© Aga_Ba pixabay.com / Schinken
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Osterjause ohne schlechtes Gewissen

WWF mahnt zu mehr Achtsamkeit beim Osterschinken

Der Großteil der heimischen Schweinefleischproduktion erfolgt unter ökologisch problematischen Bedingungen – Weniger als drei Prozent der Schweineaufzucht erfolgt in Bio-Qualität – WWF Österreich fordert bessere Kennzeichnung und empfiehlt Bio-Siegel

Wien - Bei der traditionellen Osterjause inklusive Osterschinken lohnt ein Blick auf die Herkunft und Qualität der Lebensmittel besonders. Nur 2,7 Prozent der heimischen Schweine werden unter Bio-Bedingungen gehalten, 97,3 Prozent konventionell. Besonders problematisch bei der konventionellen Schweinezucht ist der breite Einsatz von importiertem Sojaschrot als Futtermittel. Etwa 80 Prozent des nach Österreich importierten Futter-Sojas werden als gentechnisch veränderte Ware deklariert. Der WWF Österreich empfiehlt daher biologisch und umweltfreundlich erzeugte Produkte: „Ein Bio-Siegel oder ‚Ohne Gentechnik-Siegel‘ macht gerade bei Schweinefleischwaren einen großen Unterschied. Denn auch bei AMA-Schweinefleisch oder AMA-Osterschinken dürfen gentechnisch veränderte Futtermittel eingesetzt werden“, erklärt Helene Glatter-Götz, Expertin für nachhaltige Ernährung beim WWF Österreich. „Gleichzeitig wissen Konsumenten oft nicht, woher ihr Osterschinken stammt, da die Herkunft bei verarbeiteten Fleisch- und Wurstwaren nicht angegeben werden muss“, so Glatter-Götz. Der WWF Österreich fordert daher eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung für verarbeitete Fleischprodukte. Auch in der Gastronomie und in der Außer-Haus-Verpflegung soll klar gekennzeichnet sein, woher das verwendete Fleisch auf dem Teller stammt. „Das würde importiertes Billigfleisch zurückdrängen und zugleich den heimischen Landwirten helfen“, sagt Glatter-Götz und fordert die blockierende Lebensmittelindustrie zum Umdenken auf.


Sowohl in Sachen Tierwohl als auch beim Futtermitteleinsatz gibt es großen Aufholbedarf in der konventionellen Schweinehaltung in Österreich. „In Anbauländern wie Brasilien, Argentinien und Paraguay beschleunigt der Gen-Sojaanbau die Zerstörung riesiger Gebiete an wertvollen Regenwäldern oder Savannen. Für diese Futtermittel wird der Klimawandel befeuert und einige der artenreichsten Lebensräume der Welt gehen verloren“, so WWF-Expertin Glatter-Götz. Gleichzeitig kommt auch das Tierwohl zu kurz: So ist etwa Kastration ohne Betäubung erlaubt, Schwänze dürfen kupiert werden und den Schweinen steht in der Regel viel zu wenig Platz und Auslauf zur Verfügung.

Mit einem Pro-Kopf-Konsum von rund 37,2 Kilogramm wird in keinem anderen EU-Land so viel Schweinefleisch gegessen wie in Österreich. Jedes Jahr werden über 180.000 Tonnen Schweinefleisch nach Österreich eingeführt. „Dieses Importfleisch wird vor allem in Bereichen ohne verpflichtende Herkunftskennzeichnung verwendet: in der Außer-Haus-Verpflegung und bei verarbeitetem Fleisch“, erklärt Helene Glatter-Götz und bekräftigt die Notwendigkeit einer besseren Information. Selbstverständlich sind auch die Konsumentinnen und Konsumenten gefordert, sie brauchen dafür aber mehr Unterstützung und klare Regelungen von Politik und Handel.

WWF-Fleischratgeber für nachhaltigeren Konsum

Falsche Ernährungsgewohnheiten befeuern Naturzerstörung, Klimakrise und Artensterben. Daher hat der WWF Österreich eine einzigartige Orientierungshilfe für nachhaltigen Fleisch-Einkauf erarbeitet. Grünes Licht gibt der WWF-Fleischratgeber nur für Bio-Fleisch, am besten aus der Region. Weitere Produkte werden anhand eines Ampelsystems auf Basis ihrer Umweltfolgen gereiht. Der Einkaufshelfer zeigt auch, dass pflanzliche Alternativen, wie etwa Seitan, (inländische) Sojaprodukte und Hülsenfrüchte, fast immer eine weitaus bessere Umwelt- und Klimabilanz als Fleisch haben. In Österreich wird rund dreimal mehr Fleisch gegessen als vom Gesundheitsministerium empfohlen wird. Der WWF-Fleischratgeber ist eine Hilfestellung für jene Menschen, die sich umweltbewusster ernähren möchten, ohne dabei zur Gänze auf Fleisch zu verzichten.

WWF Fleischratgeber online unter: www.wwf.at/fleischratgeber


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /