© FFF Wien / Klimacamp vor dem Bundeskanzleramt
© FFF Wien / Klimacamp vor dem Bundeskanzleramt

Fridays For Future: Für den Klimaschutz eine ganze Woche vor dem Bundeskanzleramt

„Wer Corona bewältigt, darf die Klimakrise nicht ignorieren!!

Seit Mittwoch, 6. Mai, 12 Uhr protestiert Fridays for Future für eine ganze Woche lang durchgehend Tag und Nacht vor dem Bundeskanzleramt. In einer Pressekonferenz zogen die jungen Aktivist*innen eine Zwischenbilanz: Zwar wurde das Camp-For-Future bereits von Klimaministerin Leonore Gewessler und Bundespräsident Alexander Van der Bellen für einen Austausch besucht, doch weder der Bundeskanzler, noch der Finanzminister äußerten sich seither zu ihrem Protest.

Die Forderungen der Aktivsten und Aktivistinnen sind aber dringender denn je: Steuergelder, die jetzt vergeben werden, um die Wirtschaft zu retten, müssen in ein nachhaltiges, krisensicheres Wirtschaftssystem investiert werden. Dafür hat eine Allianz aus 91 Organisationen, darunter etwa Amnesty International, Global2000, Greenpeace, Attac und viele weitere einen Klima-Corona-Deal entworfen, der von über 500 Wissenschaftler*innen aus ganz Österreich unterstützt wird - darunter etwa Politikwissenschaftler Uli Brand, Ökonomin Sigrid Stagl und Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb.

Österreichs Klimapolitik muss einfach aufholen: Derzeit ist sie am vorletzten Platz in der EU


„Im Vergleich zu anderen EU-Ländern konnte in Österreich durch die Corona-Politik auch wirklich viel Leid verhindert werden. Wenn wir uns allerdings ansehen, wie es mit unserer Klimapolitik steht, dann rutschen wir auf den vorletzten Platz in der EU. Wir müssen aber für beide Krisen, für Corona und für die Klimakrise, politische Lösungen finden!“, ist die 16-jährige Dora Zeiko von Fridays For Future Ried (OÖ), die schon seit Mittwoch in Wien campiert, überzeugt.

Ökosoziale Konjunkturpakete für die Zukunft der Menschen

„Die Rettungsgelder, die jetzt in die Hand genommen werden, müssen gleichzeitig auch in eine ökosoziale Zukunft investiert werden. Die Erhaltung von Arbeitsplätzen muss dabei im Mittelpunkt stehen. Durch nachhaltige Infrastrukturprojekte, wie beispielsweise dem Ausbau des öffentlichen Verkehrs können hunderttausende Jobs geschaffen werden, die gleichzeitig helfen, die Klimakrise zu bewältigen. Denn genauso wie die Corona-Krise bedeutet die Klimakrise Leid für Mensch und Wirtschaft, doch wenn die Klimakatastrophe da ist, bleibt sie auch. Wir müssen aktuelle Steuergelder nutzen und uns langfristig abzusichern, anstatt uns kurzfristig zu retten“, so Anika Dafert von Fridays For Future Salzburg.


1,5-Grad-konformer Umbau: Klimaforscher*innen sollen Platz in aktuellen Verhandlungen bekommen

„Genauso wie bei Corona fordern wir in der Klimakrise faktenbasierte, schnelle Handlungen der Politik. Und die Fakten liegen auf dem Tisch: Wenn sich die Erde mehr als 1,5 Grad aufheizt, drohen uns katastrophale Konsequenzen. 1,5 Grad mag zwar nach wenig klingen, aber mit jedem Zehntelgrad mehr steigt die Wahrscheinlichkeit, gefährliche Kipppunkte zu überschreiten. Was folgt sind extreme Dürren, Hochwasser, Naturkatastrophen.
Hört auf die Wissenschaft, denn die Zeit läuft uns davon! Klimaforscher*innen müssen genauso wie Wirtschaftsberater*innen einen Platz in den Verhandlungen bekommen. Nur so kann der der nötige soziale und ökologische Umbau der österreichischen Wirtschaft gelingen und das 2040-Ziel im Regierungsprogramm umgesetzt werden. Raus aus Fossilen, rein in die Zukunft!“, so Julian Kragler (18), Zivildiener und Klimaaktivist.


Krise(n) demokratisch bewältigen statt hinter verschlossenen Türen

„Wir fordern eine demokratische Bewältigung der Krisen. Noch nie wurde so viel Geld in die Hand genommen - Geld, das über unsere Zukunft entscheidet. Doch diese Verhandlungen finden hinter verschlossenen Türen, ohne Einbindung der Zivilgesellschaft statt. Seit Mittwoch sitzen wir Jugendlichen durchgehend vor dem Bundeskanzleramt, jedoch wissen wir nicht, was am Verhandlungstisch passiert. Die Vergabe von 38 Milliarden Euro beeinflusst die Zukunft jeder Österreicherin und jedes Österreichers. Es sollte selbstverständlich sein, dass diese Verhandlungen transparent ablaufen. Die Zivilgesellschaft und alle Sozialpartner müssen an den Verhandlungen um die Verteilung der staatlichen Finanzhilfen beteiligt werden. Vergabekriterien müssen transparent gestaltet werden und dem 1,5 Grad Ziel entsprechen.", fordert Franziska Marhold (18) von FFF Wien.

Klimakrise schon längst angekommen

„Ja, wir in Österreich werden die Auswirkungen der Klimakrise nicht so bald, so direkt und im selben Ausmaß spüren wie andere Länder. Doch die indirekten Folgen - Ernteausfälle, Unruhen, klimatisch bedingte Flucht, Wirtschaftskrisen - bekommen wir hierzulande dann auch zu spüren, egal wo sie auf der Welt passieren. Mit klugen, zukunftsgerichteten Staatshilfen kann man heute die Probleme von morgen noch mildern- wenn wir jetzt handeln!“. Der Protest wird noch mindestens bis Mittwoch dauern.

Österreichweite Aktionen:
Nicht nur in Wien wird deswegen demonstriert: Ähnliche Aktionen finden in Linz, Salzburg, Innsbruck, Graz (24-Stunden-Mahnwache) und Bregenz statt.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /