© W. J.Pucher - oekonews / Lisa Frühbauer GF Vienna Pass,  Fr. Anna Maria  Fuchs GF der Ernst Fuchs Museum BetriebsgmbH
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Ernst Fuchs: Ein inspirierender Rückblick im Gedenken an den Künstler

Anlässlich des Gedenkens an den 90. Geburtstag von Ernst Fuchs trafen sich einstige Freunde, Bewunderer und weitere Interessierte im Ernst-Fuchs-Museum in Wien.

© W.J. Pucher - oekonews/ Stimmiger Abend im Gedenken an den Künstler Ernst Fuchs
© W.J. Pucher - oekonews/ Stimmiger Abend im Gedenken an den Künstler Ernst Fuchs
© oekonews/ Arik Brauer, Tillmann Fuchs und Wolfgang Pucher (Fotograf oekonews)
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© W. J.Pucher - oekonews /  Michael Fuchs mit Igor Belov  (Journalist aus Moskau)
© W. J.Pucher - oekonews / Michael Fuchs mit Igor Belov (Journalist aus Moskau)
© W. J.Pucher - oekonews / Bernd Lötsch holte mit seiner Rede die Menschen ab
© W. J.Pucher - oekonews / Bernd Lötsch holte mit seiner Rede die Menschen ab
© W. J.Pucher - oekonews / Arik Brauer erzählte Erlebnisse mit Ernst Fuchs aus der gemeinsamen Jugend
© W. J.Pucher - oekonews / Arik Brauer erzählte Erlebnisse mit Ernst Fuchs aus der gemeinsamen Jugend

Am 13.Februar wäre Ernst Fuchs, einer der wichtigsten Vertreter des Phantastischen Realismus, 90 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass lud Anna Maria Fuchs, die Geschäftsführerin des Ernst Fuchs Museums, in die Otto-Wagner-Villa ein, die von Ernst Fuchs einst vor dem Verfall gerettet wurde. Bereits in den 1960-er Jahren startete Ernst Fuchs gemeinsam mit Friedensreich Hundertwasser und Arnulf Rainer eine Rettungsaktion für die Villa. Leider hatte zu dieser Zeit niemand den Mut, ihn weiter zu unterstützen. 1972 konnte er die Villa endlich aus eigenen Mitteln erwerben um sie zu sanieren und verwendete sie als sein Atelier. 1988 wurde sein Lebenstraum war und das Ernst-Fuchs-Museum in der Otto-Wagner-Villa konnte eröffnet werden.

Ernst Fuchs war ein Universalgenie. Er war nicht nur Maler und Bildhauer, sondern auch Grafiker, Designer, Bühnenbildner, Architekt, Komponist und Dichter. Im Rahmen des Treffens, zu dem rund 120 Gäste kamen, erzählten einstige Weggefährten und Freunde des Künstlers, darunter Arik BRAUER, über das Leben des Künstlers, der den Zeitgeist überwand, der Werke schuf, in denen auch die Liebe zur Erde und die Ökologie eine starke Rolle spielte.

Bernd LÖTSCH beeindruckte bei der Gedenkfeier mit einer flammenden Rede:

"Heute, an diesem 13. Februar 2020 wäre das Universalgenie Ernst Fuchs 90 Jahre alt geworden. Ich bin voll Dankbarkeit hierher gekommen - erstens dankbar und stolz, zu jenen zu gehören, die er einen Freund nannte - verbunden mit unvergesslichen Erinnerungen, - zweitens aber auch um jenen zu danken, die den wichtigsten Teil seines fast übermenschlich gewaltigen Lebenswerkes pflegen, für die Nachwelt sichern und es durch die destruktiven Wirrnisse, ja fast Selbstauslöschungstendenzen des heutigen Kunstbetriebes hindurch retten, wie ja auch Ernst Fuchs mit seinen Begabungen und seinem Wesen den Zeitgeist überwand, über alle Kunstströmungen hinweg . . .

- Sein sicherer Strich in seiner schwungvollen Ausgeschriebenheit,
- sein ebenso grüblerisches wie sinnliches Wesen,
- die Eignung seiner altmeisterlichen Technik für skurrile Traumvisionen und mythologische Eingebungen bleiben unerreicht.

Der staunenden Kunstszene bot er - auf den ersten Blick sakral und "kunsthistorisch" wirkende Blätter und Tafeln - aber mit frechen, frivolsten Assoziationen zwischen Martyrien und Wollust, Geburt und Tod, Mensch-Tier Chimären - und dies bei aller Schaurigkeit und rätselhaften Mystik voll hinreißender Ästhetik im Formalen.

Zur geradezu unglaublichen Beherrschung so vieler graphischer, malerischer und skulptureller Techniken kamen bei ihm auch noch die handwerklichen Erfahrungen und Fertigkeiten - von Keramik zu Bronze, von Textilkunst zu Intarsien - um nur einige zu nennen.

Nun aber zum erwähnten Dank an jene, die sich um sein ideelles Weiterleben hier verdient machen, womit sie uns Heutigen die kunsthistorisch einmalige Verschmelzung zweier Wien-Genies bewahren und erschließen - des Otto Wagner - Bahnbrecher und Universalist der Achitektur, der Stadtbaukunst und der Humanitas : "Für die Ärmsten das Schönste" war dessen Motto für die sozialmedizinische Großtat der Jahrhundertwende auf der Baumgartner Höhe, unweit von hier - auf einem ehemaligen Steinbruchgelände ("Steinhof") - das Otto Wagner Spital an der Schwelle von Jugendstil zu "art deco" - die "Weisse Stadt" mit ursprünglich 34 Pavillions, Zentralgebäude, Kirche,Theater, Cafés, Großwäscherei, Werk-stätten für 9 Handwerkszweige,Großgärtnerei und eigener Landwirtschaft, wo nötig verbunden durch die Schienen der betriebseigenen Schmalspurbahn . . .

- heute müssen umweltengagierte Bildungsbürger, einige hier unter den Gästen(!) - einen Großteil ihrer Lebenszeit aufwenden, um Otto Wagners Gesamtkunstwek samt Grünraum gegen Verfall u. kommunale Wohnbauspekulation auf diesen bisher öffentlichen Wohlfahrtsgründen zu verteidigen - so ging das öffentliche Wien mit seinen Jugendstilperlen um - bedeutet aber auch:

Wenn Ernst Fuchs sich nicht seinen Kindheitstraum erfüllt hätte, das verfallende Architekturjuwel der Wagner Villa zu erwerben und glückhaft mit seinem eigenen Kunstschaffen zu verschmelzen - dann stünde an diesem schönen Wienerwaldhang heute ein Gesiba Bau oder eine Tankstelle oder beides zusammen.

So aber kann die "beinah Ruine" der Wagner Villa - durch den congenialen "Nachnutzer" noch einmal künstlerisch aufgewertet - heute als markante "Fuchsvilla" in neuer - oder besser - zeitloser Pracht, erstrahlen.

Ich stehe hier als Freund aber auch als Zeitzeuge eines weiteren Opus magnum, eines mystischen Großkunstwerkes,das der gereifte Meister, fallweise mit einem auserwählten Helfer (Rainer Stern), über neun Jahre hinweg konsequent, für Gottes Lohn, wie ein Gelübde, verfolgte (ähnlich wie das sakrale Versprechen für sein seinerzeitiges "Abendmahl"-Gemälde in Jerusalem).

Ich meine hier seine "Apokalypse" (wörtlich "biblische Offenbarung des Weltunterganges") im nun fensterlosen Grundgewölbe des Klagenfurter Domes, der St. Egyd Kapelle. Ich verbrachte darin Tage, schoss hunderte Fotos dieser halb verborgenen "Höhlenmalereien phantastischer Sakralkunst des späten 20. Jahrhunderts" und konnte noch immer nicht wirklich alles bewusst sehen oder deuten.

Es bereitet einem seelische Wechselbäder zwischen erschrockenem Zurückweichen vor den Grauen eines visionären Weltendes - mit modernen Zeitbezügen New Yorks 09/2011 Anschlag auf die TwinTowers, Roboterkriegen, Überschall-Bombern, Zerstörern, Eurofightern, Raumfahrt und den elektronisch digitalen Massendrogen von Pop-Ikonen bis Sex-Idolen - aber das alles neben einer gemalten Ode an die Schönheit der Schöpfung oder eines "Himmlischen Jerusalem" als Stadt, die "keinen Tempel hat, denn die ganze Schöpfung sei ihr Tempel"- mit Edelsteinen (brillant gemalt als könnte man sie von der Wand brechen), umrankt von Lebensbäumen "die zwölfmal im Jahr fruchten", dazu farbenfrohe Vögel Schmetterlinge, voll Demut des Meisters vor der Natur mit fast zoologischer Akribie ausgeführt, Arten die es tatsächlich noch gibt - mit denen der Malerfürst auf seine Art einmal mehr daran erinnert, was auf dem Spiel steht . . . .

Man schwankt zwischen Erleuchtung und Bilderrätseln, steht in einer "Zeitmaschine, die einen von antiken Gemetzeln bis zum Höllenfeuer unter der "U.S.Freiheitsstatue auf dem Scheiterhaufen des Bösen" führt.

Mit heutigen reproduktionstechnischen Möglichkeiten könnte man in einer fensterlosen Kubatur im Keller oder einem Nebengebäude die Gewölbe in Leichtmaterial nachbilden u. durch einfache "son et lumière" Projektionen den intensiv farbglühenden Zauber dieser "SakralGrotte" ins Wiener FuchsMuseum holen - wo es auch besser zugänglich beworben werden könnte als es die selteneren Kleingruppentermine in der Klagenfurter St Egyd Kapelle gestatten.

Das Heitere zum Schluß

Gemessen an solch schaurig-schönen Weltuntergangsvisionen war Ernst Fuchs ein überraschend humorvoller Apokalyptiker, neigte sogar zu selbstironischen Pointen, konnte - auch wenn er sich häufig selbst inszenierte, voll menschlicher Wärme sein - und vor allem förderlich und hilfsbereit wenn es um junge Talente ging, oder um weniger erfolgreiche Kollegen, wenn sie seiner Meinung nach wirklich etwas konnten . . .

Als sich aus mehreren Meisterklassen an der Akademie der Bildenden Künste die begabtesten zu einer Widerstandsgruppe gegen den herrschenden Ungeist von Galeristen und Kunstkritikern formierte, die keine Naturmalerei ausstellen wollten aber "gegenstandslose Schmierereien wortreich zu künstlerischen Höchstleistungen emporstilisierten" war ich bereit,etliche von ihnen eben vis à vis vom kunsthistorischen Museums auszustellen - im Naturhistorischen. Als sie dann auch zu Malexkursionen in die Natonalparke drängten - herrliche Erinnerungen mit Arik Brauer zu Wasser und zu Lande in den Donau March Auen, andere in den Hohen Tauern und ins Kamptal, nannten sich die talentierten Widerständler "Malergruppe Gegenstand" und wir formulierten ihr Manifest mit provokanten Sätzen wie "Malerei ohne Gegenstand ist wie Dichtung ohne Worte". .

Als wir mit ihnen eine Leistungsschau im Austrian Center der UNO City machten, baten wir Meister Ernst Fuchs um eine Eröffnungsrede. Vorher inspizierte er die Bilder mit wachsender Anerkennung und innerer Übereinstimmung, schwang sich dann voll Wohlwollen auf´s Podium und geriet mit seinen so nett gemeinten Worten ausnahmsweise in eine völlig unbeabsichtigte Pointe mit anschwellendem Lacherfolg "Ihr seid alle meine Kinder . . . "


DANKE an Bernd LÖTSCH für die (etwas erweiterte) Niederschrift seiner grandiosen Rede, die auf den Punkt bringt, welche Bedeutung der Künstler Ernst Fuchs für Österreich und für die Welt hatte und noch immer hat.

WJP


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /