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UN-Nachhaltigkeitskonferenz: Ernährung, Energie und Wasser wichtigste Themen

Armutsbekämpfung und umweltverträgliches Wirtschaftswachstum im Mittelpunkt - IUFE-Diskussionsforum über "green economy"

"Die laufenden Verhandlungen für die UN-Nachhaltigkeitskonferenz Ende Juni in Rio gehen extrem schlecht voran. Die Länder des Südens haben Angst, die green economy sei eine neue Idee der Industriestaaten, um sich von ihrer Verantwortung freizukaufen. Alle Mitgliedstaaten müssen sich nun von Wortklaubereien verabschieden und sich auf die wesentlichen Themen Ernährung, Energie- und Wasserversorgung konzentrieren. Schließlich geht es in Rio darum, eine Strategie für die Welt der nächsten 20 Jahre zu definieren." Das sagte der beigeordnete UN-Generalsekretär Thomas Stelzer bei einer Diskussionsveranstaltung des Instituts für Umwelt, Friede und Entwicklung (IUFE) in Wien.

Da jedes Jahr 80 Millionen Menschen weltweit neu auf den Arbeitsmarkt kommen und 400 Millionen Arbeitsplätze neu geschaffen werden müssen, sei Wirtschaftswachstum die einzige Strategie. "Wir müssen aber die Fehler der Vergangenheit vermeiden und anders wachsen als bisher. Darauf weisen Erderwärmung, Hunger, Flüchtlingsbewegungen und Nahrungsmittelkrisen hin", unterstrich Stelzer.

Die Energieversorgung sei einer der Schlüssel. "2,5 Milliarden Menschen sind ohne Zugang zu Energie. Die UNO hat daher das Ziel ausgegeben, bis zum Jahr 2050 den Energiezugang für alle zu sichern, die Energieeffizienz um 50 % zu steigern und den Anteil erneuerbarer Energie auf 50 % zu heben", erläuterte Stelzer.

Entscheidendes Kriterium sei die Kostenwahrheit. "Erdöl und Atomkraft werden massiv subventioniert, obwohl sie der Umwelt schaden. Gäbe es diese Subventionen nicht, wären weder Erdöl noch Atom marktfähig. Eine 'green economy' kommt nur dann zum Durchbruch, wenn versteckte Umwelt- und Sozialkosten sichtbar werden", stellte Stelzer fest. Der Umschwung habe aber begonnen. Global sei in den letzten drei Jahren erstmals mehr in erneuerbare als in traditionelle Energie investiert worden.

Weitere essentielle Ziele seien der Zugang von Frauen zum Arbeitsmarkt und zu Bildung sowie die Stärkung der Landwirtschaft. "Der Anteil der Entwicklungshilfemittel, der in die Landwirtschaft geht, ist in den letzten 20 Jahren von 14 auf 3 % gesunken", warnte Stelzer.

Mehr Augenmerk müsse auch dem Sozialwesen geschenkt werden. "5,1 Milliarden Menschen sind ohne ausreichende soziale Versorgung. Es geht daher um gleichen Zugang zum Arbeitsmarkt, um rechtliche Sicherheit für Arbeitnehmer und darum, dass die Menschen von ihrer Arbeit leben können", sagte Stelzer.

Die Nahrungsmittelkrise 2008 habe in 30 Ländern zu Aufständen und Unruhen geführt. Ein dichtes soziales Netz, wie es Österreich hat, mache ein Land weniger krisenanfällig. "Nachhaltige Entwicklung bedeutet auch Friedenssicherung. Es zeigt sich, dass die ausgeglichensten Gesellschaften auch die friedfertigsten sind", bekräftigte Stelzer.

Lopatka: Österreichs "grüne Wirtschaft" auf Erfolgskurs

Mit seiner "green economy" sei Österreich auf einem guten Weg, sagte NR-Abg. Reinhold Lopatka, Leiter des Internationalen Netzwerks in der Wirtschaftskammer. Die Zahl der "green jobs" in Österreich sei auf 210.000 gestiegen. Im Programm "Respact" haben sich heimische Unternehmen zusammengeschlossen, um die Nachhaltigkeit in der Wirtschaft gemeinsam zu stärken. Eine steigende Zahl von Wirtschaftspartnerschaften mit Unternehmen in Entwicklungsländern helfe, den privatwirtschaftlichen Sektor in diesen Ländern zu stärken.

Lopatka verwies auch darauf, dass Österreich im Rahmen des Weltbank-Entwicklungsfonds IFC heuer zum drittgrößten Geber geworden sei und seine Beiträge von 23 auf 25 Millionen Dollar erhöht habe. "Trotz der Wirtschaftskrise in Europa dürfen wir nicht nur Nabelschau betreiben. Wir müssen den Blick aufs Ganze erhalten, denn unser ökologischer Fußabdruck ist nicht zufrieden stellend. Noch immer brauchen wir weit mehr, als wir dürften", stellte Lopatka fest.

"20 Jahre nach dem Erdgipfel von Rio sind nicht alle Hoffnungen von damals erfüllt", sagte IUFE-Vorsitzender NR-Abg. Franz Glaser. "Es gab zwar große Fortschritte bei der Armutsverringerung in Asien, der Aufholprozess vor allem im südlichen Afrika ist aber noch ausständig. Die Anstrengungen zur Erreichung der UN-Millenniumsziele müssen daher durch mehr Mittel für die - vor allem bilaterale - Entwicklungszusammenarbeit verstärkt werden."


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /