Photovoltaik schickt Pumpspeicher in Siesta

13.7.2012 Eine oekonews- Ansichtssache von Dr. Fritz Binder-Krieglstein

Die unregelmäßige Sonneneinstrahlung würde die Spitzenkraftwerke wie etwa Pumpspeicher-Wasserkraftwerke enorm herausfordern, lautet die Annahme der etablierten Stromindustrie. Jüngste Zahlen des BDEW (Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft) zum Jahr 2011 lassen jedoch aufhorchen.

Trotz 8 AKW-Abschaltungen (weitgehend konstante Stromproduktion) und zugleich Rekordzubau an Photovoltaikanlagen (unstete Stromproduktion) verringerten sich die Vollaststunden der Pumpspeicher-Kraftwerke um ca. 10 %. Am größten Standort, den Schluchseewerken, sank etwa die Betriebsart-Wechselrate (= Umschalten zw. Wasser pumpen und Strom produzieren) um ca. 17 % gegenüber 2010. http://www.klimaretter.info/energie/hintergrund/11511-energiewende-paradox



Folgen dieser Entwicklung sind erstens zunehmende Gewinneinbußen. Denn ausgerechnet zu Mittag, als die Margen am höchsten waren, schickt die Photovoltaik die Pumpspeicher in eine immer ausgedehntere Siesta. Zweitens werden sich dadurch noch nicht abgeschriebene Pumpanlagen schwerer bzw. Neuanlagen kaum oder nicht mehr rechnen. Hier drückt der Schuh der Stromkonzerne am heftigsten.



Fazit: Aus ökonomischer Vorsicht und kaufmännischer Sorgfaltspflicht sind allen geplanten Großprojekten sowohl bei Speichern als auch bei Produktion und Netzen ein ‘time out’ zu verordnen. Sie müssen vollkommen transparent nachvollziehbar von unabhängigen, internationalen und vor allem energiewendeerfahrenen GutachterInnen neubewertet werden, welche Gesamtsystem-Expertisen frei von Erklärungsmustern und Druck des alten fossil-atomaren Energiesystems erstellen. Es gibt diese Wissenschaftler, und in ausreichender Zahl!

Wie sonst könnten in der Energiesystemwende Politik und Verwaltung, die immer in Großprojekte involviert sind, beurteilen, ob solche Ideen unterstützenswert oder abzulehnen sind?, fragt sich um Sachlichkeit bemüht



Ihr



Dr. Fritz Binder-Krieglstein