© S. Hermann & F. Richter auf Pixabay / Kohlekraftwerk
© S. Hermann & F. Richter auf Pixabay / Kohlekraftwerk

Schwarz gesehen: Das ewige Dilemma Kohle

Es muss rasch aus Kohlekraft ausgestiegen werden, denn die vorhandenen Kohlekraftwerke reichen aus, um das Errreichen der Klimaziele unmöglich zu machen.

Wie GlobalData berichtet, genügen die derzeit aktiven Kohlekraftwerke, um die Welt daran zu hindern, das im Pariser Klimaabkommen festgelegte Ziel der maximalen globalen Erwärmung zu erreichen. Derzeit befinden sich, so GlobalData, mehr als 60% der größeren aktiven Kohlekraftwerke im asiatisch-pazifischen Raum.
Somik Das, Senior Power Analyst bei GlobalData, meint, dass sich zwar die politischen Entscheidungsträger darüber einig sind, dass die derzeit aktiven Kohlekraftwerke abgeschaltet werden müssen, um die globalen Umweltverpflichtungen zu erfüllen. Die Anlagen im asiatisch-pazifischen Raum sind jedoch im Vergleich zu denen in Europa und Nordamerika eher modern und werden daher eher nicht sofort schnell stillgelegt. Die großen Kohlekraftwerke in Asien sind im Durchschnitt erst 10 bis 15 Jahre alt, daher besteht die Tendenz, sie erst etwa 2040 bis 45 abzuschalten. In Nordamerika und Europa sind sie meist 40-45 Jahre alt und eine Stillegung in den nächsten 10 Jahren ist realistisch.

Aber es geht noch dramatischer zu: China bestätigte erst im Mai, dass es auch nach 2020 neue Kohlekraftkapazitäten geben wird. Mehr als 40% der weltweiten Kredite Chinas für Energieprojekte im Rahmen seiner Belt and Road-Initiative im Jahr 2018 beruhten auf Kohle. Die GlobalData-Analyse für kohlebasierte Kapazität schätzt, dass bis 2030 voraussichtlich mehr als 500 GW Kohlekraftwerke in Betrieb genommen werden, während im selben Zeitraum nur mehr als 300 GW kohlebasierte Stromerzeugung stillgelegt werden. Mehr als 80% des neuen Kapazitätsaufbaus werden wahrscheinlich in China, Indien und Vietnam passieren.

Analyst Somik Das fügt hinzu: „In den letzten zehn Jahren haben die sinkenden Levelized Cost of Electricity (LCOEs) für erneuerbare Energien die Weltwirtschaft gezwungen, sich auf erneuerbare Energien zu konzentrieren, die jetzt mit fossilen Brennstoffen konkurrieren, indem sie Netzparität erreichen.

Die Stilllegung von Kohle wird wahrscheinlich trotzdem in den nächsten zehn Jahren von China, Indien und den USA vorangetrieben. Diese Länder machen zusammen mehr als 58% der geplanten Stilllegungen aufgrund Alter und Unwirtschaftlichichkeit aus. Die EU-Länder haben den Sprung zum Ausstieg aus Kohlekraftwerken mit minimalem Zusatz zum Erzeugungsmix geschafft. Um jedoch einen größeren Einfluss auf die Dekarbonisierung des Stromsektors zu haben, wären einheitlichere Anstrengungen in allen Ländern erforderlich. Gegenwärtig sind die Länder hinsichtlich des Ansatzes zur Beseitigung von Kohlestromerzeugung gespalten, was das Tempo der Dekarbonisierung des globalen Erzeugungsmixes und das Übergangstempo zum nachhaltigen Klimawandel verringern wird.“

Eines ist jedoch fix, wie ein Bericht des Rocky Mountain Institute, der Carbon Tracker Initiative und des Sierra Club aufzeigt: Ein schneller Umstieg rechnet sich, denn neue erneuerbare Energien nicht nur praktisch überall billiger als neue Kohlekraftwerke, sondern es ist bereits JETZT billiger, neue Kapazitäten für erneuerbare Energien einschließlich Batteriespeicher aufzubauen, als 39 Prozent der weltweit vorhandenen Kohlekapazität weiter zu betreiben. Die Coronakrise hat dazu noch ein Schauferl nachgelegt.

In diesem Sinne sehen wir wirklich schwarz für die Kohle.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /