Expert*innen in Frankreich berechnet, dass eine Atomkatastrophe bis zu 430 Milliarden Euro Schaden verursachen kann und vermutlich deshalb auch nicht versichert wird, weil das keiner finanzieren kann. So eine Atomkatastrophe würde zu einer weiteren Destabilisierung in der Region führen und muss auf alle Fälle abgewendet werden", erklärt Litschauer. Die Türkei hätte durch die günstige geographische Lage die Möglichkeit, Strom mittels Photovoltaik zu einem Bruchteil der Kosten zu produzieren. Litschauer: "Ich kann nicht nachvollziehen, warum die Türkei auf eine unsichere Technik setzen will, statt auf eine nachhaltige Energiewende mit Erneuerbarer Energie zu setzen. Ich hoffe nur, dass nicht der Wunsch nach Atomwaffen die Triebfeder hinter diesem Projekt ist, denn die Türkei ist dem Atomwaffenverbotsvertrag nicht beigetreten."

Vor allem in Zeiten von Fragilität in der atomaren Abrüstung und Nichtverbreitung von Atomwaffen ist eine verstärkte Partnerschaft zwischen Russland und der Türkei besonders kritisch. "Die Türkei hat laut internationalem Recht nicht sowie Russland die Erlaubnis, eine höhere Menge an Kernkraft zu generieren, als für zivile Zwecke erlaubt ist. Mit so einer ,Strategischen Partnerschaft' besteht die Gefahr, dass Mengen an atomarem Material hergestellt werden, die eigentlich nur für Militärzwecke erlaubt sind. Das würde einen Verstoß gegen internationales Recht bedeuten. Um so einen Verstoß zu verhindern, muss die Internationale Atomenergiebehörde weiterhin gestärkt und unterstützt werden. Nur so können transparente Kontrollen und Offenlegung der Atomkraft-Generierung in der Türkei stattfinden", sagt Ewa Ernst-Dziedzic, Außenpolitische Sprecherin der Grünen, und ergänzt: "Ansonsten besteht die Gefahr, dass eine Anreicherung von Uran und ein Bau von Atomwaffen hinter geschlossenen Türen des Reaktorblocks im AKW Akkuyu mit Hilfe von Russland vorangetrieben wird."


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /