© andreas160578 pixabay.com / Photovoltaik
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Wiener Bauordnungsreform bringt mehr Klimaschutz

Wohnbaustadträtin und Grünen-Planungssprecher kündigen Ausweitung von Solarpflicht an

Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal und Grünen-Planungssprecher Peter Kraus kündigen Änderungen bei der Wiener Bauordnung an, die gut fürs Klima sind und die Grundlagen für mehr Digitalisierung in der Stadt deutlich stärken. Der vorliegende Entwurf wird diese Woche zur Begutachtung vorgelegt.

"Mit dieser Reform der Bauordnung drehen wir in der Stadt an Schrauben, um Wien optimal auf die Chancen und Herausforderungen von Klimawandel und Digitalisierung vorzubereiten. Die Stadt wird dadurch moderner, klimafreundlicher und zukunftsfitter", freut sich Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal.

Peter Kraus, Planungssprecher der Grünen Wien: "Wien geht einen großen Schritt in die erneuerbare Zukunft. Solaranlagen auf Wiens Dächern werden zum Standard und beschleunigen den Ausstieg aus fossiler Energie. Saubere Energie und saubere Umwelt - das ist vor allem in unsicheren Zeiten wichtig. Darum produziert mit der neuen Bauordnung jedes neue Dach erneuerbare Energie. Das ist die Erfolgsformel für die Zukunft."

Wesentliche Änderungen im Überblick:

Ergänzung des Stadtplanungs-Zielkatalogs um Klimafragen

Die Ziele, die bei der Festsetzung und Änderung von Flächenwidmungsplänen und Bebauungsplänen zu berücksichtigen sind, werden erweitert; etwa um Maßnahmen, die dem Klimawandel entgegenwirken, um Regenwassermanagement oder um den verstärkten Einsatz von Kreislaufwirtschaft.

Erweiterung des Fachbeirats um Klimaschutzexpertise

Der Fachbeirat für Stadtplanung und Stadtgestaltung wird um eine Expertin bzw. einen Experten auf dem Gebiet Klimaschutz bzw. Energiewesen erweitert. Dadurch wird dieses entscheidende Zukunftsthema auch in diesem wichtigen Gremium noch mehr Gewicht erhalten.

Ausweitung der Solarpflicht auf Wohngebäude und Bildungsbauten

Bei bestimmten Neubauten müssen bereits heute verpflichtend Solaranlagen vorgesehen werden. Künftig gilt das auch für Wohngebäude und Bildungsbauten. Die Höhe der Verpflichtung ist für den Wohnbau so bemessen, dass der produzierte Strom unmittelbar im Haus verbraucht werden kann (z.B. in den allgemeinen Hausteilen). Die kleine Bauordnungsnovelle sorgt somit für einen sanften Einstieg in die Photovoltaik (PV). Wo ein über das Mindesterfordernis hinausgehendes Ausmaß von PV-Anlagen sinnvoll ist, werden die Bauwerber diese Möglichkeiten - nicht zuletzt auch dank entsprechender Förderanreize - planmäßig sehr verstärkt nützen.

Sicherstellung der Solarverpflichtung auf Ersatzflächen

Wenn die Errichtung von Photovoltaik-Anlagen aus rechtlichen, technischen oder wirtschaftlichen Gründen im Einzelfall nicht möglich ist, konnte die Verpflichtung bisher entfallen. Künftig ist der Solarverpflichtung in solchen Fällen auf Ersatzflächen nachzukommen. Auf diese Weise wird der Einsatz solarer Energieträger bzw. anderer technischer Systeme zur Nutzung umweltschonender Energieträger insgesamt gestärkt (Wohnbauten sind von der Ersatzverpflichtung ausgenommen).

Gleichzeitig wird eine Rechtsgrundlage für die elektronische Abwicklung von Bauverfahren geschaffen.

Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge

In Neubauten sowie bei größeren Renovierungen sollen unter bestimmten Umständen Ladepunkte für Elektroautos bzw. Leerverrohrungen zur nachträglichen Schaffung von weiteren Ladeplätzen verpflichtend vorgesehen werden. Die genaue Anzahl wird gesetzlich vorgegeben und ist abhängig davon, ob es sich um ein Wohngebäude oder Nicht-Wohngebäude handelt. Die Regelung dient der Förderung der Elektromobilität und entspricht auch der Umsetzung von EU-Recht.

Solarfreundliche Reform der Bauordnung macht Sinn

Damit wird eine langjährige Forderung von NEOS umgesetzt, meint dazu NEOS Wien Klimaschutzsprecher Stefan Gara. Er will sich den Gesetzesentwurf genau anschauen: „Wir werden darauf achten, dass tatsächlich verbindliche Richtlinien für klimafreundliches Bauen in Wien kommen. Dann sind wir gerne bereit, die Regierungsparteien zu unterstützen. Gerade der Ausbau der Solarenergie birgt in unserer Stadt noch riesiges Potential, das bislang ungehoben ist. Eine Solar-Offensive ist zudem ein wichtiger Jobmotor gerade in Zeiten der Corona-Krise.“
Die Klubobfrau der neuen Volkspartei Wien, Elisabeth Olischar, meint zu den angekündigten Änderungen: "Klar ist: Die Stadt muss im eigenen Wirkungsbereich endlich tätig werden. Beim Ausbau von Photovoltaikanlagen auf städtischen Gebäuden hinkt die Stadt Wien stark hinterher. Knapp 34 km² Dachflächen stehen in Wien zur Verfügung und dennoch gibt es kaum städtische PV-Anlagen“, so Olischar und weiter: „Laut Statistik Austria hat Wien im Bundesländervergleich den geringsten Anteil an Erneuerbaren an der Strom-Eigenproduktion. Nun muss der nächste Schritt sein, alle öffentlichen Gebäude auf ihr Potenzial zu prüfen und rasch in die Umsetzung zu kommen. Die Stadt hat es selbst in der Hand, durch Solarenergie nachhaltig im Klimaschutzbereich anzusetzen.“



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /