© domelaci / Gebäude der Landesregierung in St.Pölten
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Klare Forderung: St.Pölten als Klimahauptstadt 2024

Zukunftsgewandte neue Wege als Gebot der Stunde

Gemeinsam haben mehrere zivilgesellschaftlichen Projektpartner, und zwar der Alpenverein St. Pölten, Extinction Rebellion Niederösterreich, Fridays For Future Niederösterreich, das Haus des Lernens, das Klimavolksbegehren, die Landrettung St. Pölten, Lebenswertes Traisental, Metamorphosis 2050, die Naturfreunde St. Pölten, der Naturschutzverein LANIUS , die Radlobby St. Pölten, Umwelt Lebenswert Ober-Grafendorf, die Verkehrswende NÖ ZUUM und Zukunft Umwelt Traisental ihre Idee vor kurzem vorgestellt.


Für die Stadt St. Pölten ebenso wie für zahlreiche zivilgesellschaftliche Initiativen, die ihre Ideen und ihr Herzblut in die Bewerbung St. Pöltens als Kulturhauptstadt 2024 gesteckt haben, war die abschlägige Entscheidung eine bittere Enttäuschung.

Die Vertreter und Vertreterinnen der Initiativen meinen: "Statt die Flinte ins Korn zu werfen, ist es ein Gebot der Stunde, zusammenzurücken und miteinander das Beste aus der neuen Situation zu machen, zu lernen und zukunftsgewandte neue Wege zu beschreiten. Bereits während der Bewerbung machten sich LandschaftsarchitektInnen, NaturschutzFachleute, KünstlerInnen und verschiedenste Initiativen dafür stark, den noch weitgehend intakten ländlich geprägten Kulturraum ringsum St. Pölten als wesentliches Alleinstellungsmerkmal St. Pöltens wahrzunehmen und dem Thema Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Bewahrung der Biodiversität bei der Themensetzung eine zentrale Rolle einzuräumen. Immer mehr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, sowie insbesondere auch der Weltbiodiversitätsrat, sehen den Klimawandel und das Artensterben als „Zwillingskrise“, sodass künftig beiden Themen gebührende Beachtung geschenkt und ein glaubwürdiges Arbeitsprogramm zur Lösung der Probleme zeitnahe angegangen werden muss. St. Pölten hat sowohl im Stadtgebiet als auch im umliegenden Kulturland idealtypische Voraussetzungen, um ausgehend von den hier kleinräumig immer noch vorhandenen „ökologischen Schatztruhen“ eine Modellregion für Nachhaltigkeit, Klima- und Artenschutz zu entwickeln."


Einige der beteiligten Initiativen haben gemeinsam mit dem KulturhauptSTART-Büro und anderen offiziellen VertreterInnen der Stadt St. Pölten bereits während der Bewerbung nach dem Motto „Kultur macht Klima“ St. Pölten als „Klima- UND Kulturhauptstadt 2024“ propagiert. Die Initiativen, die sich zur Bewerbung St. Pöltens als Klima- und Kulturhauptstadt 2024 zusammengefunden haben, möchten nun an ihrer Vision einer Klimahauptstadt 2024 festhalten und plädieren dazu für einen Schulterschluss zwischen Zivilgesellschaft, der Stadt St. Pölten und dem Land Niederösterreich herzustellen.

Geänderte Perspektive als neue Chance

Statt überstürzter Umsetzung zahlreicher Infrastrukturprojekte, die St. Pölten bis 2024 zur kurzfristigen Bewältigung massenhafter Besucherströme finalisieren hätte müssen, ist Einkehr gefragt. Es ist uns nun möglich, ganz besonnen festzustellen, welche wirtschafts- gesellschafts- kultur- und klimapolitischen Maßnahmen unsere Region nachhaltig stärken, unsere Lebensperspektiven verbessern und die Lebensgrundlagen auch für kommende Generationen bestmöglich sichern.

Fallbeispiel Mobilität

Eines der Projekte, bei dem mit Verweis auf die Ausrichtung der Kulturhauptstadt besonderer Druck auf Stadtregierung und Land Niederösterreich lastete, ist eine geplante Schnellstraße S 34 samt weiterer Anschlussprojekte: ein menschen- und klimaschädliches Straßenbauvorhaben im Herzen Niederösterreichs, der kürzlich die Genehmigungsfähigkeit mit folgender Begründung1 beschieden wurde: "Außerhalb der Stadt St. Pölten ist das Verkehrsnetz des öffentlichen Verkehrs (Bahn, Linienbus) vorwiegend auf den Pendler- und Schülerverkehr abgestimmt und reicht nicht aus, die Qualitätsanforderungen eines modernen öffentlichen Verkehrs hinsichtlich Geschwindigkeit, Taktangebot und Komfort zu gewährleisten."

Die Initiativen, die sich für eine gemeinsame Bewerbung der Smartup-Initiative „Klimahauptstadt 2024“ zusammenschließen, treten dieser Argumentation mit aller Entschiedenheit entgegen. Unter dem Eindruck von Klimawandel und Artensterben ist es nämlich von eminenter Bedeutung, dieses und weitere Straßenbauprojekte auf Niederösterreichs gesunder Erde abzusagen und stattdessen die ins Treffen geführten Schwächen im Bereich des öffentlichen Verkehrsnetzes zu beheben. Richtigerweise muss die Befundung zu folgender Zielsetzung führen: „In der Region St. Pölten ist das öffentliche Mobilitätsangebot so auszubauen, dass die Qualitätsanforderungen eines modernen öffentlichen Verkehrs hinsichtlich Geschwindigkeit, Taktangebot und Komfort gewährleistet sind.“

Wir wollen die Menschen mit unserem Projekt ansprechen und dazu bewegen, für eine Modellregion für Nachhaltigkeit im Raum St. Pölten einzutreten: Sowohl die politischen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger unserer Stadt und unseres Landes, als auch die gesamte mit der Region verbundene Bevölkerung.

Mit der Fortführung der Vision St. Pöltens als Klimahauptstadt 2024 wollen die Initiaitven nun unter neuen Rahmenbedingungen den in Bild 2 insinuierten KlimahauptSTART ausrufen und die einzigartigen kulturräumlichen Gegebenheiten der Region St. Pölten nutzen, um diese hin zu einem international angesehenen Hotspot für Nachhaltigkeit, Klima- und Artenschutz weiterzuentwickeln, und ganz konkret ◦ die Möglichkeit greifbar machen, eine prosperierende Region St. Pölten mit artenreicher Kulturlandschaft zu verbinden. Gleichzeitig soll die Vielfalt an Pflanzen, Tieren und Lebensräumen als Grundlage für eine lebenswerte und gesunde Region St. Pölten gefördert werden. Eine vielfaltleben-Gemeindeerklärung St. Pöltens im Rahmen der gleichnamigen Kampagne des Lebensministeriums soll mit dem Naturschutzbund verfasst und gemeinsam umgesetzt werden. Die Herausforderungen der regionalen Lebensmittelnahversorgung, Landschaftspflege und Biodiversität sind ohne Widersprüche aufzulösen. Auch der Weg für eine menschen- und klimagerechten Mobilitätszukunft soll geebnet werden. Die Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger von Stadt und Land solle dazu ermutigt werden, mit einer unkonventionellen und richtungsweisenden Verkehrs-, Umwelt- und Klimapolitik im Raum St. Pölten im Interesse Österreichs und der Welt einen Meilenstein und Wendepunkt in Hinblick auf die Erfüllung der Pariser Klimaziele zu setzen.

"Mit einem Bekenntnis zu diesem Projekt versprechen wir uns auch einen essenziellen Beitrag zur Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung und zur Österreichischen Biodiversitätsstrategie," sind sich die Vertreter und Vertreterinnen der Initiativen vollends einig.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /